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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

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Flitterstat entkleidet, hin. Er führte den mathemati-
schen Beweis, daß die Welt seit fast zweitausend Jah-
ren durch die Pfaffen betrogen und absichtlich in der
Kindheit des Geistes, zur Förderung eigennütziger
Zwecke, erhalten worden sei. Jch war auf demselben
Wege, auf dem er war und wie er wäre ich fern
vom Ziele zusammengesunken, zu Tode abgemattet
von dem vergeblichen Bemühen, Denen Wahrheit zu
predigen, die kein Organ haben, sie in sich aufzuneh-
men. Die Masse, wie schon gesagt, ist noch taub
und blind; sie ist noch viel weiter in der Erkenntniß
zurück, als man im Allgemeinen annimmt und ihr
schon jetzt die großen Wahrheiten predigen wollen,
müßte als ein lächerliches Bemühen betrachtet werden.
Wie einem Kinde, muß man ihr die Puppe geben
und zugleich die Ruthe zeigen." ......

-- "Wenn Sie diese Ueberzeugung gewannen,
Sir," unterbrach ihn Arnold abermals, "weshalb
ließen Sie dem Kinde denn nicht was es hatte und
womit es sich so lange zufrieden gab?"

-- "Weil durch langen Gebrauch sich am Ende
Alles abnutzt," war die Antwort des Gefragten;
"auch das Christenthum ist es und deshalb mußte
Neues dafür an die Stelle gesetzt werden."

-- "Und dieses Neue wäre der Mormonismus?"
fragte Arnold und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

Flitterſtat entkleidet, hin. Er führte den mathemati-
ſchen Beweis, daß die Welt ſeit faſt zweitauſend Jah-
ren durch die Pfaffen betrogen und abſichtlich in der
Kindheit des Geiſtes, zur Förderung eigennütziger
Zwecke, erhalten worden ſei. Jch war auf demſelben
Wege, auf dem er war und wie er wäre ich fern
vom Ziele zuſammengeſunken, zu Tode abgemattet
von dem vergeblichen Bemühen, Denen Wahrheit zu
predigen, die kein Organ haben, ſie in ſich aufzuneh-
men. Die Maſſe, wie ſchon geſagt, iſt noch taub
und blind; ſie iſt noch viel weiter in der Erkenntniß
zurück, als man im Allgemeinen annimmt und ihr
ſchon jetzt die großen Wahrheiten predigen wollen,
müßte als ein lächerliches Bemühen betrachtet werden.
Wie einem Kinde, muß man ihr die Puppe geben
und zugleich die Ruthe zeigen.“ ......

— „Wenn Sie dieſe Ueberzeugung gewannen,
Sir,“ unterbrach ihn Arnold abermals, „weshalb
ließen Sie dem Kinde denn nicht was es hatte und
womit es ſich ſo lange zufrieden gab?“

— „Weil durch langen Gebrauch ſich am Ende
Alles abnutzt,“ war die Antwort des Gefragten;
„auch das Chriſtenthum iſt es und deshalb mußte
Neues dafür an die Stelle geſetzt werden.“

— „Und dieſes Neue wäre der Mormonismus?“
fragte Arnold und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

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[88/0096] Flitterſtat entkleidet, hin. Er führte den mathemati- ſchen Beweis, daß die Welt ſeit faſt zweitauſend Jah- ren durch die Pfaffen betrogen und abſichtlich in der Kindheit des Geiſtes, zur Förderung eigennütziger Zwecke, erhalten worden ſei. Jch war auf demſelben Wege, auf dem er war und wie er wäre ich fern vom Ziele zuſammengeſunken, zu Tode abgemattet von dem vergeblichen Bemühen, Denen Wahrheit zu predigen, die kein Organ haben, ſie in ſich aufzuneh- men. Die Maſſe, wie ſchon geſagt, iſt noch taub und blind; ſie iſt noch viel weiter in der Erkenntniß zurück, als man im Allgemeinen annimmt und ihr ſchon jetzt die großen Wahrheiten predigen wollen, müßte als ein lächerliches Bemühen betrachtet werden. Wie einem Kinde, muß man ihr die Puppe geben und zugleich die Ruthe zeigen.“ ...... — „Wenn Sie dieſe Ueberzeugung gewannen, Sir,“ unterbrach ihn Arnold abermals, „weshalb ließen Sie dem Kinde denn nicht was es hatte und womit es ſich ſo lange zufrieden gab?“ — „Weil durch langen Gebrauch ſich am Ende Alles abnutzt,“ war die Antwort des Gefragten; „auch das Chriſtenthum iſt es und deshalb mußte Neues dafür an die Stelle geſetzt werden.“ — „Und dieſes Neue wäre der Mormonismus?“ fragte Arnold und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/96>, abgerufen am 24.11.2024.