-- "Noch Monsieur Jouville, der neben uns stand," fügte Arnold hinzu.
-- "Es wird freilich schlecht genug klingen," sagte sie, "aber ich muß trotz dem gestehen, daß ich an die Gefahr dieses Mannes noch nicht einmal ge- dacht habe."
-- "Er ist doch ein hübscher, liebenswürdiger Mann?" wandte Arnold ein.
-- "Das mag er immerhin seyn," versetzte sie; "nach meinem Geschmacke ist er aber nicht. Da war mir der arme Mr. George doch weit lieber, so ver- stimmt und traurig er in der letzten Zeit auch war."
Viertes Kapitel.
Am folgenden Tage wurde Joram vor Gericht gestellt, um seinen Mitschuldigen zu nennen, denn daß er einen solchen gehabt habe, schloß man aus dem Umstande, daß man noch eine zweite geladene doppel- läufige Flinte im Garten gefunden hatte, und zwar in einiger Entfernung von dem Platze, wo man Joram mit George ringend angetroffen. Aller Wahrschein- lichkeit nach war dieser Mitschuldige durch das Ge- räusch der Tritte des herannahenden George erschreckt
— „Noch Monſieur Jouville, der neben uns ſtand,“ fügte Arnold hinzu.
— „Es wird freilich ſchlecht genug klingen,“ ſagte ſie, „aber ich muß trotz dem geſtehen, daß ich an die Gefahr dieſes Mannes noch nicht einmal ge- dacht habe.“
— „Er iſt doch ein hübſcher, liebenswürdiger Mann?“ wandte Arnold ein.
— „Das mag er immerhin ſeyn,“ verſetzte ſie; „nach meinem Geſchmacke iſt er aber nicht. Da war mir der arme Mr. George doch weit lieber, ſo ver- ſtimmt und traurig er in der letzten Zeit auch war.“
Viertes Kapitel.
Am folgenden Tage wurde Joram vor Gericht geſtellt, um ſeinen Mitſchuldigen zu nennen, denn daß er einen ſolchen gehabt habe, ſchloß man aus dem Umſtande, daß man noch eine zweite geladene doppel- läufige Flinte im Garten gefunden hatte, und zwar in einiger Entfernung von dem Platze, wo man Joram mit George ringend angetroffen. Aller Wahrſchein- lichkeit nach war dieſer Mitſchuldige durch das Ge- räuſch der Tritte des herannahenden George erſchreckt
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— „Noch Monſieur Jouville, der neben uns
ſtand,“ fügte Arnold hinzu.
— „Es wird freilich ſchlecht genug klingen,“
ſagte ſie, „aber ich muß trotz dem geſtehen, daß ich
an die Gefahr dieſes Mannes noch nicht einmal ge-
dacht habe.“
— „Er iſt doch ein hübſcher, liebenswürdiger
Mann?“ wandte Arnold ein.
— „Das mag er immerhin ſeyn,“ verſetzte ſie;
„nach meinem Geſchmacke iſt er aber nicht. Da war
mir der arme Mr. George doch weit lieber, ſo ver-
ſtimmt und traurig er in der letzten Zeit auch war.“
Viertes Kapitel.
Am folgenden Tage wurde Joram vor Gericht
geſtellt, um ſeinen Mitſchuldigen zu nennen, denn daß
er einen ſolchen gehabt habe, ſchloß man aus dem
Umſtande, daß man noch eine zweite geladene doppel-
läufige Flinte im Garten gefunden hatte, und zwar
in einiger Entfernung von dem Platze, wo man Joram
mit George ringend angetroffen. Aller Wahrſchein-
lichkeit nach war dieſer Mitſchuldige durch das Ge-
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/61>, abgerufen am 16.02.2025.
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