Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Arnold suchte nach einer Antwort, fand sie aber
nicht.

-- "Kein Wort weiter, ich bitte!" rief der
Prophet, eine neue Härte von ihm fürchtend, und
sich an Joram wendend, der mit weit aufgerissenen
Augen in der Thür stand, fügte er hinzu:

-- "Uebergebt Mr. Arnolden das Pferd und
begleitet ihn zu Nauvoo hinaus. Jhr, Joram, steht
mir dafür ein, daß ihm auf seinem Wege durch die
Stadt auch nicht ein Haar gekrümmt werde!"

Joram, der einen ganz anderen Befehl erwartet
hatte, stand regungslos da und seine Blicke schweif-
ten vom Propheten auf Arnold über, der sich erho-
ben hatte und wie ein Träumender mitten im Zim-
mer stand, denn wie hätte er wohl den Schlüssel zu
diesem Räthsel finden, wie glauben können, daß das,
was er hörte und erlebte, Wirklichkeit sei?

-- "Habt Jhr mich nicht verstanden, Joram?"
wandte sich der Prophet mit zürnendem Tone noch-
mals an diesen: "Jhr sollt Mr. Arnold ungefährdet
durch Nauvoo führen und es dann seiner Wahl über-
lassen, welchen Weg einzuschlagen ihm beliebt." Mit
diesen Worten warf er noch einen letzten Blick auf
Arnold und eilte dann durch eine andere Thür in
ein Nebenzimmer, das er hinter sich zuschloß.

-- "So kommen Sie denn, Sir," nahm,

III. 7

Arnold ſuchte nach einer Antwort, fand ſie aber
nicht.

— „Kein Wort weiter, ich bitte!“ rief der
Prophet, eine neue Härte von ihm fürchtend, und
ſich an Joram wendend, der mit weit aufgeriſſenen
Augen in der Thür ſtand, fügte er hinzu:

— „Uebergebt Mr. Arnolden das Pferd und
begleitet ihn zu Nauvoo hinaus. Jhr, Joram, ſteht
mir dafür ein, daß ihm auf ſeinem Wege durch die
Stadt auch nicht ein Haar gekrümmt werde!“

Joram, der einen ganz anderen Befehl erwartet
hatte, ſtand regungslos da und ſeine Blicke ſchweif-
ten vom Propheten auf Arnold über, der ſich erho-
ben hatte und wie ein Träumender mitten im Zim-
mer ſtand, denn wie hätte er wohl den Schlüſſel zu
dieſem Räthſel finden, wie glauben können, daß das,
was er hörte und erlebte, Wirklichkeit ſei?

— „Habt Jhr mich nicht verſtanden, Joram?“
wandte ſich der Prophet mit zürnendem Tone noch-
mals an dieſen: „Jhr ſollt Mr. Arnold ungefährdet
durch Nauvoo führen und es dann ſeiner Wahl über-
laſſen, welchen Weg einzuſchlagen ihm beliebt.“ Mit
dieſen Worten warf er noch einen letzten Blick auf
Arnold und eilte dann durch eine andere Thür in
ein Nebenzimmer, das er hinter ſich zuſchloß.

— „So kommen Sie denn, Sir,“ nahm,

III. 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0103" n="97"/>
        <p>Arnold &#x017F;uchte nach einer Antwort, fand &#x017F;ie aber<lb/>
nicht.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Kein Wort weiter, ich bitte!&#x201C; rief der<lb/>
Prophet, eine neue Härte von ihm fürchtend, und<lb/>
&#x017F;ich an Joram wendend, der mit weit aufgeri&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Augen in der Thür &#x017F;tand, fügte er hinzu:</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Uebergebt Mr. Arnolden das Pferd und<lb/>
begleitet ihn zu Nauvoo hinaus. Jhr, Joram, &#x017F;teht<lb/>
mir dafür ein, daß ihm auf &#x017F;einem Wege durch die<lb/>
Stadt auch nicht ein Haar gekrümmt werde!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Joram, der einen ganz anderen Befehl erwartet<lb/>
hatte, &#x017F;tand regungslos da und &#x017F;eine Blicke &#x017F;chweif-<lb/>
ten vom Propheten auf Arnold über, der &#x017F;ich erho-<lb/>
ben hatte und wie ein Träumender mitten im Zim-<lb/>
mer &#x017F;tand, denn wie hätte er wohl den Schlü&#x017F;&#x017F;el zu<lb/>
die&#x017F;em Räth&#x017F;el finden, wie glauben können, daß das,<lb/>
was er hörte und erlebte, Wirklichkeit &#x017F;ei?</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Habt Jhr mich nicht ver&#x017F;tanden, Joram?&#x201C;<lb/>
wandte &#x017F;ich der Prophet mit zürnendem Tone noch-<lb/>
mals an die&#x017F;en: &#x201E;Jhr &#x017F;ollt Mr. Arnold ungefährdet<lb/>
durch Nauvoo führen und es dann &#x017F;einer Wahl über-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, welchen Weg einzu&#x017F;chlagen ihm beliebt.&#x201C; Mit<lb/>
die&#x017F;en Worten warf er noch einen letzten Blick auf<lb/>
Arnold und eilte dann durch eine andere Thür in<lb/>
ein Nebenzimmer, das er hinter &#x017F;ich zu&#x017F;chloß.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;So kommen Sie denn, Sir,&#x201C; nahm,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">III.</hi></hi> 7</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0103] Arnold ſuchte nach einer Antwort, fand ſie aber nicht. — „Kein Wort weiter, ich bitte!“ rief der Prophet, eine neue Härte von ihm fürchtend, und ſich an Joram wendend, der mit weit aufgeriſſenen Augen in der Thür ſtand, fügte er hinzu: — „Uebergebt Mr. Arnolden das Pferd und begleitet ihn zu Nauvoo hinaus. Jhr, Joram, ſteht mir dafür ein, daß ihm auf ſeinem Wege durch die Stadt auch nicht ein Haar gekrümmt werde!“ Joram, der einen ganz anderen Befehl erwartet hatte, ſtand regungslos da und ſeine Blicke ſchweif- ten vom Propheten auf Arnold über, der ſich erho- ben hatte und wie ein Träumender mitten im Zim- mer ſtand, denn wie hätte er wohl den Schlüſſel zu dieſem Räthſel finden, wie glauben können, daß das, was er hörte und erlebte, Wirklichkeit ſei? — „Habt Jhr mich nicht verſtanden, Joram?“ wandte ſich der Prophet mit zürnendem Tone noch- mals an dieſen: „Jhr ſollt Mr. Arnold ungefährdet durch Nauvoo führen und es dann ſeiner Wahl über- laſſen, welchen Weg einzuſchlagen ihm beliebt.“ Mit dieſen Worten warf er noch einen letzten Blick auf Arnold und eilte dann durch eine andere Thür in ein Nebenzimmer, das er hinter ſich zuſchloß. — „So kommen Sie denn, Sir,“ nahm, III. 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/103
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/103>, abgerufen am 24.11.2024.