Joram, einen giftigen Blick auf seinen früheren Ge- fangenen werfend, das Wort; "es bleibt mir nichts weiter übrig, als zu gehorchen; ich hätte es mir aber anders gedacht. Hätte ich diesen Ausgang ahnen kön- nen, so würde ich mir nicht so viele Mühe mit Jhnen gegeben haben."
Arnold folgte ihm wie mechanisch; aber er war so wenig sicher, daß er die Höhle des Löwen unver- letzt verlassen dürfte, daß er von Zeit zu Zeit un- ruhige Blicke um sich her warf und erst frei auf- athmete, als er zu Pferde saß und den Zügel in der Hand hielt. Joram, gehorsam dem ihm gewordenen Befehle, trabte neben dem Rosse her und scheuchte mit Drohworten alle Die zurück, die, den Gefan- genen erkennend, Miene machten, ihn mißhandeln zu wollen, denn dazu waren diese Fanatiker nur zu ge- neigt, nachdem sie in Arnolden einen Feind ihres Heiligen vermutheten.
Er hatte, in Gedanken vertieft, seinem Pferde die Wahl der einzuschlagenden Richtung erlaubt und sah sich von demselben an die über den Des-Moines geschlagene Brücke geführt. Hier gab er seinem Be- gleiter den Abschied und sprengte über dieselbe, dem Nordwesten zu.
Der Gedanke, seine geliebten Sioux und Chip- pewas, auf deren Treue er rechnen durfte, den be-
Joram, einen giftigen Blick auf ſeinen früheren Ge- fangenen werfend, das Wort; „es bleibt mir nichts weiter übrig, als zu gehorchen; ich hätte es mir aber anders gedacht. Hätte ich dieſen Ausgang ahnen kön- nen, ſo würde ich mir nicht ſo viele Mühe mit Jhnen gegeben haben.“
Arnold folgte ihm wie mechaniſch; aber er war ſo wenig ſicher, daß er die Höhle des Löwen unver- letzt verlaſſen dürfte, daß er von Zeit zu Zeit un- ruhige Blicke um ſich her warf und erſt frei auf- athmete, als er zu Pferde ſaß und den Zügel in der Hand hielt. Joram, gehorſam dem ihm gewordenen Befehle, trabte neben dem Roſſe her und ſcheuchte mit Drohworten alle Die zurück, die, den Gefan- genen erkennend, Miene machten, ihn mißhandeln zu wollen, denn dazu waren dieſe Fanatiker nur zu ge- neigt, nachdem ſie in Arnolden einen Feind ihres Heiligen vermutheten.
Er hatte, in Gedanken vertieft, ſeinem Pferde die Wahl der einzuſchlagenden Richtung erlaubt und ſah ſich von demſelben an die über den Des-Moines geſchlagene Brücke geführt. Hier gab er ſeinem Be- gleiter den Abſchied und ſprengte über dieſelbe, dem Nordweſten zu.
Der Gedanke, ſeine geliebten Sioux und Chip- pewas, auf deren Treue er rechnen durfte, den be-
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Joram, einen giftigen Blick auf ſeinen früheren Ge-
fangenen werfend, das Wort; „es bleibt mir nichts
weiter übrig, als zu gehorchen; ich hätte es mir aber
anders gedacht. Hätte ich dieſen Ausgang ahnen kön-
nen, ſo würde ich mir nicht ſo viele Mühe mit Jhnen
gegeben haben.“
Arnold folgte ihm wie mechaniſch; aber er war
ſo wenig ſicher, daß er die Höhle des Löwen unver-
letzt verlaſſen dürfte, daß er von Zeit zu Zeit un-
ruhige Blicke um ſich her warf und erſt frei auf-
athmete, als er zu Pferde ſaß und den Zügel in der
Hand hielt. Joram, gehorſam dem ihm gewordenen
Befehle, trabte neben dem Roſſe her und ſcheuchte
mit Drohworten alle Die zurück, die, den Gefan-
genen erkennend, Miene machten, ihn mißhandeln zu
wollen, denn dazu waren dieſe Fanatiker nur zu ge-
neigt, nachdem ſie in Arnolden einen Feind ihres
Heiligen vermutheten.
Er hatte, in Gedanken vertieft, ſeinem Pferde
die Wahl der einzuſchlagenden Richtung erlaubt und
ſah ſich von demſelben an die über den Des-Moines
geſchlagene Brücke geführt. Hier gab er ſeinem Be-
gleiter den Abſchied und ſprengte über dieſelbe, dem
Nordweſten zu.
Der Gedanke, ſeine geliebten Sioux und Chip-
pewas, auf deren Treue er rechnen durfte, den be-
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/104>, abgerufen am 28.07.2024.
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