Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.Minuten lang und in seinem Blick lag Etwas, wie -- "Sie haben Recht, mich zu fürchten, armes -- "Wie, Sie könnten mich verderben, mich un- Er antwortete mir nicht und versank in Nach- -- "Dina," fragte er dann plötzlich, "Dina, Minuten lang und in ſeinem Blick lag Etwas, wie — „Sie haben Recht, mich zu fürchten, armes — „Wie, Sie könnten mich verderben, mich un- Er antwortete mir nicht und verſank in Nach- — „Dina,“ fragte er dann plötzlich, „Dina, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="111"/> Minuten lang und in ſeinem Blick lag Etwas, wie<lb/> tiefes Mitleid; dann ſagte er:</p><lb/> <p>— „Sie haben Recht, mich zu fürchten, armes<lb/> Kind! Jch bin ein gefährlicher Menſch: hüthen Sie<lb/> ſich vor mir!“</p><lb/> <p>— „Wie, Sie könnten mich verderben, mich un-<lb/> glücklich machen wollen?“ rief ich von Entſetzen er-<lb/> griffen aus.</p><lb/> <p>Er antwortete mir nicht und verſank in Nach-<lb/> ſinnen. Vielleicht regte ſich in dieſem Augenblick Mit-<lb/> leid gegen mich, die ihm völlig wehrlos Hingegebene,<lb/> in ſeiner Seele; vielleicht kämpfte er mit dem Ent-<lb/> ſchluſſe, mich loszulaſſen, deren Unſchuld, deren<lb/> Hülfloſigkeit und Unkenntniß ihrer ſelbſt und aller<lb/> Verhältniſſe, ihn, ja ſelbſt <hi rendition="#g">ihn,</hi> rühren mußten.<lb/> Denn wie er mit mir daran war, das wußte er be-<lb/> reits. Er hatte ſich nach den Verhältniſſen, in denen<lb/> ich aufgewachſen, erkundigt, und durfte ſo nicht daran<lb/> zweifeln, daß er kein bereits verderbtes, ſondern viel-<lb/> mehr ein völlig unſchuldiges Mädchen vor ſich habe,<lb/> ein Weſen, über das den Sieg davon zu tragen nicht<lb/> einmal eines Kraftaufwandes von ſeiner Seite bedurfte.</p><lb/> <p>— „Dina,“ fragte er dann plötzlich, „Dina,<lb/> könnten Sie mich auf immer von ſich ſcheiden ſehen,<lb/> ohne daß es Jhnen Schmerz machte? Bejahen Sie dieſe<lb/> Frage und ich gehe, um nicht wieder zu kehren!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0117]
Minuten lang und in ſeinem Blick lag Etwas, wie
tiefes Mitleid; dann ſagte er:
— „Sie haben Recht, mich zu fürchten, armes
Kind! Jch bin ein gefährlicher Menſch: hüthen Sie
ſich vor mir!“
— „Wie, Sie könnten mich verderben, mich un-
glücklich machen wollen?“ rief ich von Entſetzen er-
griffen aus.
Er antwortete mir nicht und verſank in Nach-
ſinnen. Vielleicht regte ſich in dieſem Augenblick Mit-
leid gegen mich, die ihm völlig wehrlos Hingegebene,
in ſeiner Seele; vielleicht kämpfte er mit dem Ent-
ſchluſſe, mich loszulaſſen, deren Unſchuld, deren
Hülfloſigkeit und Unkenntniß ihrer ſelbſt und aller
Verhältniſſe, ihn, ja ſelbſt ihn, rühren mußten.
Denn wie er mit mir daran war, das wußte er be-
reits. Er hatte ſich nach den Verhältniſſen, in denen
ich aufgewachſen, erkundigt, und durfte ſo nicht daran
zweifeln, daß er kein bereits verderbtes, ſondern viel-
mehr ein völlig unſchuldiges Mädchen vor ſich habe,
ein Weſen, über das den Sieg davon zu tragen nicht
einmal eines Kraftaufwandes von ſeiner Seite bedurfte.
— „Dina,“ fragte er dann plötzlich, „Dina,
könnten Sie mich auf immer von ſich ſcheiden ſehen,
ohne daß es Jhnen Schmerz machte? Bejahen Sie dieſe
Frage und ich gehe, um nicht wieder zu kehren!“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |