George, dessen strömendes Blut den Boden färbte, über den Vorsaal in eins der Zimmer, wo ihm der herbeigerufene Wundarzt Hülfe leisten sollte.
Ein Schrei des Entsetzens entfuhr ihren Lippen, als sie ihren Freund und Lehrer in diesem Zustande erblickte. Der Sterbende -- denn als solchen durfte man Sir George betrachten -- öffnete die Augen und seine Blicke trafen die ihrigen; ein verklärtes Lächeln flog über sein bleiches Antlitz; er wollte die Lippen öffnen, reden, allein seine durch den starken Blutver- lust herbeigeführte Schwäche war zu groß dazu.
-- "Was ist geschehen? Um Gotteswillen, was hat sich mit Mr. George zugetragen?" rief sie mit dem Tone des höchsten Entsetzens aus, indem sie die bereits erkaltende Hand des Gemordeten ergriff und sie zwischen ihren Händen preßte, wobei ein Strom von Thränen über ihre Wangen schoß.
-- "Man hat vom Garten aus auf Jhren Va- ter und Mr. Arnold geschossen, Lady," antwortete ihr einer der Träger, "und Mr. George verwundet im Garten liegend gefunden; wir wissen selbst noch nicht mehr, Sie werden es aber unten erfahren."
-- "Und mein Vater? Mr. Arnold?" fragte Flora, einer Ohnmacht nahe, indem sie den Trägern nur mit Mühe in das für den Verwundeten bestimmte Gemach folgte.
George, deſſen ſtrömendes Blut den Boden färbte, über den Vorſaal in eins der Zimmer, wo ihm der herbeigerufene Wundarzt Hülfe leiſten ſollte.
Ein Schrei des Entſetzens entfuhr ihren Lippen, als ſie ihren Freund und Lehrer in dieſem Zuſtande erblickte. Der Sterbende — denn als ſolchen durfte man Sir George betrachten — öffnete die Augen und ſeine Blicke trafen die ihrigen; ein verklärtes Lächeln flog über ſein bleiches Antlitz; er wollte die Lippen öffnen, reden, allein ſeine durch den ſtarken Blutver- luſt herbeigeführte Schwäche war zu groß dazu.
— „Was iſt geſchehen? Um Gotteswillen, was hat ſich mit Mr. George zugetragen?“ rief ſie mit dem Tone des höchſten Entſetzens aus, indem ſie die bereits erkaltende Hand des Gemordeten ergriff und ſie zwiſchen ihren Händen preßte, wobei ein Strom von Thränen über ihre Wangen ſchoß.
— „Man hat vom Garten aus auf Jhren Va- ter und Mr. Arnold geſchoſſen, Lady,“ antwortete ihr einer der Träger, „und Mr. George verwundet im Garten liegend gefunden; wir wiſſen ſelbſt noch nicht mehr, Sie werden es aber unten erfahren.“
— „Und mein Vater? Mr. Arnold?“ fragte Flora, einer Ohnmacht nahe, indem ſie den Trägern nur mit Mühe in das für den Verwundeten beſtimmte Gemach folgte.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0053"n="47"/>
George, deſſen ſtrömendes Blut den Boden färbte,<lb/>
über den Vorſaal in eins der Zimmer, wo ihm der<lb/>
herbeigerufene Wundarzt Hülfe leiſten ſollte.</p><lb/><p>Ein Schrei des Entſetzens entfuhr ihren Lippen,<lb/>
als ſie ihren Freund und Lehrer in dieſem Zuſtande<lb/>
erblickte. Der Sterbende — denn als ſolchen durfte<lb/>
man Sir George betrachten — öffnete die Augen und<lb/>ſeine Blicke trafen die ihrigen; ein verklärtes Lächeln<lb/>
flog über ſein bleiches Antlitz; er wollte die Lippen<lb/>
öffnen, reden, allein ſeine durch den ſtarken Blutver-<lb/>
luſt herbeigeführte Schwäche war zu groß dazu.</p><lb/><p>—„Was iſt geſchehen? Um Gotteswillen, was<lb/>
hat ſich mit Mr. George zugetragen?“ rief ſie mit<lb/>
dem Tone des höchſten Entſetzens aus, indem ſie die<lb/>
bereits erkaltende Hand des Gemordeten ergriff und<lb/>ſie zwiſchen ihren Händen preßte, wobei ein Strom<lb/>
von Thränen über ihre Wangen ſchoß.</p><lb/><p>—„Man hat vom Garten aus auf Jhren Va-<lb/>
ter und Mr. Arnold geſchoſſen, Lady,“ antwortete<lb/>
ihr einer der Träger, „und Mr. George verwundet<lb/>
im Garten liegend gefunden; wir wiſſen ſelbſt noch<lb/>
nicht mehr, Sie werden es aber unten erfahren.“</p><lb/><p>—„Und mein Vater? Mr. Arnold?“ fragte<lb/>
Flora, einer Ohnmacht nahe, indem ſie den Trägern<lb/>
nur mit Mühe in das für den Verwundeten beſtimmte<lb/>
Gemach folgte.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[47/0053]
George, deſſen ſtrömendes Blut den Boden färbte,
über den Vorſaal in eins der Zimmer, wo ihm der
herbeigerufene Wundarzt Hülfe leiſten ſollte.
Ein Schrei des Entſetzens entfuhr ihren Lippen,
als ſie ihren Freund und Lehrer in dieſem Zuſtande
erblickte. Der Sterbende — denn als ſolchen durfte
man Sir George betrachten — öffnete die Augen und
ſeine Blicke trafen die ihrigen; ein verklärtes Lächeln
flog über ſein bleiches Antlitz; er wollte die Lippen
öffnen, reden, allein ſeine durch den ſtarken Blutver-
luſt herbeigeführte Schwäche war zu groß dazu.
— „Was iſt geſchehen? Um Gotteswillen, was
hat ſich mit Mr. George zugetragen?“ rief ſie mit
dem Tone des höchſten Entſetzens aus, indem ſie die
bereits erkaltende Hand des Gemordeten ergriff und
ſie zwiſchen ihren Händen preßte, wobei ein Strom
von Thränen über ihre Wangen ſchoß.
— „Man hat vom Garten aus auf Jhren Va-
ter und Mr. Arnold geſchoſſen, Lady,“ antwortete
ihr einer der Träger, „und Mr. George verwundet
im Garten liegend gefunden; wir wiſſen ſelbſt noch
nicht mehr, Sie werden es aber unten erfahren.“
— „Und mein Vater? Mr. Arnold?“ fragte
Flora, einer Ohnmacht nahe, indem ſie den Trägern
nur mit Mühe in das für den Verwundeten beſtimmte
Gemach folgte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/53>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.