Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachdenkliche Beschreibung
her wol überdacht und überlegt haben: Hat man nun
erst die Wissenschaft eines Dinges/ und verstehet/ was
darunter verborgen ist/ so entstehet so fort darüber ein
Verlangen/ oder ein Abscheu: Erkennet man erst den
Greuel der Höllenpein/ man wird dazu kein Verlangen
schöpfen/ sondern den Abscheu vielmehr allerdings ent-
pfinden: Auf welchen Abscheu alsofort entstehen wird
eine Andacht/ Lust/ Wunsch und Fleiß/ solche Höllen-
pein zuvermeiden/ und deshalber mit Glauben zu beten;
Ein solches gläubiges Gebet aber wird allererst die rechte
Uhrsach die Hölle zu vermeiden/ und in den Himmel
wird derselbe kommen/ wer die Hölle kan vermeiden:
Also veruhrsachet ein wahres Bedenken und Betrach-
ten/ so wol den Himmel als die Hölle: Daher man leicht
vernimt/ was an unserem Bedenken und meditation
uns allen sei gelegen. Und heisset es: Meditatio parit
scientiam scientia compunctionem, compunctio de-
votionem, devotio perficit Orationem.
Sind Wor-
te des Augustini.

Es hat uns auch gleichsam die Natur vorstellen
wollen die Ewigkeit/ und einen Abscheu für der unseeli-
gen Ewigkeit an den Drachen/ die man Basilisken nen-
net/ davon man schreibet/ und die Erfahrung bezeugen
sol/ daß ein Basilisk nicht allein das allervergiftigste
Thier sei/ so nur durch sein Anhauchen alles Gras und
Kräuter vergiften und verderben/ auch alle andere
böse Thiere mit seinem blossen Gezisch von ferne verja-
gen/ die Vögel aus der Luft vertreiben/ auch durch
Menschliche Gewalt nicht ertödtet werden kan. AElia-
nus
erwehnt/ daß in einem wüsten Orte in Africa ein
Aas gelegen/ welches zuverzehren allerlei grimmige
Thiere und Schlangen sich heran gefunden; Es hätte
sich aber auch ein zischender Basilisk herzu genahet/ auf

wel-

Nachdenkliche Beſchreibung
her wol uͤberdacht und uͤberlegt haben: Hat man nun
erſt die Wiſſenſchaft eines Dinges/ und verſtehet/ was
darunter verborgen iſt/ ſo entſtehet ſo fort daruͤber ein
Verlangen/ oder ein Abſcheu: Erkennet man erſt den
Greuel der Hoͤllenpein/ man wird dazu kein Verlangen
ſchoͤpfen/ ſondern den Abſcheu vielmehr allerdings ent-
pfinden: Auf welchen Abſcheu alſofort entſtehen wird
eine Andacht/ Luſt/ Wunſch und Fleiß/ ſolche Hoͤllen-
pein zuvermeiden/ und deshalber mit Glauben zu beten;
Ein ſolches glaͤubiges Gebet aber wird allererſt die rechte
Uhrſach die Hoͤlle zu vermeiden/ und in den Himmel
wird derſelbe kommen/ wer die Hoͤlle kan vermeiden:
Alſo veruhrſachet ein wahres Bedenken und Betrach-
ten/ ſo wol den Himmel als die Hoͤlle: Daher man leicht
vernimt/ was an unſerem Bedenken und meditation
uns allen ſei gelegen. Und heiſſet es: Meditatio parit
ſcientiam ſcientia compunctionem, compunctio de-
votionem, devotio perficit Orationem.
Sind Wor-
te des Auguſtini.

Es hat uns auch gleichſam die Natur vorſtellen
wollen die Ewigkeit/ und einen Abſcheu fuͤr der unſeeli-
gen Ewigkeit an den Drachen/ die man Baſilisken nen-
net/ davon man ſchreibet/ und die Erfahrung bezeugen
ſol/ daß ein Baſilisk nicht allein das allervergiftigſte
Thier ſei/ ſo nur durch ſein Anhauchen alles Gras und
Kraͤuter vergiften und verderben/ auch alle andere
boͤſe Thiere mit ſeinem bloſſen Geziſch von ferne verja-
gen/ die Voͤgel aus der Luft vertreiben/ auch durch
Menſchliche Gewalt nicht ertoͤdtet werden kan. Ælia-
nus
erwehnt/ daß in einem wuͤſten Orte in Africa ein
Aas gelegen/ welches zuverzehren allerlei grimmige
Thiere und Schlangen ſich heran gefunden; Es haͤtte
ſich aber auch ein ziſchender Baſilisk herzu genahet/ auf

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0348" n="280"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachdenkliche Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
her wol u&#x0364;berdacht und u&#x0364;berlegt haben: Hat man nun<lb/>
er&#x017F;t die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft eines Dinges/ und ver&#x017F;tehet/ was<lb/>
darunter verborgen i&#x017F;t/ &#x017F;o ent&#x017F;tehet &#x017F;o fort daru&#x0364;ber ein<lb/>
Verlangen/ oder ein Ab&#x017F;cheu: Erkennet man er&#x017F;t den<lb/>
Greuel der Ho&#x0364;llenpein/ man wird dazu kein Verlangen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfen/ &#x017F;ondern den Ab&#x017F;cheu vielmehr allerdings ent-<lb/>
pfinden: Auf welchen Ab&#x017F;cheu al&#x017F;ofort ent&#x017F;tehen wird<lb/>
eine Andacht/ Lu&#x017F;t/ Wun&#x017F;ch und Fleiß/ &#x017F;olche Ho&#x0364;llen-<lb/>
pein zuvermeiden/ und deshalber mit Glauben zu beten;<lb/>
Ein &#x017F;olches gla&#x0364;ubiges Gebet aber wird allerer&#x017F;t die rechte<lb/>
Uhr&#x017F;ach die Ho&#x0364;lle zu vermeiden/ und in den Himmel<lb/>
wird der&#x017F;elbe kommen/ wer die Ho&#x0364;lle kan vermeiden:<lb/>
Al&#x017F;o veruhr&#x017F;achet ein wahres Bedenken und Betrach-<lb/>
ten/ &#x017F;o wol den Himmel als die Ho&#x0364;lle: Daher man leicht<lb/>
vernimt/ was an un&#x017F;erem Bedenken und <hi rendition="#aq">meditation</hi><lb/>
uns allen &#x017F;ei gelegen. Und hei&#x017F;&#x017F;et es: <hi rendition="#aq">Meditatio parit<lb/>
&#x017F;cientiam &#x017F;cientia compunctionem, compunctio de-<lb/>
votionem, devotio perficit Orationem.</hi> Sind Wor-<lb/>
te des <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tini.</hi></p><lb/>
        <p>Es hat uns auch gleich&#x017F;am die Natur vor&#x017F;tellen<lb/>
wollen die Ewigkeit/ und einen Ab&#x017F;cheu fu&#x0364;r der un&#x017F;eeli-<lb/>
gen Ewigkeit an den Drachen/ die man Ba&#x017F;ilisken nen-<lb/>
net/ davon man &#x017F;chreibet/ und die Erfahrung bezeugen<lb/>
&#x017F;ol/ daß ein Ba&#x017F;ilisk nicht allein das allervergiftig&#x017F;te<lb/>
Thier &#x017F;ei/ &#x017F;o nur durch &#x017F;ein Anhauchen alles Gras und<lb/>
Kra&#x0364;uter vergiften und verderben/ auch alle andere<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Thiere mit &#x017F;einem blo&#x017F;&#x017F;en Gezi&#x017F;ch von ferne verja-<lb/>
gen/ die Vo&#x0364;gel aus der Luft vertreiben/ auch durch<lb/>
Men&#x017F;chliche Gewalt nicht erto&#x0364;dtet werden kan. <hi rendition="#aq">Ælia-<lb/>
nus</hi> erwehnt/ daß in einem wu&#x0364;&#x017F;ten Orte in <hi rendition="#aq">Africa</hi> ein<lb/>
Aas gelegen/ welches zuverzehren allerlei grimmige<lb/>
Thiere und Schlangen &#x017F;ich heran gefunden; Es ha&#x0364;tte<lb/>
&#x017F;ich aber auch ein zi&#x017F;chender Ba&#x017F;ilisk herzu genahet/ auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0348] Nachdenkliche Beſchreibung her wol uͤberdacht und uͤberlegt haben: Hat man nun erſt die Wiſſenſchaft eines Dinges/ und verſtehet/ was darunter verborgen iſt/ ſo entſtehet ſo fort daruͤber ein Verlangen/ oder ein Abſcheu: Erkennet man erſt den Greuel der Hoͤllenpein/ man wird dazu kein Verlangen ſchoͤpfen/ ſondern den Abſcheu vielmehr allerdings ent- pfinden: Auf welchen Abſcheu alſofort entſtehen wird eine Andacht/ Luſt/ Wunſch und Fleiß/ ſolche Hoͤllen- pein zuvermeiden/ und deshalber mit Glauben zu beten; Ein ſolches glaͤubiges Gebet aber wird allererſt die rechte Uhrſach die Hoͤlle zu vermeiden/ und in den Himmel wird derſelbe kommen/ wer die Hoͤlle kan vermeiden: Alſo veruhrſachet ein wahres Bedenken und Betrach- ten/ ſo wol den Himmel als die Hoͤlle: Daher man leicht vernimt/ was an unſerem Bedenken und meditation uns allen ſei gelegen. Und heiſſet es: Meditatio parit ſcientiam ſcientia compunctionem, compunctio de- votionem, devotio perficit Orationem. Sind Wor- te des Auguſtini. Es hat uns auch gleichſam die Natur vorſtellen wollen die Ewigkeit/ und einen Abſcheu fuͤr der unſeeli- gen Ewigkeit an den Drachen/ die man Baſilisken nen- net/ davon man ſchreibet/ und die Erfahrung bezeugen ſol/ daß ein Baſilisk nicht allein das allervergiftigſte Thier ſei/ ſo nur durch ſein Anhauchen alles Gras und Kraͤuter vergiften und verderben/ auch alle andere boͤſe Thiere mit ſeinem bloſſen Geziſch von ferne verja- gen/ die Voͤgel aus der Luft vertreiben/ auch durch Menſchliche Gewalt nicht ertoͤdtet werden kan. Ælia- nus erwehnt/ daß in einem wuͤſten Orte in Africa ein Aas gelegen/ welches zuverzehren allerlei grimmige Thiere und Schlangen ſich heran gefunden; Es haͤtte ſich aber auch ein ziſchender Baſilisk herzu genahet/ auf wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/348
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/348>, abgerufen am 23.11.2024.