dir, großer Opiska Toaki, für das Leben meines Bru- ders dar. Jch habe es gesagt!" schloß er, nach Art der Wilden, seine Rede.
-- "Wenn deine Gaben deinem Edelmuthe und deiner aufopfernden Freundschaft an Würdigkeit gleich wären, Bleichgesicht," versetzte der Häuptling, "so würden wir des Handels bald einig seyn; bedenke aber, was ist ein Feuerrohr, selbst wenn es so köst- lich seyn sollte, als dein Mund besagt, was ist ein Feuerrohr gegen das Leben White-hawks, von dem selbst sein Vater behauptet, daß ihn an männlichen Tugenden kein anderer junger Mann übertrifft? Hast du uns daher nicht mehr zu bieten, so trage er seine Schuld mit dem Leben ab."
-- "Jch gab Alles her, was für den Augen- blick in meinem Besitze war," antwortete ihm Arnold mit schmerzlich bewegter Stimme; "denn ich hatte nicht Zeit, mich auf das, was hier vorgehen sollte, vorzubereiten; ich wußte nicht, daß es sich um die Lebensrettung meines Bruders handelte, denn sonst würde ich mich noch mit anderen Gaben versehen ha- ben. Am Ausgange der Prairie traf mich Waupee an, der mich vergeblich in Nauvoo gesucht hatte, und die Zeit war zu kurz, um zurückkehren und mich mit dem Nöthigen versehen zu können; denn sonst würde mir Nichts zu werth, Nichts zu kostbar gewesen seyn,
dir, großer Opiska Toaki, für das Leben meines Bru- ders dar. Jch habe es geſagt!“ ſchloß er, nach Art der Wilden, ſeine Rede.
— „Wenn deine Gaben deinem Edelmuthe und deiner aufopfernden Freundſchaft an Würdigkeit gleich wären, Bleichgeſicht,“ verſetzte der Häuptling, „ſo würden wir des Handels bald einig ſeyn; bedenke aber, was iſt ein Feuerrohr, ſelbſt wenn es ſo köſt- lich ſeyn ſollte, als dein Mund beſagt, was iſt ein Feuerrohr gegen das Leben White-hawks, von dem ſelbſt ſein Vater behauptet, daß ihn an männlichen Tugenden kein anderer junger Mann übertrifft? Haſt du uns daher nicht mehr zu bieten, ſo trage er ſeine Schuld mit dem Leben ab.“
— „Jch gab Alles her, was für den Augen- blick in meinem Beſitze war,“ antwortete ihm Arnold mit ſchmerzlich bewegter Stimme; „denn ich hatte nicht Zeit, mich auf das, was hier vorgehen ſollte, vorzubereiten; ich wußte nicht, daß es ſich um die Lebensrettung meines Bruders handelte, denn ſonſt würde ich mich noch mit anderen Gaben verſehen ha- ben. Am Ausgange der Prairie traf mich Waupee an, der mich vergeblich in Nauvoo geſucht hatte, und die Zeit war zu kurz, um zurückkehren und mich mit dem Nöthigen verſehen zu können; denn ſonſt würde mir Nichts zu werth, Nichts zu koſtbar geweſen ſeyn,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0050"n="42"/>
dir, großer Opiska Toaki, für das Leben meines Bru-<lb/>
ders dar. Jch habe es geſagt!“ſchloß er, nach Art<lb/>
der Wilden, ſeine Rede.</p><lb/><p>—„Wenn deine Gaben deinem Edelmuthe und<lb/>
deiner aufopfernden Freundſchaft an Würdigkeit gleich<lb/>
wären, Bleichgeſicht,“ verſetzte der Häuptling, „ſo<lb/>
würden wir des Handels bald einig ſeyn; bedenke<lb/>
aber, was iſt ein Feuerrohr, ſelbſt wenn es ſo köſt-<lb/>
lich ſeyn ſollte, als dein Mund beſagt, was iſt ein<lb/>
Feuerrohr gegen das Leben White-hawks, von dem<lb/>ſelbſt ſein Vater behauptet, daß ihn an männlichen<lb/>
Tugenden kein anderer junger Mann übertrifft? Haſt<lb/>
du uns daher nicht mehr zu bieten, ſo trage er ſeine<lb/>
Schuld mit dem Leben ab.“</p><lb/><p>—„Jch gab Alles her, was für den Augen-<lb/>
blick in meinem Beſitze war,“ antwortete ihm Arnold<lb/>
mit ſchmerzlich bewegter Stimme; „denn ich hatte<lb/>
nicht Zeit, mich auf das, was hier vorgehen ſollte,<lb/>
vorzubereiten; ich wußte nicht, daß es ſich um die<lb/>
Lebensrettung meines Bruders handelte, denn ſonſt<lb/>
würde ich mich noch mit anderen Gaben verſehen ha-<lb/>
ben. Am Ausgange der Prairie traf mich Waupee<lb/>
an, der mich vergeblich in Nauvoo geſucht hatte, und<lb/>
die Zeit war zu kurz, um zurückkehren und mich mit<lb/>
dem Nöthigen verſehen zu können; denn ſonſt würde<lb/>
mir Nichts zu werth, Nichts zu koſtbar geweſen ſeyn,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[42/0050]
dir, großer Opiska Toaki, für das Leben meines Bru-
ders dar. Jch habe es geſagt!“ ſchloß er, nach Art
der Wilden, ſeine Rede.
— „Wenn deine Gaben deinem Edelmuthe und
deiner aufopfernden Freundſchaft an Würdigkeit gleich
wären, Bleichgeſicht,“ verſetzte der Häuptling, „ſo
würden wir des Handels bald einig ſeyn; bedenke
aber, was iſt ein Feuerrohr, ſelbſt wenn es ſo köſt-
lich ſeyn ſollte, als dein Mund beſagt, was iſt ein
Feuerrohr gegen das Leben White-hawks, von dem
ſelbſt ſein Vater behauptet, daß ihn an männlichen
Tugenden kein anderer junger Mann übertrifft? Haſt
du uns daher nicht mehr zu bieten, ſo trage er ſeine
Schuld mit dem Leben ab.“
— „Jch gab Alles her, was für den Augen-
blick in meinem Beſitze war,“ antwortete ihm Arnold
mit ſchmerzlich bewegter Stimme; „denn ich hatte
nicht Zeit, mich auf das, was hier vorgehen ſollte,
vorzubereiten; ich wußte nicht, daß es ſich um die
Lebensrettung meines Bruders handelte, denn ſonſt
würde ich mich noch mit anderen Gaben verſehen ha-
ben. Am Ausgange der Prairie traf mich Waupee
an, der mich vergeblich in Nauvoo geſucht hatte, und
die Zeit war zu kurz, um zurückkehren und mich mit
dem Nöthigen verſehen zu können; denn ſonſt würde
mir Nichts zu werth, Nichts zu koſtbar geweſen ſeyn,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/50>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.