worden und hatte sein Gewehr von sich geworfen, um desto ungehinderter entfliehen zu können.
Es war aber Joram auf keine Weise beizukom- men; er setzte allen an ihn gerichteten Fragen ein trotziges Stillschweigen entgegen und allein seine gifti- gen Blicke, mit denen er bald den beim Verhör ge- genwärtigen Arnold, bald den Gouverneur ansah, redeten. Bei Drohungen und Versprechungen lächelte er gleich verächtlich und blickte so stolz um sich, als sei er seinen Richtern gegenüber der gebietende Herr.
Da man nichts mit ihm anzufangen wußte und er trotz aller Aufforderungen, ein Geständniß abzu- legen, bei seinem Schweigen verharrte, sah man sich genöthigt, ihn in's Gefängniß zurückzuführen, in der Hoffnung, daß die längere Haft ihn vielleicht kirre machen und auf andere Gedanken bringen würde.
Auf den Wunsch Sir Johns war der Franzose bei diesem ersten Verhör gegenwärtig und es Arnol- den dabei nicht entgangen, daß dieser mit dem Ge- fangenen bedeutungsvolle Blicke wechselte. Er theilte diese Entdeckung dem Gouverneur mit, und da Mr. Boggs der scharfen Beobachtungsgabe des jungen Deutschen vertraute, erschien ihm dieser Umstand als überaus bedenklich. Der Gedanke lag in der That auch nahe, daß nicht nur dieser Jouville, sondern
worden und hatte ſein Gewehr von ſich geworfen, um deſto ungehinderter entfliehen zu können.
Es war aber Joram auf keine Weiſe beizukom- men; er ſetzte allen an ihn gerichteten Fragen ein trotziges Stillſchweigen entgegen und allein ſeine gifti- gen Blicke, mit denen er bald den beim Verhör ge- genwärtigen Arnold, bald den Gouverneur anſah, redeten. Bei Drohungen und Verſprechungen lächelte er gleich verächtlich und blickte ſo ſtolz um ſich, als ſei er ſeinen Richtern gegenüber der gebietende Herr.
Da man nichts mit ihm anzufangen wußte und er trotz aller Aufforderungen, ein Geſtändniß abzu- legen, bei ſeinem Schweigen verharrte, ſah man ſich genöthigt, ihn in’s Gefängniß zurückzuführen, in der Hoffnung, daß die längere Haft ihn vielleicht kirre machen und auf andere Gedanken bringen würde.
Auf den Wunſch Sir Johns war der Franzoſe bei dieſem erſten Verhör gegenwärtig und es Arnol- den dabei nicht entgangen, daß dieſer mit dem Ge- fangenen bedeutungsvolle Blicke wechſelte. Er theilte dieſe Entdeckung dem Gouverneur mit, und da Mr. Boggs der ſcharfen Beobachtungsgabe des jungen Deutſchen vertraute, erſchien ihm dieſer Umſtand als überaus bedenklich. Der Gedanke lag in der That auch nahe, daß nicht nur dieſer Jouville, ſondern
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[56/0062]
worden und hatte ſein Gewehr von ſich geworfen,
um deſto ungehinderter entfliehen zu können.
Es war aber Joram auf keine Weiſe beizukom-
men; er ſetzte allen an ihn gerichteten Fragen ein
trotziges Stillſchweigen entgegen und allein ſeine gifti-
gen Blicke, mit denen er bald den beim Verhör ge-
genwärtigen Arnold, bald den Gouverneur anſah,
redeten. Bei Drohungen und Verſprechungen lächelte
er gleich verächtlich und blickte ſo ſtolz um ſich, als
ſei er ſeinen Richtern gegenüber der gebietende Herr.
Da man nichts mit ihm anzufangen wußte und
er trotz aller Aufforderungen, ein Geſtändniß abzu-
legen, bei ſeinem Schweigen verharrte, ſah man ſich
genöthigt, ihn in’s Gefängniß zurückzuführen, in
der Hoffnung, daß die längere Haft ihn vielleicht
kirre machen und auf andere Gedanken bringen
würde.
Auf den Wunſch Sir Johns war der Franzoſe
bei dieſem erſten Verhör gegenwärtig und es Arnol-
den dabei nicht entgangen, daß dieſer mit dem Ge-
fangenen bedeutungsvolle Blicke wechſelte. Er theilte
dieſe Entdeckung dem Gouverneur mit, und da
Mr. Boggs der ſcharfen Beobachtungsgabe des jungen
Deutſchen vertraute, erſchien ihm dieſer Umſtand als
überaus bedenklich. Der Gedanke lag in der That
auch nahe, daß nicht nur dieſer Jouville, ſondern
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/62>, abgerufen am 16.02.2025.
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