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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung

Als der alte graue Polycarpus indem solte ver-
brannt werden/ und der Proconsul ihm also das Feur
andröhete/ sagte derselbe getrost: Tu ignem minitaris,
qui brevi tempore ardet, & paulo post extinguitur:
Ignoras enim ignem futuri judicii, qui aeterno impio-
rum supplicio reservatur.
Dieses ewigbrennende
Feur beschreibet Johannes also Apoc. 14. v. 10. Von
dem Weine des Zornes Gottes trinken/ der eingeschen-
ket und lauter ist in seines Zorns Kelche/ und wird ge-
qweelet werden mit Feur und Schwefel vor den heiligen
Engeln/ und vor dem Lamm/ und der Rauch ihrer
Qwaal wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit/ und
sie haben keine Ruhe Tag und Nacht.

Weil nur unser Leib und Seel bleibt das
Wunder-Flammenhaus)
Nennet man ein Haus/
und daß darin Flammen und Feur durchfahre/ so muß
solches Haus endlich in solchen Flammen vergehen:
Nun sol durch der Verdamten Leib und Seel unaus-
löschliches Feur und Flammen ewig brechen/ und den-
noch nicht vergehen/ noch verbrennen/ daher es der
Reimtext nennet das Wunder-Flammenhaus. Es
hat Augustinus de Civit. D. in lib. 21. cap. 4. ein son-
derlich weitleuftig Capittel de naturalibus exemplis,
quorum consideratio doceat, posse inter ignes vi-
ventia corpora permanere:
Jn welchem Capittel der
heilige Vater weitleuftig anführet vielerlei in der Na-
tur/ und uns täglich vor Augen sich befindende Wun-
der und Wunderdinge/ die man doch nicht begreiffen
kan/ aber darauf nicht sonderlich achtet/ weil man der
täglichen gebräuchlichen Befindung gewohnt/ welches
auch Augustinus daselbst also berührt: Quarum vero
rerum ante oculos nostros quotidiana documenta
versantur, non genere minus mirabili, sed ipsa assi-
duitate vilescunt.
Und kurtz darauf redet er abermahl

davon
Nachdenkliche Beſchreibung

Als der alte graue Polycarpus indem ſolte ver-
brannt werden/ und der Proconſul ihm alſo das Feur
androͤhete/ ſagte derſelbe getroſt: Tu ignem minitaris,
qui brevi tempore ardet, & paulo poſt extinguitur:
Ignoras enim ignem futuri judicii, qui æterno impio-
rum ſupplicio reſervatur.
Dieſes ewigbrennende
Feur beſchreibet Johannes alſo Apoc. 14. v. 10. Von
dem Weine des Zornes Gottes trinken/ der eingeſchen-
ket und lauter iſt in ſeines Zorns Kelche/ und wird ge-
qweelet werden mit Feur und Schwefel vor den heiligen
Engeln/ und vor dem Lamm/ und der Rauch ihrer
Qwaal wird aufſteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit/ und
ſie haben keine Ruhe Tag und Nacht.

Weil nur unſer Leib und Seel bleibt das
Wunder-Flammenhaus)
Nennet man ein Haus/
und daß darin Flammen und Feur durchfahre/ ſo muß
ſolches Haus endlich in ſolchen Flammen vergehen:
Nun ſol durch der Verdamten Leib und Seel unaus-
loͤſchliches Feur und Flammen ewig brechen/ und den-
noch nicht vergehen/ noch verbrennen/ daher es der
Reimtext nennet das Wunder-Flammenhaus. Es
hat Auguſtinus de Civit. D. in lib. 21. cap. 4. ein ſon-
derlich weitleuftig Capittel de naturalibus exemplis,
quorum conſideratio doceat, poſſe inter ignes vi-
ventia corpora permanere:
Jn welchem Capittel der
heilige Vater weitleuftig anfuͤhret vielerlei in der Na-
tur/ und uns taͤglich vor Augen ſich befindende Wun-
der und Wunderdinge/ die man doch nicht begreiffen
kan/ aber darauf nicht ſonderlich achtet/ weil man der
taͤglichen gebraͤuchlichen Befindung gewohnt/ welches
auch Auguſtinus daſelbſt alſo beruͤhrt: Quarum verò
rerum ante oculos noſtros quotidiana documenta
verſantur, non genere minus mirabili, ſed ipſa aſſi-
duitate vileſcunt.
Und kurtz darauf redet er abermahl

davon
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[130/0198] Nachdenkliche Beſchreibung Als der alte graue Polycarpus indem ſolte ver- brannt werden/ und der Proconſul ihm alſo das Feur androͤhete/ ſagte derſelbe getroſt: Tu ignem minitaris, qui brevi tempore ardet, & paulo poſt extinguitur: Ignoras enim ignem futuri judicii, qui æterno impio- rum ſupplicio reſervatur. Dieſes ewigbrennende Feur beſchreibet Johannes alſo Apoc. 14. v. 10. Von dem Weine des Zornes Gottes trinken/ der eingeſchen- ket und lauter iſt in ſeines Zorns Kelche/ und wird ge- qweelet werden mit Feur und Schwefel vor den heiligen Engeln/ und vor dem Lamm/ und der Rauch ihrer Qwaal wird aufſteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit/ und ſie haben keine Ruhe Tag und Nacht. Weil nur unſer Leib und Seel bleibt das Wunder-Flammenhaus) Nennet man ein Haus/ und daß darin Flammen und Feur durchfahre/ ſo muß ſolches Haus endlich in ſolchen Flammen vergehen: Nun ſol durch der Verdamten Leib und Seel unaus- loͤſchliches Feur und Flammen ewig brechen/ und den- noch nicht vergehen/ noch verbrennen/ daher es der Reimtext nennet das Wunder-Flammenhaus. Es hat Auguſtinus de Civit. D. in lib. 21. cap. 4. ein ſon- derlich weitleuftig Capittel de naturalibus exemplis, quorum conſideratio doceat, poſſe inter ignes vi- ventia corpora permanere: Jn welchem Capittel der heilige Vater weitleuftig anfuͤhret vielerlei in der Na- tur/ und uns taͤglich vor Augen ſich befindende Wun- der und Wunderdinge/ die man doch nicht begreiffen kan/ aber darauf nicht ſonderlich achtet/ weil man der taͤglichen gebraͤuchlichen Befindung gewohnt/ welches auch Auguſtinus daſelbſt alſo beruͤhrt: Quarum verò rerum ante oculos noſtros quotidiana documenta verſantur, non genere minus mirabili, ſed ipſa aſſi- duitate vileſcunt. Und kurtz darauf redet er abermahl davon

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/198>, abgerufen am 22.11.2024.