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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Calumet oder die Friedenspfeife aus der Hütte des
Nanawa und überreichte sie ihm, nebst einem glim-
menden Feuerbrande, mit einer ehrerbietigen Verbeu-
gung; dann zog er sich bescheiden wieder aus dem
Kreise der Männer, den er nur auf ausdrücklichen
Befehl des Häuptlings hatte betreten dürfen, zu den
andern Jünglingen zurück, die in einiger Entfernung
standen und mit neidischen Blicken auf das Thun der
Männer schauten.

Der große Pelikan überreichte darauf seinem Gast-
freunde, den er besonders ehren wollte, zuerst das
Calumet und den Feuerbrand, mit dem er den Taback
in der Pfeife anzünden sollte. Dieser, schon mit den
Gebräuchen der Wilden vertraut, that nur einen
Zug daraus, nachdem er sie in Brand gebracht, und
überreichte sie dann dem Nanawa, aus dessen Hand
sie in die des ihm an Ehren und Würden Zunächst-
stehenden überging, bis Alle geraucht hatten und sie
zu Arnolden zurückkehrte, der sie wieder weiter gab.
Als der Taback völlig aufgebrannt war, erhoben sich
die Männer, umringten nochmals den Fremdling und
boten ihm den Handschlag an, wodurch sie Frieden
und Freundschaft auf die bündigste Weise mit ihm
besiegelten. Er durfte sich von diesem Augenblick an
als ihren Stammgenossen, sie als seine Brüder an-

Calumet oder die Friedenspfeife aus der Hütte des
Nanawa und überreichte ſie ihm, nebſt einem glim-
menden Feuerbrande, mit einer ehrerbietigen Verbeu-
gung; dann zog er ſich beſcheiden wieder aus dem
Kreiſe der Männer, den er nur auf ausdrücklichen
Befehl des Häuptlings hatte betreten dürfen, zu den
andern Jünglingen zurück, die in einiger Entfernung
ſtanden und mit neidiſchen Blicken auf das Thun der
Männer ſchauten.

Der große Pelikan überreichte darauf ſeinem Gaſt-
freunde, den er beſonders ehren wollte, zuerſt das
Calumet und den Feuerbrand, mit dem er den Taback
in der Pfeife anzünden ſollte. Dieſer, ſchon mit den
Gebräuchen der Wilden vertraut, that nur einen
Zug daraus, nachdem er ſie in Brand gebracht, und
überreichte ſie dann dem Nanawa, aus deſſen Hand
ſie in die des ihm an Ehren und Würden Zunächſt-
ſtehenden überging, bis Alle geraucht hatten und ſie
zu Arnolden zurückkehrte, der ſie wieder weiter gab.
Als der Taback völlig aufgebrannt war, erhoben ſich
die Männer, umringten nochmals den Fremdling und
boten ihm den Handſchlag an, wodurch ſie Frieden
und Freundſchaft auf die bündigſte Weiſe mit ihm
beſiegelten. Er durfte ſich von dieſem Augenblick an
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[20/0026] Calumet oder die Friedenspfeife aus der Hütte des Nanawa und überreichte ſie ihm, nebſt einem glim- menden Feuerbrande, mit einer ehrerbietigen Verbeu- gung; dann zog er ſich beſcheiden wieder aus dem Kreiſe der Männer, den er nur auf ausdrücklichen Befehl des Häuptlings hatte betreten dürfen, zu den andern Jünglingen zurück, die in einiger Entfernung ſtanden und mit neidiſchen Blicken auf das Thun der Männer ſchauten. Der große Pelikan überreichte darauf ſeinem Gaſt- freunde, den er beſonders ehren wollte, zuerſt das Calumet und den Feuerbrand, mit dem er den Taback in der Pfeife anzünden ſollte. Dieſer, ſchon mit den Gebräuchen der Wilden vertraut, that nur einen Zug daraus, nachdem er ſie in Brand gebracht, und überreichte ſie dann dem Nanawa, aus deſſen Hand ſie in die des ihm an Ehren und Würden Zunächſt- ſtehenden überging, bis Alle geraucht hatten und ſie zu Arnolden zurückkehrte, der ſie wieder weiter gab. Als der Taback völlig aufgebrannt war, erhoben ſich die Männer, umringten nochmals den Fremdling und boten ihm den Handſchlag an, wodurch ſie Frieden und Freundſchaft auf die bündigſte Weiſe mit ihm beſiegelten. Er durfte ſich von dieſem Augenblick an als ihren Stammgenoſſen, ſie als ſeine Brüder an-

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/26>, abgerufen am 24.11.2024.