Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung Dieser feurige Pfuel aber/ darin man lebendig wird ge-worffen werden/ wird mit Schwefel brennen cap. 19. v. 20. Dem aber/ der überwinden wird sol kein Leid ge- schehen von dem anderen Tode ib. cap. 2. v. 11. Durch den ersten Tod stirbet hier ab der Leib/ durch den anderen Tod stirbet ewig die Seel ohn absterben/ stirbet immer und stirbet doch nimmer: Solches immer-sterben aber ist das/ ewig von GOtt abgesonderte Qwaal Leben in der Hölle/ da die Seel nunmehr ewig unseeligst ist/ und der Leib ewig eine Marterbank ist. Augustinus de Civ. D. lib. 19. cap. 28. beschreibet dieses sonderlich und also: Miseria sempiterna est quae dicitur secunda mors: quia nec anima ibi vivere dicenda est, quae a vita, Dei alienata erit: nec corpus (ibi vivere) quod aeternis doloribus subiacebit: Ac per hoc ideo durior secunda mors erit, quia finiri morte non poterit. ---- Quod igitur bellum gravius & amarius cogitari poterit, quam ubi voluntas sic adversa est passioni, & passio voluntati, ut nullius earum victoria tales inimicitiae finiantur: Et ubi sic confligit cum ipsa na- tura corporis vis doloris, ut neutrum alteri cedat? Hic enim quando contingit iste conflictus, aut dolor vincit & sensum mors adimit: aut natura perdurans vincit, & dolorem sanitas tollit. Ibi autem & dolor permanet, ut affligat; & natura perdurat, ut sentiat: quia utrumque non deficit, ne paena deficiat. Die- ses meinet und dahin zielet dieser hocherleuchteter Va- ter: Das ewigwehrende Höllische Elend/ heisset der ewige Tod: Weil die Menschliche Seel gar nicht lebet/ die ausser GOtt/ ohn GOtt und wider Gott leben muß; auch der Leib von keinem Leben recht weiß/ der immer- wehrenden Marter und Qwaal unterworffen ist: Und daher ist der andere Tod desto härter und grausamer/ weil derselbe durch keinen Tod oder Todesstiche geen- digt
Nachdenkliche Beſchreibung Dieſer feurige Pfuel aber/ darin man lebendig wird ge-worffen werden/ wird mit Schwefel brennen cap. 19. v. 20. Dem aber/ der uͤberwinden wird ſol kein Leid ge- ſchehen von dem anderen Tode ib. cap. 2. v. 11. Durch den erſten Tod ſtirbet hier ab der Leib/ durch den anderen Tod ſtirbet ewig die Seel ohn abſterben/ ſtirbet immer und ſtirbet doch nimmer: Solches immer-ſterben aber iſt das/ ewig von GOtt abgeſonderte Qwaal Leben in der Hoͤlle/ da die Seel nunmehr ewig unſeeligſt iſt/ und der Leib ewig eine Marterbank iſt. Auguſtinus de Civ. D. lib. 19. cap. 28. beſchreibet dieſes ſonderlich und alſo: Miſeria ſempiterna eſt quæ dicitur ſecunda mors: quia nec anima ibi vivere dicenda eſt, quæ à vita, Dei alienata erit: nec corpus (ibi vivere) quod æternis doloribus ſubiacebit: Ac per hoc ideo durior ſecunda mors erit, quia finiri morte non poterit. —— Quod igitur bellum gravius & amarius cogitari poterit, quam ubi voluntas ſic adverſa eſt paſſioni, & paſſio voluntati, ut nullius earum victoria tales inimicitiæ finiantur: Et ubi ſic confligit cum ipſa na- tura corporis vis doloris, ut neutrum alteri cedat? Hic enim quando contingit iſte conflictus, aut dolor vincit & ſenſum mors adimit: aut natura perdurans vincit, & dolorem ſanitas tollit. Ibi autem & dolor permanet, ut affligat; & natura perdurat, ut ſentiat: quia utrumque non deficit, ne pæna deficiat. Die- ſes meinet und dahin zielet dieſer hocherleuchteter Va- ter: Das ewigwehrende Hoͤlliſche Elend/ heiſſet der ewige Tod: Weil die Menſchliche Seel gar nicht lebet/ die auſſer GOtt/ ohn GOtt und wider Gott leben muß; auch der Leib von keinem Leben recht weiß/ der immer- wehrenden Marter und Qwaal unterworffen iſt: Und daher iſt der andere Tod deſto haͤrter und grauſamer/ weil derſelbe durch keinen Tod oder Todesſtiche geen- digt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="92"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachdenkliche Beſchreibung</hi></fw><lb/> Dieſer feurige Pfuel aber/ darin man lebendig wird ge-<lb/> worffen werden/ wird mit Schwefel brennen <hi rendition="#aq">cap. 19.<lb/> v.</hi> 20. Dem aber/ der uͤberwinden wird ſol kein Leid ge-<lb/> ſchehen von dem anderen Tode <hi rendition="#aq">ib. cap. 2. v.</hi> 11. Durch<lb/> den erſten Tod ſtirbet hier ab der Leib/ durch den anderen<lb/> Tod ſtirbet ewig die Seel ohn abſterben/ ſtirbet immer<lb/> und ſtirbet doch nimmer: Solches immer-ſterben aber iſt<lb/> das/ <hi rendition="#fr">ewig von GOtt abgeſonderte Qwaal Leben<lb/> in der Hoͤlle/</hi> da die <hi rendition="#fr">Seel</hi> nunmehr ewig <hi rendition="#fr">unſeeligſt</hi><lb/> iſt/ und der Leib ewig eine Marterbank iſt. <hi rendition="#aq">Auguſtinus<lb/> de Civ. D. lib. 19. cap.</hi> 28. beſchreibet dieſes ſonderlich<lb/> und alſo: <hi rendition="#aq">Miſeria ſempiterna eſt quæ dicitur ſecunda<lb/> mors: quia nec anima ibi vivere dicenda eſt, quæ à<lb/> vita, <hi rendition="#k">Dei</hi> alienata erit: nec corpus (ibi vivere) quod<lb/> æternis doloribus ſubiacebit: Ac per hoc ideo durior<lb/> ſecunda mors erit, quia finiri morte non poterit.<lb/> —— Quod igitur bellum gravius & amarius cogitari<lb/> poterit, quam ubi voluntas ſic adverſa eſt paſſioni,<lb/> & paſſio voluntati, ut nullius earum victoria tales<lb/> inimicitiæ finiantur: Et ubi ſic confligit cum ipſa na-<lb/> tura corporis vis doloris, ut neutrum alteri cedat?<lb/> Hic enim quando contingit iſte conflictus, aut dolor<lb/> vincit & ſenſum mors adimit: aut natura perdurans<lb/> vincit, & dolorem ſanitas tollit. Ibi autem & dolor<lb/> permanet, ut affligat; & natura perdurat, ut ſentiat:<lb/> quia utrumque non deficit, ne pæna deficiat.</hi> Die-<lb/> ſes meinet und dahin zielet dieſer hocherleuchteter Va-<lb/> ter: Das ewigwehrende Hoͤlliſche Elend/ heiſſet der<lb/> ewige Tod: Weil die Menſchliche Seel gar nicht lebet/<lb/> die auſſer GOtt/ ohn GOtt und wider Gott leben muß;<lb/> auch der Leib von keinem Leben recht weiß/ der immer-<lb/> wehrenden Marter und Qwaal unterworffen iſt: Und<lb/> daher iſt der <hi rendition="#fr">andere Tod</hi> deſto haͤrter und grauſamer/<lb/> weil derſelbe durch keinen <hi rendition="#fr">Tod</hi> oder <hi rendition="#fr">Todesſtiche</hi> geen-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">digt</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0160]
Nachdenkliche Beſchreibung
Dieſer feurige Pfuel aber/ darin man lebendig wird ge-
worffen werden/ wird mit Schwefel brennen cap. 19.
v. 20. Dem aber/ der uͤberwinden wird ſol kein Leid ge-
ſchehen von dem anderen Tode ib. cap. 2. v. 11. Durch
den erſten Tod ſtirbet hier ab der Leib/ durch den anderen
Tod ſtirbet ewig die Seel ohn abſterben/ ſtirbet immer
und ſtirbet doch nimmer: Solches immer-ſterben aber iſt
das/ ewig von GOtt abgeſonderte Qwaal Leben
in der Hoͤlle/ da die Seel nunmehr ewig unſeeligſt
iſt/ und der Leib ewig eine Marterbank iſt. Auguſtinus
de Civ. D. lib. 19. cap. 28. beſchreibet dieſes ſonderlich
und alſo: Miſeria ſempiterna eſt quæ dicitur ſecunda
mors: quia nec anima ibi vivere dicenda eſt, quæ à
vita, Dei alienata erit: nec corpus (ibi vivere) quod
æternis doloribus ſubiacebit: Ac per hoc ideo durior
ſecunda mors erit, quia finiri morte non poterit.
—— Quod igitur bellum gravius & amarius cogitari
poterit, quam ubi voluntas ſic adverſa eſt paſſioni,
& paſſio voluntati, ut nullius earum victoria tales
inimicitiæ finiantur: Et ubi ſic confligit cum ipſa na-
tura corporis vis doloris, ut neutrum alteri cedat?
Hic enim quando contingit iſte conflictus, aut dolor
vincit & ſenſum mors adimit: aut natura perdurans
vincit, & dolorem ſanitas tollit. Ibi autem & dolor
permanet, ut affligat; & natura perdurat, ut ſentiat:
quia utrumque non deficit, ne pæna deficiat. Die-
ſes meinet und dahin zielet dieſer hocherleuchteter Va-
ter: Das ewigwehrende Hoͤlliſche Elend/ heiſſet der
ewige Tod: Weil die Menſchliche Seel gar nicht lebet/
die auſſer GOtt/ ohn GOtt und wider Gott leben muß;
auch der Leib von keinem Leben recht weiß/ der immer-
wehrenden Marter und Qwaal unterworffen iſt: Und
daher iſt der andere Tod deſto haͤrter und grauſamer/
weil derſelbe durch keinen Tod oder Todesſtiche geen-
digt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |