Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

dann das Kind von demselben losreißen, ja, sich
feindlich Dem gegenüberstellen, das mit Demantket-
ten der Liebe an ihn gefesselt ist? -- Ein mir
selbst bis dahin unerklärliches Etwas zog mich zu
diesem jungen Manne hin und ich mußte ihn wider
meinen und seinen Willen lieben; aber Er?" .....

Arnold schlug in dem Augenblick die Augen
auf, schloß sie aber gleich vor Ermattung wieder.
Der Prophet betrachtete ihn noch eine Weile, dann
eilte er an sein Büreau, auf dem einige stärkende
Flüssigkeiten in zierlichen Krystallfläschchen standen,
nahm eins davon und rieb mit dem Jnhalte die
Stirn und Brust des Ohnmächtigen, der bald völlig
dadurch wieder zu sich selbst kam.

-- "Es war der Körper, nicht die Seele, der
Jhnen erlag, unterscheiden Sie das wohl, Sir!"
sagte er mit matter Stimme.

-- "Jch weiß, daß Sie stark sind, ein Cha-
racter, Sir," antwortete ihm der Prophet, "und
eben aus diesem Grunde habe ich Respect vor Jh-
nen und wünsche selbst jetzt noch, den Frieden zwi-
schen uns hergestellt, ja, uns Freunde, Bundes-
genossen werden zu sehen.

-- "Nimmermehr!" rief Arnold und seine
bleichen Wangen färbten sich auf einen Augenblick
mit einem lebhaftern Colorit. "Jch würde nie, un-

dann das Kind von demſelben losreißen, ja, ſich
feindlich Dem gegenüberſtellen, das mit Demantket-
ten der Liebe an ihn gefeſſelt iſt? — Ein mir
ſelbſt bis dahin unerklärliches Etwas zog mich zu
dieſem jungen Manne hin und ich mußte ihn wider
meinen und ſeinen Willen lieben; aber Er?“ .....

Arnold ſchlug in dem Augenblick die Augen
auf, ſchloß ſie aber gleich vor Ermattung wieder.
Der Prophet betrachtete ihn noch eine Weile, dann
eilte er an ſein Büreau, auf dem einige ſtärkende
Flüſſigkeiten in zierlichen Kryſtallfläſchchen ſtanden,
nahm eins davon und rieb mit dem Jnhalte die
Stirn und Bruſt des Ohnmächtigen, der bald völlig
dadurch wieder zu ſich ſelbſt kam.

— „Es war der Körper, nicht die Seele, der
Jhnen erlag, unterſcheiden Sie das wohl, Sir!“
ſagte er mit matter Stimme.

— „Jch weiß, daß Sie ſtark ſind, ein Cha-
racter, Sir,“ antwortete ihm der Prophet, „und
eben aus dieſem Grunde habe ich Reſpect vor Jh-
nen und wünſche ſelbſt jetzt noch, den Frieden zwi-
ſchen uns hergeſtellt, ja, uns Freunde, Bundes-
genoſſen werden zu ſehen.

— „Nimmermehr!“ rief Arnold und ſeine
bleichen Wangen färbten ſich auf einen Augenblick
mit einem lebhaftern Colorit. „Jch würde nie, un-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0097" n="91"/>
dann das Kind von dem&#x017F;elben losreißen, ja, &#x017F;ich<lb/>
feindlich Dem gegenüber&#x017F;tellen, das mit Demantket-<lb/>
ten der Liebe an ihn gefe&#x017F;&#x017F;elt i&#x017F;t? &#x2014; Ein mir<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bis dahin unerklärliches Etwas zog mich zu<lb/>
die&#x017F;em jungen Manne hin und ich mußte ihn wider<lb/>
meinen und &#x017F;einen Willen lieben; aber Er?&#x201C; .....</p><lb/>
        <p>Arnold &#x017F;chlug in dem Augenblick die Augen<lb/>
auf, &#x017F;chloß &#x017F;ie aber gleich vor Ermattung wieder.<lb/>
Der Prophet betrachtete ihn noch eine Weile, dann<lb/>
eilte er an &#x017F;ein Büreau, auf dem einige &#x017F;tärkende<lb/>
Flü&#x017F;&#x017F;igkeiten in zierlichen Kry&#x017F;tallflä&#x017F;chchen &#x017F;tanden,<lb/>
nahm eins davon und rieb mit dem Jnhalte die<lb/>
Stirn und Bru&#x017F;t des Ohnmächtigen, der bald völlig<lb/>
dadurch wieder zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t kam.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Es war der Körper, nicht die Seele, der<lb/>
Jhnen erlag, unter&#x017F;cheiden Sie das wohl, Sir!&#x201C;<lb/>
&#x017F;agte er mit matter Stimme.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Jch weiß, daß Sie &#x017F;tark &#x017F;ind, ein Cha-<lb/>
racter, Sir,&#x201C; antwortete ihm der Prophet, &#x201E;und<lb/>
eben aus die&#x017F;em Grunde habe ich Re&#x017F;pect vor Jh-<lb/>
nen und wün&#x017F;che &#x017F;elb&#x017F;t jetzt noch, den Frieden zwi-<lb/>
&#x017F;chen uns herge&#x017F;tellt, ja, uns Freunde, Bundes-<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en werden zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Nimmermehr!&#x201C; rief Arnold und &#x017F;eine<lb/>
bleichen Wangen färbten &#x017F;ich auf einen Augenblick<lb/>
mit einem lebhaftern Colorit. &#x201E;Jch würde nie, un-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0097] dann das Kind von demſelben losreißen, ja, ſich feindlich Dem gegenüberſtellen, das mit Demantket- ten der Liebe an ihn gefeſſelt iſt? — Ein mir ſelbſt bis dahin unerklärliches Etwas zog mich zu dieſem jungen Manne hin und ich mußte ihn wider meinen und ſeinen Willen lieben; aber Er?“ ..... Arnold ſchlug in dem Augenblick die Augen auf, ſchloß ſie aber gleich vor Ermattung wieder. Der Prophet betrachtete ihn noch eine Weile, dann eilte er an ſein Büreau, auf dem einige ſtärkende Flüſſigkeiten in zierlichen Kryſtallfläſchchen ſtanden, nahm eins davon und rieb mit dem Jnhalte die Stirn und Bruſt des Ohnmächtigen, der bald völlig dadurch wieder zu ſich ſelbſt kam. — „Es war der Körper, nicht die Seele, der Jhnen erlag, unterſcheiden Sie das wohl, Sir!“ ſagte er mit matter Stimme. — „Jch weiß, daß Sie ſtark ſind, ein Cha- racter, Sir,“ antwortete ihm der Prophet, „und eben aus dieſem Grunde habe ich Reſpect vor Jh- nen und wünſche ſelbſt jetzt noch, den Frieden zwi- ſchen uns hergeſtellt, ja, uns Freunde, Bundes- genoſſen werden zu ſehen. — „Nimmermehr!“ rief Arnold und ſeine bleichen Wangen färbten ſich auf einen Augenblick mit einem lebhaftern Colorit. „Jch würde nie, un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/97
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/97>, abgerufen am 24.11.2024.