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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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-- "Sie wollen mich schwach sehen, Jhr Spiel
mit mir treiben, wie die Katze mit der Maus,"
sagte Arnold tief aufathmend; "mir noch einmal
die Süßigkeit des Lebens in der Perspective zei-
gen -- denn es ist wahr, es stirbt sich mit fünf
und zwanzig Jahren nicht leicht -- um dann auf
mich loszuspringen und mich mit einem einzigen
Griffe zu tödten; aber es soll Jhnen nicht gelingen,
mich zu täuschen, mich auch nur einen Augenblick
in Hoffnungsträume einzuwiegen: ich weiß, was ich
von Jhnen zu erwarten habe und hoffe nicht!"

-- "Geh' jetzt," sagte der Prophet mit selt-
sam veränderter Stimme; "geh'!"

Er trat mit diesen Worten an die Thür, öff-
nete sie, ging auf den Vorsaal hinaus und befahl
dem draußen harrenden Joram, ein Roß in Bereit-
schaft zu setzen und es augenblicklich vorzuführen.

Er redete, als er zu Arnolden in's Zimmer zu-
rückkehrte, nicht mehr zu diesem, sondern trat an's
Fenster und schaute hinaus. Sein Gesicht war bleich,
seine Haltung gebrochen, seine Mienen verriethen
den heftigsten inneren Kampf.

O, welche Gefühle durchflutheten die Brust die-
ses Mannes in dem Augenblick! Sich so seinem
Kinde, einem mit allen Kräften seiner starken Seele
geliebten Sohne, gegenüber zu sehen! Von dem

— „Sie wollen mich ſchwach ſehen, Jhr Spiel
mit mir treiben, wie die Katze mit der Maus,“
ſagte Arnold tief aufathmend; „mir noch einmal
die Süßigkeit des Lebens in der Perſpective zei-
gen — denn es iſt wahr, es ſtirbt ſich mit fünf
und zwanzig Jahren nicht leicht — um dann auf
mich loszuſpringen und mich mit einem einzigen
Griffe zu tödten; aber es ſoll Jhnen nicht gelingen,
mich zu täuſchen, mich auch nur einen Augenblick
in Hoffnungsträume einzuwiegen: ich weiß, was ich
von Jhnen zu erwarten habe und hoffe nicht!“

— „Geh’ jetzt,“ ſagte der Prophet mit ſelt-
ſam veränderter Stimme; „geh’!“

Er trat mit dieſen Worten an die Thür, öff-
nete ſie, ging auf den Vorſaal hinaus und befahl
dem draußen harrenden Joram, ein Roß in Bereit-
ſchaft zu ſetzen und es augenblicklich vorzuführen.

Er redete, als er zu Arnolden in’s Zimmer zu-
rückkehrte, nicht mehr zu dieſem, ſondern trat an’s
Fenſter und ſchaute hinaus. Sein Geſicht war bleich,
ſeine Haltung gebrochen, ſeine Mienen verriethen
den heftigſten inneren Kampf.

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[95/0101] — „Sie wollen mich ſchwach ſehen, Jhr Spiel mit mir treiben, wie die Katze mit der Maus,“ ſagte Arnold tief aufathmend; „mir noch einmal die Süßigkeit des Lebens in der Perſpective zei- gen — denn es iſt wahr, es ſtirbt ſich mit fünf und zwanzig Jahren nicht leicht — um dann auf mich loszuſpringen und mich mit einem einzigen Griffe zu tödten; aber es ſoll Jhnen nicht gelingen, mich zu täuſchen, mich auch nur einen Augenblick in Hoffnungsträume einzuwiegen: ich weiß, was ich von Jhnen zu erwarten habe und hoffe nicht!“ — „Geh’ jetzt,“ ſagte der Prophet mit ſelt- ſam veränderter Stimme; „geh’!“ Er trat mit dieſen Worten an die Thür, öff- nete ſie, ging auf den Vorſaal hinaus und befahl dem draußen harrenden Joram, ein Roß in Bereit- ſchaft zu ſetzen und es augenblicklich vorzuführen. Er redete, als er zu Arnolden in’s Zimmer zu- rückkehrte, nicht mehr zu dieſem, ſondern trat an’s Fenſter und ſchaute hinaus. Sein Geſicht war bleich, ſeine Haltung gebrochen, ſeine Mienen verriethen den heftigſten inneren Kampf. O, welche Gefühle durchflutheten die Bruſt die- ſes Mannes in dem Augenblick! Sich ſo ſeinem Kinde, einem mit allen Kräften ſeiner ſtarken Seele geliebten Sohne, gegenüber zu ſehen! Von dem

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/101>, abgerufen am 24.11.2024.