trefflich gemaltes, lebensgroßes Brustbild Florens in der Hand und reichte es White-hawk mit den Wor- ten dar:
-- "Vergebens haben wir darauf gesonnen, Dich, unsern edlen Freund und Erretter, nach Würden zu belohnen, wohl wissend, daß Deine Großmuth gewöhn- liche Gaben verschmähen würde; so nimm denn Dies, das getreue Abbild der Liebsten, was ich habe, zum Zeichen unserer Erkenntlichkeit an, und so oft Dein Blick auf dasselbe fällt, erinnere Dich der dankbaren Freunde, die bis zu ihrem letzten Hauche den großen Geist um Glück und Segen für Dich anflehen werden."
White-hawk konnte lange sein Glück nicht fassen und als er es gefaßt hatte, war seine Freude so groß, wie die eines Kindes, dem man den Lieblingswunsch gewährt hat. Mit vor Verlangen zitternden Händen griff er nach dem Bildnisse und, als fürchtete er, daß man ihm seinen Schatz noch wieder rauben möchte, eilte er damit fort, um ihn in Sicherheit zu bringen.
Selbst Flora, so ernst und feierlich sie auch ge- stimmt war, konnte sich eines Lächelus über das Thun dieses Naturkindes nicht erwehren, das ihr um so seltsamer vorkommen mußte, da sie von dem zwischen Arnold und White-hawk in der Siouxsprache geführ- ten Gespräche kein Wort verstanden hatte.
Es kam jetzt zum Erzählen und zu Erklärungen
trefflich gemaltes, lebensgroßes Bruſtbild Florens in der Hand und reichte es White-hawk mit den Wor- ten dar:
— „Vergebens haben wir darauf geſonnen, Dich, unſern edlen Freund und Erretter, nach Würden zu belohnen, wohl wiſſend, daß Deine Großmuth gewöhn- liche Gaben verſchmähen würde; ſo nimm denn Dies, das getreue Abbild der Liebſten, was ich habe, zum Zeichen unſerer Erkenntlichkeit an, und ſo oft Dein Blick auf daſſelbe fällt, erinnere Dich der dankbaren Freunde, die bis zu ihrem letzten Hauche den großen Geiſt um Glück und Segen für Dich anflehen werden.“
White-hawk konnte lange ſein Glück nicht faſſen und als er es gefaßt hatte, war ſeine Freude ſo groß, wie die eines Kindes, dem man den Lieblingswunſch gewährt hat. Mit vor Verlangen zitternden Händen griff er nach dem Bildniſſe und, als fürchtete er, daß man ihm ſeinen Schatz noch wieder rauben möchte, eilte er damit fort, um ihn in Sicherheit zu bringen.
Selbſt Flora, ſo ernſt und feierlich ſie auch ge- ſtimmt war, konnte ſich eines Lächelus über das Thun dieſes Naturkindes nicht erwehren, das ihr um ſo ſeltſamer vorkommen mußte, da ſie von dem zwiſchen Arnold und White-hawk in der Siouxſprache geführ- ten Geſpräche kein Wort verſtanden hatte.
Es kam jetzt zum Erzählen und zu Erklärungen
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trefflich gemaltes, lebensgroßes Bruſtbild Florens in
der Hand und reichte es White-hawk mit den Wor-
ten dar:
— „Vergebens haben wir darauf geſonnen, Dich,
unſern edlen Freund und Erretter, nach Würden zu
belohnen, wohl wiſſend, daß Deine Großmuth gewöhn-
liche Gaben verſchmähen würde; ſo nimm denn Dies,
das getreue Abbild der Liebſten, was ich habe, zum
Zeichen unſerer Erkenntlichkeit an, und ſo oft Dein
Blick auf daſſelbe fällt, erinnere Dich der dankbaren
Freunde, die bis zu ihrem letzten Hauche den großen
Geiſt um Glück und Segen für Dich anflehen werden.“
White-hawk konnte lange ſein Glück nicht faſſen
und als er es gefaßt hatte, war ſeine Freude ſo groß,
wie die eines Kindes, dem man den Lieblingswunſch
gewährt hat. Mit vor Verlangen zitternden Händen
griff er nach dem Bildniſſe und, als fürchtete er, daß
man ihm ſeinen Schatz noch wieder rauben möchte,
eilte er damit fort, um ihn in Sicherheit zu bringen.
Selbſt Flora, ſo ernſt und feierlich ſie auch ge-
ſtimmt war, konnte ſich eines Lächelus über das Thun
dieſes Naturkindes nicht erwehren, das ihr um ſo
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/162>, abgerufen am 27.07.2024.
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