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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung

Doch der Tod fleucht immer weg) Auf je-
den Todeswunsch in der Hölle/ fleucht der Tod gleich-
sam immer zur Höll hinnaus: Apoc. 9. v. 6. stehet/ die
Menschen suchen den Tod/ und finden ihn nicht/ werden
begehren zu sterben/ und der Tod wird von ihnen fliehen.
Sich immer todt wünschen/ befodert eben den Tod nicht/
wiewol es an sich nicht ohn Sünde ist: An seinem Leben
aber verzweifelen/ und die mörderische Hand ihm selbst
anlegen/ veruhrsachet zwar den zeitlichen Tod durch
solche verzweifelte Mordwerke/ und komt man endlich
durch solche Verzweifelung zum Ende/ und findet die
todgierige Verzweifelung endlich den Tod; Hergegen
die Sterbensgierige Verzweifelung in der Hölle/ findet
immer ein neues verzweifelen des Leben/ abgemattetes
Ende in der Verzweifelung/ findet daselbst stets neuen
Anfang zur Verzweifelung. Des Augustini Worte
lauten unter andern hievon also: Habebunt impii in
cruciatibus vitam: sed qui vivunt in tormentis, cu-
piunt (si fieri potest) finire vitam talem, sed nemo
dat eis interitum, ut nemo auferat cruciatum. Pae-
nae illic non tantum sine fine, sed recrudescentes per-
petim & novae.

O! Verzweiflung in der Hölle/
Findet nimmer Endungsstelle!
Unter hundert tausend Teufeln/
Hundert tausend mahl verzweiflen/
Hundert tausend Jahre lang/
Macht vom neuem stets Anfang/
Jn der Angst nur zu verderben/
Und doch in der Angst nicht sterben.

Marter doch und Sterbenswunsch wird
stets neu und grimmig-reg.
) Wan einer hundert
mahl etwas versuchet/ und ist vergebens und ümsonst/

so
Nachdenkliche Beſchreibung

Doch der Tod fleucht immer weg) Auf je-
den Todeswunſch in der Hoͤlle/ fleucht der Tod gleich-
ſam immer zur Hoͤll hinnaus: Apoc. 9. v. 6. ſtehet/ die
Menſchen ſuchen den Tod/ und finden ihn nicht/ werden
begehren zu ſterben/ und der Tod wird von ihnen fliehen.
Sich immer todt wuͤnſchen/ befodert eben den Tod nicht/
wiewol es an ſich nicht ohn Suͤnde iſt: An ſeinem Leben
aber verzweifelen/ und die moͤrderiſche Hand ihm ſelbſt
anlegen/ veruhrſachet zwar den zeitlichen Tod durch
ſolche verzweifelte Mordwerke/ und komt man endlich
durch ſolche Verzweifelung zum Ende/ und findet die
todgierige Verzweifelung endlich den Tod; Hergegen
die Sterbensgierige Verzweifelung in der Hoͤlle/ findet
immer ein neues verzweifelen des Leben/ abgemattetes
Ende in der Verzweifelung/ findet daſelbſt ſtets neuen
Anfang zur Verzweifelung. Des Auguſtini Worte
lauten unter andern hievon alſo: Habebunt impii in
cruciatibus vitam: ſed qui vivunt in tormentis, cu-
piunt (ſi fieri poteſt) finire vitam talem, ſed nemo
dat eis interitum, ut nemo auferat cruciatum. Pæ-
næ illic non tantum ſine fine, ſed recrudeſcentes per-
petim & novæ.

O! Verzweiflung in der Hoͤlle/
Findet nimmer Endungsſtelle!
Unter hundert tauſend Teufeln/
Hundert tauſend mahl verzweiflen/
Hundert tauſend Jahre lang/
Macht vom neuem ſtets Anfang/
Jn der Angſt nur zu verderben/
Und doch in der Angſt nicht ſterben.

Marter doch und Sterbenswunſch wird
ſtets neu und grimmig-reg.
) Wan einer hundert
mahl etwas verſuchet/ und iſt vergebens und uͤmſonſt/

ſo
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[262/0330] Nachdenkliche Beſchreibung Doch der Tod fleucht immer weg) Auf je- den Todeswunſch in der Hoͤlle/ fleucht der Tod gleich- ſam immer zur Hoͤll hinnaus: Apoc. 9. v. 6. ſtehet/ die Menſchen ſuchen den Tod/ und finden ihn nicht/ werden begehren zu ſterben/ und der Tod wird von ihnen fliehen. Sich immer todt wuͤnſchen/ befodert eben den Tod nicht/ wiewol es an ſich nicht ohn Suͤnde iſt: An ſeinem Leben aber verzweifelen/ und die moͤrderiſche Hand ihm ſelbſt anlegen/ veruhrſachet zwar den zeitlichen Tod durch ſolche verzweifelte Mordwerke/ und komt man endlich durch ſolche Verzweifelung zum Ende/ und findet die todgierige Verzweifelung endlich den Tod; Hergegen die Sterbensgierige Verzweifelung in der Hoͤlle/ findet immer ein neues verzweifelen des Leben/ abgemattetes Ende in der Verzweifelung/ findet daſelbſt ſtets neuen Anfang zur Verzweifelung. Des Auguſtini Worte lauten unter andern hievon alſo: Habebunt impii in cruciatibus vitam: ſed qui vivunt in tormentis, cu- piunt (ſi fieri poteſt) finire vitam talem, ſed nemo dat eis interitum, ut nemo auferat cruciatum. Pæ- næ illic non tantum ſine fine, ſed recrudeſcentes per- petim & novæ. O! Verzweiflung in der Hoͤlle/ Findet nimmer Endungsſtelle! Unter hundert tauſend Teufeln/ Hundert tauſend mahl verzweiflen/ Hundert tauſend Jahre lang/ Macht vom neuem ſtets Anfang/ Jn der Angſt nur zu verderben/ Und doch in der Angſt nicht ſterben. Marter doch und Sterbenswunſch wird ſtets neu und grimmig-reg.) Wan einer hundert mahl etwas verſuchet/ und iſt vergebens und uͤmſonſt/ ſo

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/330>, abgerufen am 24.11.2024.