Die Wigwams lagen einzeln, oft in weiten Zwi- schenräumen von einander, zerstreut umher und Jeder hatte sich seinen Platz nach Laune gewählt, bald un- ten im Thale, an dem Bache, von dem dieses durch- strömt wurde, an dem zwar nicht großen, aber fisch- reichen Creek oder Landsee, am Fuße der das Thal einschließenden Hügel oder am Saum des Waldes, oft auch ziemlich hoch hinauf, nahe der Spitze der Hügel. So hatte sich Jeder nach Gefallen und Be- dürfniß angesiedelt und Keiner beengte den Andern. Von Feld- und Gartenbau fand man keine Spur; die Wilden würden die Beschäftigung damit für schimpf- lich halten und beschränken sich allein auf die Jagd und den Fischfang. An Vegetabilien genießen sie nur die wildwachsenden, in jenen Gegenden größtentheils ziemlich herben Früchte und einige Wurzelarten, zu denen sie aber nur im äußersten Nothfalle und ge- drängt vom Hunger ihre Zuflucht nehmen.
Fast mitten im Thale, hart am Ufer des Creek, lag ein Wigwam, der sich vor allen andern durch seine Größe auszeichnete: es war, wie Arnold gleich vermuthet hatte, die des Nanawa oder Häuptlings und in diese wurde er auch von seinem Gastfreunde geführt, um neben ihm, auf einem weichen Lager von Fellen, noch einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Jhr Eintritt schien von den Schläfern in der Hütte
Die Wigwams lagen einzeln, oft in weiten Zwi- ſchenräumen von einander, zerſtreut umher und Jeder hatte ſich ſeinen Platz nach Laune gewählt, bald un- ten im Thale, an dem Bache, von dem dieſes durch- ſtrömt wurde, an dem zwar nicht großen, aber fiſch- reichen Creek oder Landſee, am Fuße der das Thal einſchließenden Hügel oder am Saum des Waldes, oft auch ziemlich hoch hinauf, nahe der Spitze der Hügel. So hatte ſich Jeder nach Gefallen und Be- dürfniß angeſiedelt und Keiner beengte den Andern. Von Feld- und Gartenbau fand man keine Spur; die Wilden würden die Beſchäftigung damit für ſchimpf- lich halten und beſchränken ſich allein auf die Jagd und den Fiſchfang. An Vegetabilien genießen ſie nur die wildwachſenden, in jenen Gegenden größtentheils ziemlich herben Früchte und einige Wurzelarten, zu denen ſie aber nur im äußerſten Nothfalle und ge- drängt vom Hunger ihre Zuflucht nehmen.
Faſt mitten im Thale, hart am Ufer des Creek, lag ein Wigwam, der ſich vor allen andern durch ſeine Größe auszeichnete: es war, wie Arnold gleich vermuthet hatte, die des Nanawa oder Häuptlings und in dieſe wurde er auch von ſeinem Gaſtfreunde geführt, um neben ihm, auf einem weichen Lager von Fellen, noch einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Jhr Eintritt ſchien von den Schläfern in der Hütte
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[14/0020]
Die Wigwams lagen einzeln, oft in weiten Zwi-
ſchenräumen von einander, zerſtreut umher und Jeder
hatte ſich ſeinen Platz nach Laune gewählt, bald un-
ten im Thale, an dem Bache, von dem dieſes durch-
ſtrömt wurde, an dem zwar nicht großen, aber fiſch-
reichen Creek oder Landſee, am Fuße der das Thal
einſchließenden Hügel oder am Saum des Waldes,
oft auch ziemlich hoch hinauf, nahe der Spitze der
Hügel. So hatte ſich Jeder nach Gefallen und Be-
dürfniß angeſiedelt und Keiner beengte den Andern.
Von Feld- und Gartenbau fand man keine Spur; die
Wilden würden die Beſchäftigung damit für ſchimpf-
lich halten und beſchränken ſich allein auf die Jagd
und den Fiſchfang. An Vegetabilien genießen ſie nur
die wildwachſenden, in jenen Gegenden größtentheils
ziemlich herben Früchte und einige Wurzelarten, zu
denen ſie aber nur im äußerſten Nothfalle und ge-
drängt vom Hunger ihre Zuflucht nehmen.
Faſt mitten im Thale, hart am Ufer des Creek,
lag ein Wigwam, der ſich vor allen andern durch
ſeine Größe auszeichnete: es war, wie Arnold gleich
vermuthet hatte, die des Nanawa oder Häuptlings
und in dieſe wurde er auch von ſeinem Gaſtfreunde
geführt, um neben ihm, auf einem weichen Lager von
Fellen, noch einige Stunden der Ruhe zu pflegen.
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/20>, abgerufen am 02.03.2025.
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