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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
lichen Hunger und Durst leiden müssen? Und dero-
gleichen geringe/ mögliche/ schuldige Bezeigungen/ Ver-
richtungen und Unterlassungen vielmehr/ derer sich ein
ruchloser dummdoller Mensch/ Gottes Gebot zuwider/
muhtwilliger weise entweder annimt/ oder nicht annimt/
und also ihm selbst aus lauter doller Dummheit die schwe-
re unerträgliche Ewigkeit veruhrsachet: Rühret alles
aber daher/ weil man das erschrekliche ewig-sein
nicht recht bedenket noch betrachtet/ noch/ was der Christ-
liche Glaube sei/ recht beobachtet.

Dummes-dolles Menschen Kind/
Recht betracht/ wie oft die Sünd/
Leicht zu unterlassen sei/
Die dich machet Höllen-frei:
Und du dummes-dolles Kind/
Hast dennoch die leichte Sünd
Unbedachtsam so vollbracht/
Die zum Höllen-Kind dich macht.

Endelose Qwaal und Pein kan die nicht die
Hinderung dir am Angenblikke sein!)
Alles was
uns als ein wollüstiges Wesen anscheinet/ das wehret
ein Augenblikk: Alles wodurch man so muhtwillig die
Hölle verdient/ das wehret ein Augenblikk. Job. 20. v. 5.
stehet/ der Ruhm des Gottlosen stehet nicht lange/ und
die Freude des Heuchlers wehret ein Augenblikk. Prov.
12. v.
19. heisset es nach dem Grunde/ die falsche Zunge
bestehet ein Augenblikk. Job. 21. v. 13. Sie werden alt
bei guten Tagen/ und erschrekken kaum ein Augenblikk
für der Hölle.

Solte dan nun dieses vergebliche kützelhafte
Augenblikk
nicht uns erinneren/ nicht uns verhin-
deren/
nicht bei uns verminderen können das augen-
blikliche Wollüstlein dieses Lebens? dadurch wir so

muht-

Nachdenkliche Beſchreibung
lichen Hunger und Durſt leiden muͤſſen? Und dero-
gleichen geringe/ moͤgliche/ ſchuldige Bezeigungen/ Ver-
richtungen und Unterlaſſungen vielmehr/ derer ſich ein
ruchloſer dummdoller Menſch/ Gottes Gebot zuwider/
muhtwilliger weiſe entweder annimt/ oder nicht annimt/
und alſo ihm ſelbſt aus lauter doller Dum̃heit die ſchwe-
re unertraͤgliche Ewigkeit veruhrſachet: Ruͤhret alles
aber daher/ weil man das erſchrekliche ewig-ſein
nicht recht bedenket noch betrachtet/ noch/ was der Chriſt-
liche Glaube ſei/ recht beobachtet.

Dummes-dolles Menſchen Kind/
Recht betracht/ wie oft die Suͤnd/
Leicht zu unterlaſſen ſei/
Die dich machet Hoͤllen-frei:
Und du dummes-dolles Kind/
Haſt dennoch die leichte Suͤnd
Unbedachtſam ſo vollbracht/
Die zum Hoͤllen-Kind dich macht.

Endeloſe Qwaal und Pein kan die nicht die
Hinderung dir am Angenblikke ſein!)
Alles was
uns als ein wolluͤſtiges Weſen anſcheinet/ das wehret
ein Augenblikk: Alles wodurch man ſo muhtwillig die
Hoͤlle verdient/ das wehret ein Augenblikk. Job. 20. v. 5.
ſtehet/ der Ruhm des Gottloſen ſtehet nicht lange/ und
die Freude des Heuchlers wehret ein Augenblikk. Prov.
12. v.
19. heiſſet es nach dem Grunde/ die falſche Zunge
beſtehet ein Augenblikk. Job. 21. v. 13. Sie werden alt
bei guten Tagen/ und erſchrekken kaum ein Augenblikk
fuͤr der Hoͤlle.

Solte dan nun dieſes vergebliche kuͤtzelhafte
Augenblikk
nicht uns erinneren/ nicht uns verhin-
deren/
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[124/0192] Nachdenkliche Beſchreibung lichen Hunger und Durſt leiden muͤſſen? Und dero- gleichen geringe/ moͤgliche/ ſchuldige Bezeigungen/ Ver- richtungen und Unterlaſſungen vielmehr/ derer ſich ein ruchloſer dummdoller Menſch/ Gottes Gebot zuwider/ muhtwilliger weiſe entweder annimt/ oder nicht annimt/ und alſo ihm ſelbſt aus lauter doller Dum̃heit die ſchwe- re unertraͤgliche Ewigkeit veruhrſachet: Ruͤhret alles aber daher/ weil man das erſchrekliche ewig-ſein nicht recht bedenket noch betrachtet/ noch/ was der Chriſt- liche Glaube ſei/ recht beobachtet. Dummes-dolles Menſchen Kind/ Recht betracht/ wie oft die Suͤnd/ Leicht zu unterlaſſen ſei/ Die dich machet Hoͤllen-frei: Und du dummes-dolles Kind/ Haſt dennoch die leichte Suͤnd Unbedachtſam ſo vollbracht/ Die zum Hoͤllen-Kind dich macht. Endeloſe Qwaal und Pein kan die nicht die Hinderung dir am Angenblikke ſein!) Alles was uns als ein wolluͤſtiges Weſen anſcheinet/ das wehret ein Augenblikk: Alles wodurch man ſo muhtwillig die Hoͤlle verdient/ das wehret ein Augenblikk. Job. 20. v. 5. ſtehet/ der Ruhm des Gottloſen ſtehet nicht lange/ und die Freude des Heuchlers wehret ein Augenblikk. Prov. 12. v. 19. heiſſet es nach dem Grunde/ die falſche Zunge beſtehet ein Augenblikk. Job. 21. v. 13. Sie werden alt bei guten Tagen/ und erſchrekken kaum ein Augenblikk fuͤr der Hoͤlle. Solte dan nun dieſes vergebliche kuͤtzelhafte Augenblikk nicht uns erinneren/ nicht uns verhin- deren/ nicht bei uns verminderen koͤnnen das augen- blikliche Wolluͤſtlein dieſes Lebens? dadurch wir ſo muht-

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/192>, abgerufen am 25.11.2024.