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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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Siebentes Kapitel.

Obgleich Joe Smith durch einen ihm von Daniel
Bute gesandten Boten die Nachricht von dem Abfall
und der feindlichen Gesinnung der Sioux erhielt, ließ
er sich doch nicht davon abhalten, die Feindseligkeiten
gegen Sir Francis zu beginnen und mit seinem Heere
vorwärts zu dringen. Er begriff, daß das Schicksal
dieses Krieges, und somit auch das seinige, davon
abhängen würde, daß er seine Feinde nicht zur Be-
sinnung kommen ließe und sie daran verhinderte, ihre
Truppenmacht zu vereinigen.

Ueberall, wohin er kam, durfte er auf Anhän-
ger rechnen. Seine Klugheit, aller Orten Ansiedlun-
gen von Mormon-Familien zu veranlassen, hatte die
von ihm gehofften Resultate herbeigeführt, denn nichts
ist austeckender als Fanatismus und selbst der unsin-
nigste Cultus, wenn er nur mit Eifer von seinen er-
sten Anhängern geübt wird, wenn nur mystische Ge-
bräuche mit ihm verbunden sind, wird überall, wo
er auftritt, Zulauf haben. Es ergeht damit, wie
mit der Quacksalberei: der ärgste Charlatan findet
bei der großen Masse weit mehr Glauben, als der
allergeschickteste Heilkünstler.

So hatten auch die hie und da in den umlie-

Siebentes Kapitel.

Obgleich Joe Smith durch einen ihm von Daniel
Bute geſandten Boten die Nachricht von dem Abfall
und der feindlichen Geſinnung der Sioux erhielt, ließ
er ſich doch nicht davon abhalten, die Feindſeligkeiten
gegen Sir Francis zu beginnen und mit ſeinem Heere
vorwärts zu dringen. Er begriff, daß das Schickſal
dieſes Krieges, und ſomit auch das ſeinige, davon
abhängen würde, daß er ſeine Feinde nicht zur Be-
ſinnung kommen ließe und ſie daran verhinderte, ihre
Truppenmacht zu vereinigen.

Ueberall, wohin er kam, durfte er auf Anhän-
ger rechnen. Seine Klugheit, aller Orten Anſiedlun-
gen von Mormon-Familien zu veranlaſſen, hatte die
von ihm gehofften Reſultate herbeigeführt, denn nichts
iſt auſteckender als Fanatismus und ſelbſt der unſin-
nigſte Cultus, wenn er nur mit Eifer von ſeinen er-
ſten Anhängern geübt wird, wenn nur myſtiſche Ge-
bräuche mit ihm verbunden ſind, wird überall, wo
er auftritt, Zulauf haben. Es ergeht damit, wie
mit der Quackſalberei: der ärgſte Charlatan findet
bei der großen Maſſe weit mehr Glauben, als der
allergeſchickteſte Heilkünſtler.

So hatten auch die hie und da in den umlie-

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[118/0124] Siebentes Kapitel. Obgleich Joe Smith durch einen ihm von Daniel Bute geſandten Boten die Nachricht von dem Abfall und der feindlichen Geſinnung der Sioux erhielt, ließ er ſich doch nicht davon abhalten, die Feindſeligkeiten gegen Sir Francis zu beginnen und mit ſeinem Heere vorwärts zu dringen. Er begriff, daß das Schickſal dieſes Krieges, und ſomit auch das ſeinige, davon abhängen würde, daß er ſeine Feinde nicht zur Be- ſinnung kommen ließe und ſie daran verhinderte, ihre Truppenmacht zu vereinigen. Ueberall, wohin er kam, durfte er auf Anhän- ger rechnen. Seine Klugheit, aller Orten Anſiedlun- gen von Mormon-Familien zu veranlaſſen, hatte die von ihm gehofften Reſultate herbeigeführt, denn nichts iſt auſteckender als Fanatismus und ſelbſt der unſin- nigſte Cultus, wenn er nur mit Eifer von ſeinen er- ſten Anhängern geübt wird, wenn nur myſtiſche Ge- bräuche mit ihm verbunden ſind, wird überall, wo er auftritt, Zulauf haben. Es ergeht damit, wie mit der Quackſalberei: der ärgſte Charlatan findet bei der großen Maſſe weit mehr Glauben, als der allergeſchickteſte Heilkünſtler. So hatten auch die hie und da in den umlie-

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/124>, abgerufen am 26.11.2024.