Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.niedrige Absichten, die des gemeinsten Eigennutzes, -- "Das hoffen Sie wirklich?" fragte Arnold, niedrige Abſichten, die des gemeinſten Eigennutzes, — „Das hoffen Sie wirklich?“ fragte Arnold, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="90"/> niedrige Abſichten, die des gemeinſten Eigennutzes,<lb/> unterlegen, und was man auch gegen mich thun, wie<lb/> hindernd man mir auch in den Weg treten, wie mich<lb/> verläumden, verketzern möge, nichts wird mich davon<lb/> abhalten, dem Ziele zuzugehen und alle meine Kräfte<lb/> an die Erreichung deſſelben zu ſetzen. Jch habe, in<lb/> den mannigfachſten Verhältniſſen lebend, die Menſchen<lb/> und ihre Bedürfniſſe ſtudirt und bis auf den Grund<lb/> kennen gelernt; vor mir ſind die Triebfedern ihrer<lb/> Handlungen, vor mir alle ihre kleinen und großen<lb/> Bedürfniſſe aufgedeckt und für mich iſt eine Täuſchung<lb/> kaum mehr möglich. Freilich habe ich dieſe Menſchen-<lb/> kenntniß mit großen Schmerzen und oft mit tödt-<lb/> lichem Ekel erkaufen müſſen und wen eine eigenthüm-<lb/> liche Richtung des Geiſtes nicht dahin führt, der hüte<lb/> ſich, der armen Menſchheit mit dem geiſtigen Secir-<lb/> meſſer in der Hand gegenüber zu ſtehen und damit in<lb/> den kranken Eingeweiden, zum Nutzen der Ueberleben-<lb/> den, zu wühlen; das aber mußte ich thun, weil ich<lb/> mich zum Arzte berufen ſah, und ſo will ich nicht<lb/> klagen, daß über den Beruf mein Leben für mich<lb/> ſelbſt verloren ging, da meine Mühen, meine Leiden<lb/> und Entbehrungen der Geſammtheit einſt zu Gute<lb/> kommen werden.“</p><lb/> <p>— „Das hoffen Sie wirklich?“ fragte Arnold,<lb/> den Redner mit ſeinen durchdringenden Blicken feſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0098]
niedrige Abſichten, die des gemeinſten Eigennutzes,
unterlegen, und was man auch gegen mich thun, wie
hindernd man mir auch in den Weg treten, wie mich
verläumden, verketzern möge, nichts wird mich davon
abhalten, dem Ziele zuzugehen und alle meine Kräfte
an die Erreichung deſſelben zu ſetzen. Jch habe, in
den mannigfachſten Verhältniſſen lebend, die Menſchen
und ihre Bedürfniſſe ſtudirt und bis auf den Grund
kennen gelernt; vor mir ſind die Triebfedern ihrer
Handlungen, vor mir alle ihre kleinen und großen
Bedürfniſſe aufgedeckt und für mich iſt eine Täuſchung
kaum mehr möglich. Freilich habe ich dieſe Menſchen-
kenntniß mit großen Schmerzen und oft mit tödt-
lichem Ekel erkaufen müſſen und wen eine eigenthüm-
liche Richtung des Geiſtes nicht dahin führt, der hüte
ſich, der armen Menſchheit mit dem geiſtigen Secir-
meſſer in der Hand gegenüber zu ſtehen und damit in
den kranken Eingeweiden, zum Nutzen der Ueberleben-
den, zu wühlen; das aber mußte ich thun, weil ich
mich zum Arzte berufen ſah, und ſo will ich nicht
klagen, daß über den Beruf mein Leben für mich
ſelbſt verloren ging, da meine Mühen, meine Leiden
und Entbehrungen der Geſammtheit einſt zu Gute
kommen werden.“
— „Das hoffen Sie wirklich?“ fragte Arnold,
den Redner mit ſeinen durchdringenden Blicken feſt
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