Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846."Vertrauten, einen Spaziergang machen zu dürfen; "Sobald ich mich im Freien und unbeobachtet -- "Auf dem Heimwege -- ja lächle nur, in- „Vertrauten, einen Spaziergang machen zu dürfen; „Sobald ich mich im Freien und unbeobachtet — „Auf dem Heimwege — ja lächle nur, in- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0149" n="143"/> „Vertrauten, einen Spaziergang machen zu dürfen;<lb/> „er gewährte ſie mir um ſo williger, da mein Vetter,<lb/> „Graf Heinrich, bei ihm war und verſprochen hatte,<lb/> „die Nacht über im Schloſſe bleiben zu wollen.“</p><lb/> <p>„Sobald ich mich im Freien und unbeobachtet<lb/> „ſah, veränderte ich die zu Anfang eingeſchlagene<lb/> „Richtung und eilte dem Pachthofe zu, wo unſer<lb/> „Sohn unter der Aufſicht meiner alten Amme auf-<lb/> „wächſt. Der Knabe ſpielte vor der Thür mit Blu-<lb/> „men und bunten Steinchen und ſein Lächeln ſagte<lb/> „mir, daß er mich ſogleich wieder erkannte. Jch<lb/> „nahm ihn auf den Arm und trug ihn in’s Haus,<lb/> „wo ich mich ungeſtört meiner Mutterſeligkeit über-<lb/> „laſſen durfte. Dies erfriſchte mir das Herz wieder,<lb/> „dies hob mir den Muth, und geſtärkt, beruhigter<lb/> „kehrte ich zu meinen Pflichten und dem kranken Va-<lb/> „ter zurück.“</p><lb/> <p>— „Auf dem Heimwege — ja lächle nur, in-<lb/> „dem Du dies lieſeſt! — legte ich mir eine ſelt-<lb/> „ſame Frage vor. Würde ich mich, ſo lautete ſie,<lb/> „würde ich mich wohl vor fremden Leuten, ſelbſt<lb/> „vor vertrauten, ſo unverhohlen, mit ſolcher Se-<lb/> „ligkeit im Herzen, meiner Mutterfreude haben über-<lb/> „laſſen können, wenn das Band der Ehe unſere<lb/> „Verbindung nicht heiligte? und ich glaubte ſie<lb/> „verneinen zu müſſen. Jn Deinen Augen mag das<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [143/0149]
„Vertrauten, einen Spaziergang machen zu dürfen;
„er gewährte ſie mir um ſo williger, da mein Vetter,
„Graf Heinrich, bei ihm war und verſprochen hatte,
„die Nacht über im Schloſſe bleiben zu wollen.“
„Sobald ich mich im Freien und unbeobachtet
„ſah, veränderte ich die zu Anfang eingeſchlagene
„Richtung und eilte dem Pachthofe zu, wo unſer
„Sohn unter der Aufſicht meiner alten Amme auf-
„wächſt. Der Knabe ſpielte vor der Thür mit Blu-
„men und bunten Steinchen und ſein Lächeln ſagte
„mir, daß er mich ſogleich wieder erkannte. Jch
„nahm ihn auf den Arm und trug ihn in’s Haus,
„wo ich mich ungeſtört meiner Mutterſeligkeit über-
„laſſen durfte. Dies erfriſchte mir das Herz wieder,
„dies hob mir den Muth, und geſtärkt, beruhigter
„kehrte ich zu meinen Pflichten und dem kranken Va-
„ter zurück.“
— „Auf dem Heimwege — ja lächle nur, in-
„dem Du dies lieſeſt! — legte ich mir eine ſelt-
„ſame Frage vor. Würde ich mich, ſo lautete ſie,
„würde ich mich wohl vor fremden Leuten, ſelbſt
„vor vertrauten, ſo unverhohlen, mit ſolcher Se-
„ligkeit im Herzen, meiner Mutterfreude haben über-
„laſſen können, wenn das Band der Ehe unſere
„Verbindung nicht heiligte? und ich glaubte ſie
„verneinen zu müſſen. Jn Deinen Augen mag das
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