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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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ich in dem Walde an, der das Thal begrenzt, in dem
sich die Chippewas jetzt angesiedelt haben, und da mir
die Gegend von früherer Zeit her, wo ich sie oft
durchstreift hatte, bekannt war, fand ich leicht eine
geräumige, tief in den Berg eingesprengte Höhle wie-
der, deren Eingang ich einst durch Zufall entdeckt
hatte, indem ich einen grauen Bären verfolgte, der
sich darin verkroch, weil er zu feig war, sich mir ge-
genüber zu stellen und den Kampf mit mir anzuneh-
men; denn du mußt wissen, daß der graue Bär kein
so furchtbarer Feind als der schwarze ist. Auch er-
reichte ich ihn glücklich in der Höhle und erlegte
ihn, zum Zeichen des Sieges sein Fell mit mir
nehmend."

-- "Jn diese Höhle, die vielleicht, außer den
wilden Thieren, nur mir allein bekannt war, führte
ich den Mustang mit seiner Last und verweilte dort
bis zum Anbruch der Nacht mit ihm, wo ich sicher
seyn durfte, daß sich die Chippewas zur Ruhe nieder-
gelegt haben würden. Behutsam führte ich dann mein
Pferd bis zum Eingange des Thales, band es fest
und nahm ihm seine Last ab, die ich dann selbst
bis zum Wigwam Opiska Toakis trug; denn da er
der des Nanawa war, konnte ich ihn beim Leuch-
ten des nächtlichen Gestirns leicht an seiner Größe er-
kennen."

II. 4

ich in dem Walde an, der das Thal begrenzt, in dem
ſich die Chippewas jetzt angeſiedelt haben, und da mir
die Gegend von früherer Zeit her, wo ich ſie oft
durchſtreift hatte, bekannt war, fand ich leicht eine
geräumige, tief in den Berg eingeſprengte Höhle wie-
der, deren Eingang ich einſt durch Zufall entdeckt
hatte, indem ich einen grauen Bären verfolgte, der
ſich darin verkroch, weil er zu feig war, ſich mir ge-
genüber zu ſtellen und den Kampf mit mir anzuneh-
men; denn du mußt wiſſen, daß der graue Bär kein
ſo furchtbarer Feind als der ſchwarze iſt. Auch er-
reichte ich ihn glücklich in der Höhle und erlegte
ihn, zum Zeichen des Sieges ſein Fell mit mir
nehmend.“

— „Jn dieſe Höhle, die vielleicht, außer den
wilden Thieren, nur mir allein bekannt war, führte
ich den Mustang mit ſeiner Laſt und verweilte dort
bis zum Anbruch der Nacht mit ihm, wo ich ſicher
ſeyn durfte, daß ſich die Chippewas zur Ruhe nieder-
gelegt haben würden. Behutſam führte ich dann mein
Pferd bis zum Eingange des Thales, band es feſt
und nahm ihm ſeine Laſt ab, die ich dann ſelbſt
bis zum Wigwam Opiska Toakis trug; denn da er
der des Nanawa war, konnte ich ihn beim Leuch-
ten des nächtlichen Geſtirns leicht an ſeiner Größe er-
kennen.“

II. 4
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[49/0055] ich in dem Walde an, der das Thal begrenzt, in dem ſich die Chippewas jetzt angeſiedelt haben, und da mir die Gegend von früherer Zeit her, wo ich ſie oft durchſtreift hatte, bekannt war, fand ich leicht eine geräumige, tief in den Berg eingeſprengte Höhle wie- der, deren Eingang ich einſt durch Zufall entdeckt hatte, indem ich einen grauen Bären verfolgte, der ſich darin verkroch, weil er zu feig war, ſich mir ge- genüber zu ſtellen und den Kampf mit mir anzuneh- men; denn du mußt wiſſen, daß der graue Bär kein ſo furchtbarer Feind als der ſchwarze iſt. Auch er- reichte ich ihn glücklich in der Höhle und erlegte ihn, zum Zeichen des Sieges ſein Fell mit mir nehmend.“ — „Jn dieſe Höhle, die vielleicht, außer den wilden Thieren, nur mir allein bekannt war, führte ich den Mustang mit ſeiner Laſt und verweilte dort bis zum Anbruch der Nacht mit ihm, wo ich ſicher ſeyn durfte, daß ſich die Chippewas zur Ruhe nieder- gelegt haben würden. Behutſam führte ich dann mein Pferd bis zum Eingange des Thales, band es feſt und nahm ihm ſeine Laſt ab, die ich dann ſelbſt bis zum Wigwam Opiska Toakis trug; denn da er der des Nanawa war, konnte ich ihn beim Leuch- ten des nächtlichen Geſtirns leicht an ſeiner Größe er- kennen.“ II. 4

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/55>, abgerufen am 24.11.2024.