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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

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dürfnissen hinlänglich genügen, wenn ich mir sagen
dürfte, eine solche Güte von Jhnen verdient zu ha-
ben. Und dann," fügte er nach einer Pause hinzu,
"ist mir meine Freiheit so theuer, daß sie mir um
keinen Preis feil seyn würde."

-- "Sie sind sehr stolz, junger Mann," ver-
setzte Smith, nachdem er ihn einige Augenblicke mit
seinen durchdringenden Augen forschend angesehen hatte;
"in der That, sehr stolz!" fügte er mit einem fast
vorwurfsvollen Tone hinzu.

-- "Jch bin es, Sir," antwortete ihm Arnold
mit Ruhe, "wenn Sie den stolz nennen dürfen, der
sich fest vorgenommen hat, der Begünstigung von
Seiten Anderer nie etwas schulden zu wollen, und
ich würde Jhr Schuldner werden, wenn ich die mir
angetragene Ehre und Bevorzugung vor Andern, die
mehr Verdienst als ich um den Staat haben, nicht
ablehnte. Meine Leistungen waren nur gering, Sir,"
fuhr er nach einem kurzen Nachdenken fort, "und ich
wurde bisher von Jhnen und Andern, denen ich meine
Zeit widmete, hinlänglich dafür belohnt" ......

-- "Es ist eine fast übertriebene Bescheidenheit,
Sir, die aus Jhnen spricht," unterbrach ihn der
Prophet, "die zwar Jhrem Character alle Ehre macht,
aber Jhrem Fortkommen stets hindernd im Wege ste-
hen wird, wenn Sie ihr nicht entsagen und gerechter

dürfniſſen hinlänglich genügen, wenn ich mir ſagen
dürfte, eine ſolche Güte von Jhnen verdient zu ha-
ben. Und dann,“ fügte er nach einer Pauſe hinzu,
„iſt mir meine Freiheit ſo theuer, daß ſie mir um
keinen Preis feil ſeyn würde.“

— „Sie ſind ſehr ſtolz, junger Mann,“ ver-
ſetzte Smith, nachdem er ihn einige Augenblicke mit
ſeinen durchdringenden Augen forſchend angeſehen hatte;
„in der That, ſehr ſtolz!“ fügte er mit einem faſt
vorwurfsvollen Tone hinzu.

— „Jch bin es, Sir,“ antwortete ihm Arnold
mit Ruhe, „wenn Sie den ſtolz nennen dürfen, der
ſich feſt vorgenommen hat, der Begünſtigung von
Seiten Anderer nie etwas ſchulden zu wollen, und
ich würde Jhr Schuldner werden, wenn ich die mir
angetragene Ehre und Bevorzugung vor Andern, die
mehr Verdienſt als ich um den Staat haben, nicht
ablehnte. Meine Leiſtungen waren nur gering, Sir,“
fuhr er nach einem kurzen Nachdenken fort, „und ich
wurde bisher von Jhnen und Andern, denen ich meine
Zeit widmete, hinlänglich dafür belohnt“ ......

— „Es iſt eine faſt übertriebene Beſcheidenheit,
Sir, die aus Jhnen ſpricht,“ unterbrach ihn der
Prophet, „die zwar Jhrem Character alle Ehre macht,
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[82/0090] dürfniſſen hinlänglich genügen, wenn ich mir ſagen dürfte, eine ſolche Güte von Jhnen verdient zu ha- ben. Und dann,“ fügte er nach einer Pauſe hinzu, „iſt mir meine Freiheit ſo theuer, daß ſie mir um keinen Preis feil ſeyn würde.“ — „Sie ſind ſehr ſtolz, junger Mann,“ ver- ſetzte Smith, nachdem er ihn einige Augenblicke mit ſeinen durchdringenden Augen forſchend angeſehen hatte; „in der That, ſehr ſtolz!“ fügte er mit einem faſt vorwurfsvollen Tone hinzu. — „Jch bin es, Sir,“ antwortete ihm Arnold mit Ruhe, „wenn Sie den ſtolz nennen dürfen, der ſich feſt vorgenommen hat, der Begünſtigung von Seiten Anderer nie etwas ſchulden zu wollen, und ich würde Jhr Schuldner werden, wenn ich die mir angetragene Ehre und Bevorzugung vor Andern, die mehr Verdienſt als ich um den Staat haben, nicht ablehnte. Meine Leiſtungen waren nur gering, Sir,“ fuhr er nach einem kurzen Nachdenken fort, „und ich wurde bisher von Jhnen und Andern, denen ich meine Zeit widmete, hinlänglich dafür belohnt“ ...... — „Es iſt eine faſt übertriebene Beſcheidenheit, Sir, die aus Jhnen ſpricht,“ unterbrach ihn der Prophet, „die zwar Jhrem Character alle Ehre macht, aber Jhrem Fortkommen ſtets hindernd im Wege ſte- hen wird, wenn Sie ihr nicht entſagen und gerechter

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/90>, abgerufen am 28.11.2024.