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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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üblich, etwas einzuwenden haben wird. Noch nie, so
lange die Väter zu denken vermögen, ist einem Bleich-
gesichte gestattet worden, nur in den Reihen der Roth-
häute zu kämpfen; aber da die Umstände jetzt anders
sind als früher; da wir, statt uns unter einander zu
befehden, jetzt den Bleichgesichtern den Krieg erklärt
haben, dürfte es uns zum großen Vortheile gereichen,
einen Mann ihres Stammes, der mit ihrer Kriegs-
führung bekannt ist, zum Führer zu haben, da ein
Solcher es am besten verstehen wird, die uns bedro-
henden Gefahren abzuwenden und uns die Mittel an
die Hand zu geben, den Feinden große Verlüste bei-
zubringen. Jhr Alle kennt nun unsern Freund; Jhr
Alle wißt, daß, wenn auch sein Leib die Farbe der
Bleichgesichter trägt, sein Herz doch uns Rothhäuten
zugewendet ist, als ob er einer der Unsrigen wäre;
Jhr wißt endlich auch, daß er einen tapferen, un-
beugsamen Muth hat und vor keiner Gefahr zurück-
bebt. Aus allen diesen Gründen stimme ich dafür,
daß wir den Oberbefehl in die Hände dieses Mannes
legen, und wer über meinen Vorschlag denkt wie ich,
der thue wie ich!"

Mit diesen Worten legte er seine Lanze zu Ar-
nolds Füßen nieder; seinem Beispiele folgte zuerst der
große Pelikan und nach ihm viele Andere, wenn-
gleich nicht Alle; man schritt jetzt zur Zählung der

üblich, etwas einzuwenden haben wird. Noch nie, ſo
lange die Väter zu denken vermögen, iſt einem Bleich-
geſichte geſtattet worden, nur in den Reihen der Roth-
häute zu kämpfen; aber da die Umſtände jetzt anders
ſind als früher; da wir, ſtatt uns unter einander zu
befehden, jetzt den Bleichgeſichtern den Krieg erklärt
haben, dürfte es uns zum großen Vortheile gereichen,
einen Mann ihres Stammes, der mit ihrer Kriegs-
führung bekannt iſt, zum Führer zu haben, da ein
Solcher es am beſten verſtehen wird, die uns bedro-
henden Gefahren abzuwenden und uns die Mittel an
die Hand zu geben, den Feinden große Verlüſte bei-
zubringen. Jhr Alle kennt nun unſern Freund; Jhr
Alle wißt, daß, wenn auch ſein Leib die Farbe der
Bleichgeſichter trägt, ſein Herz doch uns Rothhäuten
zugewendet iſt, als ob er einer der Unſrigen wäre;
Jhr wißt endlich auch, daß er einen tapferen, un-
beugſamen Muth hat und vor keiner Gefahr zurück-
bebt. Aus allen dieſen Gründen ſtimme ich dafür,
daß wir den Oberbefehl in die Hände dieſes Mannes
legen, und wer über meinen Vorſchlag denkt wie ich,
der thue wie ich!“

Mit dieſen Worten legte er ſeine Lanze zu Ar-
nolds Füßen nieder; ſeinem Beiſpiele folgte zuerſt der
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[116/0122] üblich, etwas einzuwenden haben wird. Noch nie, ſo lange die Väter zu denken vermögen, iſt einem Bleich- geſichte geſtattet worden, nur in den Reihen der Roth- häute zu kämpfen; aber da die Umſtände jetzt anders ſind als früher; da wir, ſtatt uns unter einander zu befehden, jetzt den Bleichgeſichtern den Krieg erklärt haben, dürfte es uns zum großen Vortheile gereichen, einen Mann ihres Stammes, der mit ihrer Kriegs- führung bekannt iſt, zum Führer zu haben, da ein Solcher es am beſten verſtehen wird, die uns bedro- henden Gefahren abzuwenden und uns die Mittel an die Hand zu geben, den Feinden große Verlüſte bei- zubringen. Jhr Alle kennt nun unſern Freund; Jhr Alle wißt, daß, wenn auch ſein Leib die Farbe der Bleichgeſichter trägt, ſein Herz doch uns Rothhäuten zugewendet iſt, als ob er einer der Unſrigen wäre; Jhr wißt endlich auch, daß er einen tapferen, un- beugſamen Muth hat und vor keiner Gefahr zurück- bebt. Aus allen dieſen Gründen ſtimme ich dafür, daß wir den Oberbefehl in die Hände dieſes Mannes legen, und wer über meinen Vorſchlag denkt wie ich, der thue wie ich!“ Mit dieſen Worten legte er ſeine Lanze zu Ar- nolds Füßen nieder; ſeinem Beiſpiele folgte zuerſt der große Pelikan und nach ihm viele Andere, wenn- gleich nicht Alle; man ſchritt jetzt zur Zählung der

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/122>, abgerufen am 26.11.2024.