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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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-- "Wie muß ich die Stunde segnen, in der
Sie zu mir eintraten, Sir!" sagte der Gouverneur
gerührt und reichte ihm die Hand. "Nach Allem,
was ich so eben von Jhnen hörte, schliefen wir,
Mr. Carlin und ich, auf einem Vulkan, und Sie
waren von der Vorsehung dazu ausersehen, uns auf-
zuwecken. -- Jhre Offenheit, Jhr edles Vertrauen
fordert auch mein Vertrauen heraus," fuhr er nach
einer Pause fort: "so erfahren Sie denn, daß dieser
Joe Smith sich um die Hand meiner Tochter bewirbt,
deren Bekanntschaft er zugleich mit der meinigen bei
einem Besuche in Vandalia machte."

Arnold war nicht im Stande, seine große Be-
wegung, seine Ueberraschung vor den ihn scharf
beobachtenden Blicken Mr. Boggs zu verbergen, und
erstere war so mächtig, daß er die Farbe wechselte.

-- "Sie werden sich vorstellen können," fuhr
der Gouverneur fort, nachdem er vergeblich auf eine
Antwort von dem jungen Deutschen gewartet hatte,
"daß ich auf diesen Vorschlag nicht einging, daß es
mir nie in den Sinn gekommen seyn würde, meine
Tochter einem Manne zur Lebensgefährtin zu geben,
der ihr Vater seyn könnte und von dem ich über-
haupt nichts weiter weiß, als daß er reich, angesehen
und mächtig ist, ja, gegen den ich, als den Stifter
einer fanatischen Secte, als den Begründer eines in

— „Wie muß ich die Stunde ſegnen, in der
Sie zu mir eintraten, Sir!“ ſagte der Gouverneur
gerührt und reichte ihm die Hand. „Nach Allem,
was ich ſo eben von Jhnen hörte, ſchliefen wir,
Mr. Carlin und ich, auf einem Vulkan, und Sie
waren von der Vorſehung dazu auserſehen, uns auf-
zuwecken. — Jhre Offenheit, Jhr edles Vertrauen
fordert auch mein Vertrauen heraus,“ fuhr er nach
einer Pauſe fort: „ſo erfahren Sie denn, daß dieſer
Joe Smith ſich um die Hand meiner Tochter bewirbt,
deren Bekanntſchaft er zugleich mit der meinigen bei
einem Beſuche in Vandalia machte.“

Arnold war nicht im Stande, ſeine große Be-
wegung, ſeine Ueberraſchung vor den ihn ſcharf
beobachtenden Blicken Mr. Boggs zu verbergen, und
erſtere war ſo mächtig, daß er die Farbe wechſelte.

— „Sie werden ſich vorſtellen können,“ fuhr
der Gouverneur fort, nachdem er vergeblich auf eine
Antwort von dem jungen Deutſchen gewartet hatte,
„daß ich auf dieſen Vorſchlag nicht einging, daß es
mir nie in den Sinn gekommen ſeyn würde, meine
Tochter einem Manne zur Lebensgefährtin zu geben,
der ihr Vater ſeyn könnte und von dem ich über-
haupt nichts weiter weiß, als daß er reich, angeſehen
und mächtig iſt, ja, gegen den ich, als den Stifter
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[8/0014] — „Wie muß ich die Stunde ſegnen, in der Sie zu mir eintraten, Sir!“ ſagte der Gouverneur gerührt und reichte ihm die Hand. „Nach Allem, was ich ſo eben von Jhnen hörte, ſchliefen wir, Mr. Carlin und ich, auf einem Vulkan, und Sie waren von der Vorſehung dazu auserſehen, uns auf- zuwecken. — Jhre Offenheit, Jhr edles Vertrauen fordert auch mein Vertrauen heraus,“ fuhr er nach einer Pauſe fort: „ſo erfahren Sie denn, daß dieſer Joe Smith ſich um die Hand meiner Tochter bewirbt, deren Bekanntſchaft er zugleich mit der meinigen bei einem Beſuche in Vandalia machte.“ Arnold war nicht im Stande, ſeine große Be- wegung, ſeine Ueberraſchung vor den ihn ſcharf beobachtenden Blicken Mr. Boggs zu verbergen, und erſtere war ſo mächtig, daß er die Farbe wechſelte. — „Sie werden ſich vorſtellen können,“ fuhr der Gouverneur fort, nachdem er vergeblich auf eine Antwort von dem jungen Deutſchen gewartet hatte, „daß ich auf dieſen Vorſchlag nicht einging, daß es mir nie in den Sinn gekommen ſeyn würde, meine Tochter einem Manne zur Lebensgefährtin zu geben, der ihr Vater ſeyn könnte und von dem ich über- haupt nichts weiter weiß, als daß er reich, angeſehen und mächtig iſt, ja, gegen den ich, als den Stifter einer fanatiſchen Secte, als den Begründer eines in

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/14>, abgerufen am 25.11.2024.