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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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war, selbst dann erkältet, wenn er ihr Neigung ent-
gegengetragen, wie viel mehr aber mußte es dies nicht
jetzt thun, wo er sie durchschaute und sich weit mehr
von ihr abgestoßen, als angezogen fühlte. Trotz dem
hatte er, der Mann der Frau gegenüber, den Ton
der Höflichkeit, ja selbst einer gewissen Galanterie, da
sie jung und schön war, gegen sie annehmen müssen
und eben dieser Zwang war ihm auf die Länge über-
aus lästig geworden.

Ueberdies flößte ihm ihre Unwissenheit, der gänz-
liche Mangel an allen den Kenntnissen, die einiger-
maßen gebildete Frauen sich anzueignen bemüht sind,
damit sie, wie Leonore im "Tasso" sagt: "ver-
stehen können, was kluge Männer sprechen," so wie
die Frivolität, womit sie alle menschlichen Zustände
behandelte, einen immer größern Ekel gegen eine Con-
versation ein, bei der weder der Geist noch das Ge-
müth betheiligt war und die eben nur das Oberfläch-
lichste berührte. Wie hatte er sich nicht oft, dieser
schönen Bornirten gegenüber, nach der tiefsten Ein-
samkeit oder nach dem frischen Leben und Verkehr
mit seinen Wilden gesehnt, der allemal sein Herz mit
neuen Gefühlen, seinen Geist mit neuen Ansichten und
Jdeen bereicherte!

Ja, seine Ungeduld, sich den ihm angelegten
Fesseln entrissen zu sehen, endlich wieder einmal frei

war, ſelbſt dann erkältet, wenn er ihr Neigung ent-
gegengetragen, wie viel mehr aber mußte es dies nicht
jetzt thun, wo er ſie durchſchaute und ſich weit mehr
von ihr abgeſtoßen, als angezogen fühlte. Trotz dem
hatte er, der Mann der Frau gegenüber, den Ton
der Höflichkeit, ja ſelbſt einer gewiſſen Galanterie, da
ſie jung und ſchön war, gegen ſie annehmen müſſen
und eben dieſer Zwang war ihm auf die Länge über-
aus läſtig geworden.

Ueberdies flößte ihm ihre Unwiſſenheit, der gänz-
liche Mangel an allen den Kenntniſſen, die einiger-
maßen gebildete Frauen ſich anzueignen bemüht ſind,
damit ſie, wie Leonore im „Taſſo“ ſagt: „ver-
ſtehen können, was kluge Männer ſprechen,“ ſo wie
die Frivolität, womit ſie alle menſchlichen Zuſtände
behandelte, einen immer größern Ekel gegen eine Con-
verſation ein, bei der weder der Geiſt noch das Ge-
müth betheiligt war und die eben nur das Oberfläch-
lichſte berührte. Wie hatte er ſich nicht oft, dieſer
ſchönen Bornirten gegenüber, nach der tiefſten Ein-
ſamkeit oder nach dem friſchen Leben und Verkehr
mit ſeinen Wilden geſehnt, der allemal ſein Herz mit
neuen Gefühlen, ſeinen Geiſt mit neuen Anſichten und
Jdeen bereicherte!

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[2/0008] war, ſelbſt dann erkältet, wenn er ihr Neigung ent- gegengetragen, wie viel mehr aber mußte es dies nicht jetzt thun, wo er ſie durchſchaute und ſich weit mehr von ihr abgeſtoßen, als angezogen fühlte. Trotz dem hatte er, der Mann der Frau gegenüber, den Ton der Höflichkeit, ja ſelbſt einer gewiſſen Galanterie, da ſie jung und ſchön war, gegen ſie annehmen müſſen und eben dieſer Zwang war ihm auf die Länge über- aus läſtig geworden. Ueberdies flößte ihm ihre Unwiſſenheit, der gänz- liche Mangel an allen den Kenntniſſen, die einiger- maßen gebildete Frauen ſich anzueignen bemüht ſind, damit ſie, wie Leonore im „Taſſo“ ſagt: „ver- ſtehen können, was kluge Männer ſprechen,“ ſo wie die Frivolität, womit ſie alle menſchlichen Zuſtände behandelte, einen immer größern Ekel gegen eine Con- verſation ein, bei der weder der Geiſt noch das Ge- müth betheiligt war und die eben nur das Oberfläch- lichſte berührte. Wie hatte er ſich nicht oft, dieſer ſchönen Bornirten gegenüber, nach der tiefſten Ein- ſamkeit oder nach dem friſchen Leben und Verkehr mit ſeinen Wilden geſehnt, der allemal ſein Herz mit neuen Gefühlen, ſeinen Geiſt mit neuen Anſichten und Jdeen bereicherte! Ja, ſeine Ungeduld, ſich den ihm angelegten Feſſeln entriſſen zu ſehen, endlich wieder einmal frei

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/8>, abgerufen am 21.11.2024.