Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

der Glückliche, der Jhre Liebe zu gewinnen wußte,
nicht mehr unter den Lebenden weilte? wenn dieser
Arnold" ......

-- "Wie, Sie wüßten?" unterbrach sie ihn,
indem ihre Wangen zum Marmor erbleichten und ihre
Stimme so bebte, daß sie den begonnenen Redesatz
nicht zu vollenden vermochte: "Sie wüßten, daß
Arnold" ......

-- "Alles weiß ich!" versetzte er. "Der Tod
des von Jhnen Geliebten brachte mich in den Besitz
seines Taschenbuchs, worin der glückliche Unglückliche
jede mit Jhnen gehabte Unterredung, jedes zu ihm
gesprochene freundliche Wort, jede neue Hoffnung, die
er schöpfte, notirt hat; hier ist es, vielleicht er-
kennen Sie es wieder, so wie gewiß auch seine Hand-
schrift."

Er zog mit diesen Worten ein Portefeuille aus
dem Busen hervor und überreichte es ihr, die es
mit zitternden Händen und noch immer unfähig, ein
Wort zu sprechen, in Empfang nahm. Der erste
Blick, den sie darauf warf, belehrte sie, daß es wirk-
lich Arnolds war, denn sie hatte es oft in seinen
Händen gesehen und konnte sich also nicht darin täu-
schen, daß es wirklich das seinige sei. Mit einer
unwillkürlichen Bewegung drückte sie es an ihre Lip-
pen, an ihr Herz; sie schien die Gegenwart des

der Glückliche, der Jhre Liebe zu gewinnen wußte,
nicht mehr unter den Lebenden weilte? wenn dieſer
Arnold“ ......

— „Wie, Sie wüßten?“ unterbrach ſie ihn,
indem ihre Wangen zum Marmor erbleichten und ihre
Stimme ſo bebte, daß ſie den begonnenen Redeſatz
nicht zu vollenden vermochte: „Sie wüßten, daß
Arnold“ ......

— „Alles weiß ich!“ verſetzte er. „Der Tod
des von Jhnen Geliebten brachte mich in den Beſitz
ſeines Taſchenbuchs, worin der glückliche Unglückliche
jede mit Jhnen gehabte Unterredung, jedes zu ihm
geſprochene freundliche Wort, jede neue Hoffnung, die
er ſchöpfte, notirt hat; hier iſt es, vielleicht er-
kennen Sie es wieder, ſo wie gewiß auch ſeine Hand-
ſchrift.“

Er zog mit dieſen Worten ein Portefeuille aus
dem Buſen hervor und überreichte es ihr, die es
mit zitternden Händen und noch immer unfähig, ein
Wort zu ſprechen, in Empfang nahm. Der erſte
Blick, den ſie darauf warf, belehrte ſie, daß es wirk-
lich Arnolds war, denn ſie hatte es oft in ſeinen
Händen geſehen und konnte ſich alſo nicht darin täu-
ſchen, daß es wirklich das ſeinige ſei. Mit einer
unwillkürlichen Bewegung drückte ſie es an ihre Lip-
pen, an ihr Herz; ſie ſchien die Gegenwart des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="144"/>
der Glückliche, der Jhre Liebe zu gewinnen wußte,<lb/>
nicht mehr unter den Lebenden weilte? wenn die&#x017F;er<lb/>
Arnold&#x201C; ......</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Wie, Sie wüßten?&#x201C; unterbrach &#x017F;ie ihn,<lb/>
indem ihre Wangen zum Marmor erbleichten und ihre<lb/>
Stimme &#x017F;o bebte, daß &#x017F;ie den begonnenen Rede&#x017F;atz<lb/>
nicht zu vollenden vermochte: &#x201E;Sie wüßten, daß<lb/>
Arnold&#x201C; ......</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Alles weiß ich!&#x201C; ver&#x017F;etzte er. &#x201E;Der Tod<lb/>
des von Jhnen Geliebten brachte mich in den Be&#x017F;itz<lb/>
&#x017F;eines Ta&#x017F;chenbuchs, worin der glückliche Unglückliche<lb/>
jede mit Jhnen gehabte Unterredung, jedes zu ihm<lb/>
ge&#x017F;prochene freundliche Wort, jede neue Hoffnung, die<lb/>
er &#x017F;chöpfte, notirt hat; hier i&#x017F;t es, vielleicht er-<lb/>
kennen Sie es wieder, &#x017F;o wie gewiß auch &#x017F;eine Hand-<lb/>
&#x017F;chrift.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er zog mit die&#x017F;en Worten ein Portefeuille aus<lb/>
dem Bu&#x017F;en hervor und überreichte es ihr, die es<lb/>
mit zitternden Händen und noch immer unfähig, ein<lb/>
Wort zu &#x017F;prechen, in Empfang nahm. Der er&#x017F;te<lb/>
Blick, den &#x017F;ie darauf warf, belehrte &#x017F;ie, daß es wirk-<lb/>
lich Arnolds war, denn &#x017F;ie hatte es oft in &#x017F;einen<lb/>
Händen ge&#x017F;ehen und konnte &#x017F;ich al&#x017F;o nicht darin täu-<lb/>
&#x017F;chen, daß es wirklich das &#x017F;einige &#x017F;ei. Mit einer<lb/>
unwillkürlichen Bewegung drückte &#x017F;ie es an ihre Lip-<lb/>
pen, an ihr Herz; &#x017F;ie &#x017F;chien die Gegenwart des<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0150] der Glückliche, der Jhre Liebe zu gewinnen wußte, nicht mehr unter den Lebenden weilte? wenn dieſer Arnold“ ...... — „Wie, Sie wüßten?“ unterbrach ſie ihn, indem ihre Wangen zum Marmor erbleichten und ihre Stimme ſo bebte, daß ſie den begonnenen Redeſatz nicht zu vollenden vermochte: „Sie wüßten, daß Arnold“ ...... — „Alles weiß ich!“ verſetzte er. „Der Tod des von Jhnen Geliebten brachte mich in den Beſitz ſeines Taſchenbuchs, worin der glückliche Unglückliche jede mit Jhnen gehabte Unterredung, jedes zu ihm geſprochene freundliche Wort, jede neue Hoffnung, die er ſchöpfte, notirt hat; hier iſt es, vielleicht er- kennen Sie es wieder, ſo wie gewiß auch ſeine Hand- ſchrift.“ Er zog mit dieſen Worten ein Portefeuille aus dem Buſen hervor und überreichte es ihr, die es mit zitternden Händen und noch immer unfähig, ein Wort zu ſprechen, in Empfang nahm. Der erſte Blick, den ſie darauf warf, belehrte ſie, daß es wirk- lich Arnolds war, denn ſie hatte es oft in ſeinen Händen geſehen und konnte ſich alſo nicht darin täu- ſchen, daß es wirklich das ſeinige ſei. Mit einer unwillkürlichen Bewegung drückte ſie es an ihre Lip- pen, an ihr Herz; ſie ſchien die Gegenwart des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/150
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/150>, abgerufen am 29.11.2024.