Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.Ein Strom von Thränen, der meinen Augen Dann trat er zu mir, schloß mich in seine Arme, -- "Jch wußte wohl," sagte er darauf, mich Jch verstand ihn nicht; wie hätte ich ihn wohl Er umarmte und küßte mich nochmals; dann Wo nähme ich Worte her, um das zu beschrei- Ein Strom von Thränen, der meinen Augen Dann trat er zu mir, ſchloß mich in ſeine Arme, — „Jch wußte wohl,“ ſagte er darauf, mich Jch verſtand ihn nicht; wie hätte ich ihn wohl Er umarmte und küßte mich nochmals; dann Wo nähme ich Worte her, um das zu beſchrei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0118" n="112"/> <p>Ein Strom von Thränen, der meinen Augen<lb/> entfloß, war meine einzige Antwort.</p><lb/> <p>Dann trat er zu mir, ſchloß mich in ſeine Arme,<lb/> bedeckte mich mit glühenden Küſſen, überhäufte mich<lb/> mit Liebkoſungen, und ich litt es ohne Widerſtreben,<lb/> ohne mich in ſeinen mich immer feſter und feſter um-<lb/> ſchlingenden Armen zu ſträuben.</p><lb/> <p>— „Jch wußte wohl,“ ſagte er darauf, mich<lb/> einige Augenblicke loslaſſend, „daß es ſchon zu ſpät<lb/> ſei, daß du mich nicht mehr laſſen könnteſt! So ſollſt<lb/> du, wenn ich dir auch nicht den Schmerz werde er-<lb/> ſparen können, doch auch das Glück kennen lernen!<lb/> Ja, du ſollſt glücklich ſeyn, Dina, ich gelobe es<lb/> dir! Aber wenn deine Lippen es mir geſtanden haben<lb/> werden, daß du es wareſt, dann mache mir auch nie<lb/> Vorwürfe, es möge kommen, was da wolle!“</p><lb/> <p>Jch verſtand ihn nicht; wie hätte ich ihn wohl<lb/> verſtehen können?</p><lb/> <p>Er umarmte und küßte mich nochmals; dann<lb/> ging er.</p><lb/> <p>Wo nähme ich Worte her, um das zu beſchrei-<lb/> ben, was in mir vorging? Auch iſt mir ſelbſt, trotz<lb/> der Lebhaftigkeit der Erinnerung, nur ein dunkles<lb/> Bild davon geblieben, weil ſich mein armes Gehirn<lb/> wie im Kreiſe drehte, weil ich mir ſelbſt über Nichts,<lb/> was ich dachte und empfand, Rechenſchaft abzulegen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0118]
Ein Strom von Thränen, der meinen Augen
entfloß, war meine einzige Antwort.
Dann trat er zu mir, ſchloß mich in ſeine Arme,
bedeckte mich mit glühenden Küſſen, überhäufte mich
mit Liebkoſungen, und ich litt es ohne Widerſtreben,
ohne mich in ſeinen mich immer feſter und feſter um-
ſchlingenden Armen zu ſträuben.
— „Jch wußte wohl,“ ſagte er darauf, mich
einige Augenblicke loslaſſend, „daß es ſchon zu ſpät
ſei, daß du mich nicht mehr laſſen könnteſt! So ſollſt
du, wenn ich dir auch nicht den Schmerz werde er-
ſparen können, doch auch das Glück kennen lernen!
Ja, du ſollſt glücklich ſeyn, Dina, ich gelobe es
dir! Aber wenn deine Lippen es mir geſtanden haben
werden, daß du es wareſt, dann mache mir auch nie
Vorwürfe, es möge kommen, was da wolle!“
Jch verſtand ihn nicht; wie hätte ich ihn wohl
verſtehen können?
Er umarmte und küßte mich nochmals; dann
ging er.
Wo nähme ich Worte her, um das zu beſchrei-
ben, was in mir vorging? Auch iſt mir ſelbſt, trotz
der Lebhaftigkeit der Erinnerung, nur ein dunkles
Bild davon geblieben, weil ſich mein armes Gehirn
wie im Kreiſe drehte, weil ich mir ſelbſt über Nichts,
was ich dachte und empfand, Rechenſchaft abzulegen
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