es für die Rettung meines Lebens hinzugeben? und hörten wir nicht fast jeden Tag, daß Opiska Toaki, seit er im Besitze desselben, glücklich in Allem war, was er unternahm, und ohne Furcht den größesten Gefahren Trotz bieten konnte, seit er den Talisman auf seiner Brust trug?"
-- "Da sprach eines Tages mein Vater zu mir," fuhr der Sioux nach einer kleinen Pause in seiner Rede fort: "White-hawk, sagte er, es kommt jetzt an den Tag, welches Opfer uns das gute Bleichge- sicht, unser Freund, gebracht hat, und er ist vielleicht in eben dem Grade unglücklich, als Opiska Toaki jetzt im Besitze des Zauberbildes glücklich in Allem ist, was er unternimmt; denn verfehlt wohl sein Pfeil jetzt noch ein Rothwild, sein Lasso den Nacken eines Mos- kotaj mehr? Hat er nicht im Kampfe mit dem blut- gierigen Puma gesiegt und ihn sogar -- was nie zu- vor gehört wurde -- in seinen Armen erdrosselt? Verkünden die Makota Konayas ihm, dem Glückseli- gen, nicht alles Glück der Welt, seit er im Besitze des Schatzes ist, dessen sich unser Freund aus Liebe zu uns entäußerte? und dürfen wir, ohne ungerecht und undankbar gegen einen so treuen Freund zu seyn, es ruhig mit ansehen, daß er vielleicht in Unglück durch seine Großmuth und Liebe gegen uns geräth? Jch habe geredet, was sagst du, mein Sohn White-hawk?"
es für die Rettung meines Lebens hinzugeben? und hörten wir nicht faſt jeden Tag, daß Opiska Toaki, ſeit er im Beſitze deſſelben, glücklich in Allem war, was er unternahm, und ohne Furcht den größeſten Gefahren Trotz bieten konnte, ſeit er den Talisman auf ſeiner Bruſt trug?“
— „Da ſprach eines Tages mein Vater zu mir,“ fuhr der Sioux nach einer kleinen Pauſe in ſeiner Rede fort: „White-hawk, ſagte er, es kommt jetzt an den Tag, welches Opfer uns das gute Bleichge- ſicht, unſer Freund, gebracht hat, und er iſt vielleicht in eben dem Grade unglücklich, als Opiska Toaki jetzt im Beſitze des Zauberbildes glücklich in Allem iſt, was er unternimmt; denn verfehlt wohl ſein Pfeil jetzt noch ein Rothwild, ſein Laſſo den Nacken eines Moſ- kotaj mehr? Hat er nicht im Kampfe mit dem blut- gierigen Puma geſiegt und ihn ſogar — was nie zu- vor gehört wurde — in ſeinen Armen erdroſſelt? Verkünden die Makota Konayas ihm, dem Glückſeli- gen, nicht alles Glück der Welt, ſeit er im Beſitze des Schatzes iſt, deſſen ſich unſer Freund aus Liebe zu uns entäußerte? und dürfen wir, ohne ungerecht und undankbar gegen einen ſo treuen Freund zu ſeyn, es ruhig mit anſehen, daß er vielleicht in Unglück durch ſeine Großmuth und Liebe gegen uns geräth? Jch habe geredet, was ſagſt du, mein Sohn White-hawk?“
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es für die Rettung meines Lebens hinzugeben? und
hörten wir nicht faſt jeden Tag, daß Opiska Toaki,
ſeit er im Beſitze deſſelben, glücklich in Allem war,
was er unternahm, und ohne Furcht den größeſten
Gefahren Trotz bieten konnte, ſeit er den Talisman
auf ſeiner Bruſt trug?“
— „Da ſprach eines Tages mein Vater zu mir,“
fuhr der Sioux nach einer kleinen Pauſe in ſeiner
Rede fort: „White-hawk, ſagte er, es kommt jetzt
an den Tag, welches Opfer uns das gute Bleichge-
ſicht, unſer Freund, gebracht hat, und er iſt vielleicht
in eben dem Grade unglücklich, als Opiska Toaki jetzt
im Beſitze des Zauberbildes glücklich in Allem iſt, was
er unternimmt; denn verfehlt wohl ſein Pfeil jetzt
noch ein Rothwild, ſein Laſſo den Nacken eines Moſ-
kotaj mehr? Hat er nicht im Kampfe mit dem blut-
gierigen Puma geſiegt und ihn ſogar — was nie zu-
vor gehört wurde — in ſeinen Armen erdroſſelt?
Verkünden die Makota Konayas ihm, dem Glückſeli-
gen, nicht alles Glück der Welt, ſeit er im Beſitze
des Schatzes iſt, deſſen ſich unſer Freund aus Liebe
zu uns entäußerte? und dürfen wir, ohne ungerecht
und undankbar gegen einen ſo treuen Freund zu ſeyn,
es ruhig mit anſehen, daß er vielleicht in Unglück durch
ſeine Großmuth und Liebe gegen uns geräth? Jch habe
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/53>, abgerufen am 16.02.2025.
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