Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.welchem Hasse erfüllt, war er nicht Dem gegenüber Würde das anders geworden seyn, fragte er Durch die letzten Worte des Gestorbenen hatte welchem Haſſe erfüllt, war er nicht Dem gegenüber Würde das anders geworden ſeyn, fragte er Durch die letzten Worte des Geſtorbenen hatte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="182"/> welchem Haſſe erfüllt, war er nicht Dem gegenüber<lb/> geſtanden, der ihm das Leben gegeben hatte!</p><lb/> <p>Würde das anders geworden ſeyn, fragte er<lb/> ſich, wenn er ſchon früher, nicht erſt in der Stunde<lb/> des Todes, die Entdeckung gemacht hätte, daß die-<lb/> ſer Mann ſein Vater ſei? Würde er ihn, trotz der<lb/> Verſchiedenheit ihrer Grundſätze, Ueberzeugungen und<lb/> Beſtrebungen, trotz dem, daß er Blicke in ſein Jn-<lb/> neres gethan, die ihn ſchaudern machten, indem ſie<lb/> ihm einen Abgrund von innerer Verderbtheit zeig-<lb/> ten, würde er ihn trotz alle Dem haben lieben<lb/> müſſen, weil er ſich als ſeinen Sohn erkannt? Dieſe<lb/> und ähnliche Fragen legte er ſich vor, ohne eine<lb/> Antwort darauf zu finden.</p><lb/> <p>Durch die letzten Worte des Geſtorbenen hatte<lb/> ſich ihm auch manches Räthſel der Vergangenheit<lb/> gelöſt: die Leiden ſeiner angebeteten Mutter; das<lb/> Geheimniß, in das ſie ſich und ihre frühern Ver-<lb/> hältniſſe hüllte; die Armuth, in der ſie, die nach<lb/> Allem, was er wahrnehmen mußte, einſt beſſere Tage<lb/> geſehen hatte, lebte; der nagende Gram, welcher<lb/> ihrem Leben ſo früh ein Ziel geſetzt; die Worte,<lb/> welche ſie ihm auf ihrem Sterbebette noch hatte ſa-<lb/> gen wollen, ohne daß ſie es gekonnt; die wenigen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0188]
welchem Haſſe erfüllt, war er nicht Dem gegenüber
geſtanden, der ihm das Leben gegeben hatte!
Würde das anders geworden ſeyn, fragte er
ſich, wenn er ſchon früher, nicht erſt in der Stunde
des Todes, die Entdeckung gemacht hätte, daß die-
ſer Mann ſein Vater ſei? Würde er ihn, trotz der
Verſchiedenheit ihrer Grundſätze, Ueberzeugungen und
Beſtrebungen, trotz dem, daß er Blicke in ſein Jn-
neres gethan, die ihn ſchaudern machten, indem ſie
ihm einen Abgrund von innerer Verderbtheit zeig-
ten, würde er ihn trotz alle Dem haben lieben
müſſen, weil er ſich als ſeinen Sohn erkannt? Dieſe
und ähnliche Fragen legte er ſich vor, ohne eine
Antwort darauf zu finden.
Durch die letzten Worte des Geſtorbenen hatte
ſich ihm auch manches Räthſel der Vergangenheit
gelöſt: die Leiden ſeiner angebeteten Mutter; das
Geheimniß, in das ſie ſich und ihre frühern Ver-
hältniſſe hüllte; die Armuth, in der ſie, die nach
Allem, was er wahrnehmen mußte, einſt beſſere Tage
geſehen hatte, lebte; der nagende Gram, welcher
ihrem Leben ſo früh ein Ziel geſetzt; die Worte,
welche ſie ihm auf ihrem Sterbebette noch hatte ſa-
gen wollen, ohne daß ſie es gekonnt; die wenigen
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