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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Bruno zu sich, zeigte auf den von ihnen zurückge-
legten Weg und sagte:

-- "Jetzt dürfen Sie umkehren, Sir!"

Smith, der sich seines Lebens bereits begeben
hatte, sah ihn mit Verwunderung an und schaute ihm
selbst noch eine Weile nach, als er, der sich auf sein
Roß geschwungen hatte, schon durch die Prairie hin-
sprengte. Dann kehrte er langsam und in Gedanken
vertieft zur Stadt zurück.

Arnold war der erste Mensch gewesen, der ihm
imponirt hatte und selbst jetzt, wo dieser ihm so ge-
rechte Ursache zum Hasse gegeben, fühlte er sich doch
noch zu ihm hingezogen, mußte er sich noch die Frage
vorlegen: ob er ihn vernichtet haben würde, wenn er
gekonnt hätte? und er bejahte sie nur, weil er die
größeste Gefahr für sich und seine weit aussehenden
Pläne von diesem Manne zu befürchten hatte, der,
obschon noch so jung, doch so viel Character, Ent-
schlossenheit und Klugheit an den Tag legte. Er sah
ein, daß, wenn ihm Einer gefährlich werden könnte,
es dieser Arnold seyn würde und sagte im Fortwan-
deln mehre Male vor sich hin: "Ja, er muß ster-
ben! Will er es doch nicht anders!"

Als er wieder zu Marien zurückkehrte, fand er
diese in Thränen und der Anblick derer, der er sich
durch Arnolden hatte entledigen wollen, regte den

Bruno zu ſich, zeigte auf den von ihnen zurückge-
legten Weg und ſagte:

— „Jetzt dürfen Sie umkehren, Sir!“

Smith, der ſich ſeines Lebens bereits begeben
hatte, ſah ihn mit Verwunderung an und ſchaute ihm
ſelbſt noch eine Weile nach, als er, der ſich auf ſein
Roß geſchwungen hatte, ſchon durch die Prairie hin-
ſprengte. Dann kehrte er langſam und in Gedanken
vertieft zur Stadt zurück.

Arnold war der erſte Menſch geweſen, der ihm
imponirt hatte und ſelbſt jetzt, wo dieſer ihm ſo ge-
rechte Urſache zum Haſſe gegeben, fühlte er ſich doch
noch zu ihm hingezogen, mußte er ſich noch die Frage
vorlegen: ob er ihn vernichtet haben würde, wenn er
gekonnt hätte? und er bejahte ſie nur, weil er die
größeſte Gefahr für ſich und ſeine weit ausſehenden
Pläne von dieſem Manne zu befürchten hatte, der,
obſchon noch ſo jung, doch ſo viel Character, Ent-
ſchloſſenheit und Klugheit an den Tag legte. Er ſah
ein, daß, wenn ihm Einer gefährlich werden könnte,
es dieſer Arnold ſeyn würde und ſagte im Fortwan-
deln mehre Male vor ſich hin: „Ja, er muß ſter-
ben! Will er es doch nicht anders!“

Als er wieder zu Marien zurückkehrte, fand er
dieſe in Thränen und der Anblick derer, der er ſich
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[171/0177] Bruno zu ſich, zeigte auf den von ihnen zurückge- legten Weg und ſagte: — „Jetzt dürfen Sie umkehren, Sir!“ Smith, der ſich ſeines Lebens bereits begeben hatte, ſah ihn mit Verwunderung an und ſchaute ihm ſelbſt noch eine Weile nach, als er, der ſich auf ſein Roß geſchwungen hatte, ſchon durch die Prairie hin- ſprengte. Dann kehrte er langſam und in Gedanken vertieft zur Stadt zurück. Arnold war der erſte Menſch geweſen, der ihm imponirt hatte und ſelbſt jetzt, wo dieſer ihm ſo ge- rechte Urſache zum Haſſe gegeben, fühlte er ſich doch noch zu ihm hingezogen, mußte er ſich noch die Frage vorlegen: ob er ihn vernichtet haben würde, wenn er gekonnt hätte? und er bejahte ſie nur, weil er die größeſte Gefahr für ſich und ſeine weit ausſehenden Pläne von dieſem Manne zu befürchten hatte, der, obſchon noch ſo jung, doch ſo viel Character, Ent- ſchloſſenheit und Klugheit an den Tag legte. Er ſah ein, daß, wenn ihm Einer gefährlich werden könnte, es dieſer Arnold ſeyn würde und ſagte im Fortwan- deln mehre Male vor ſich hin: „Ja, er muß ſter- ben! Will er es doch nicht anders!“ Als er wieder zu Marien zurückkehrte, fand er dieſe in Thränen und der Anblick derer, der er ſich durch Arnolden hatte entledigen wollen, regte den

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/177>, abgerufen am 24.11.2024.