Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.Die arme Mutter, welche es nicht gewagt hatte, Ein unaussprechliches Mitleid mit der Armen er- -- "Beruhige dich, Mutter! Wenn irgend mög- -- "So spricht mein Sohn, das gute Bleichge- Die arme Mutter, welche es nicht gewagt hatte, Ein unausſprechliches Mitleid mit der Armen er- — „Beruhige dich, Mutter! Wenn irgend mög- — „So ſpricht mein Sohn, das gute Bleichge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0038" n="30"/> <p>Die arme Mutter, welche es nicht gewagt hatte,<lb/> den vielleicht für immer von ihr ſcheidenden, einem<lb/> ſchauderhaften Tode entgegengehenden Sohn noch ein-<lb/> mal an ihr Herz zu ſchließen und, ſeine Wangen mit<lb/> ihren Thränen bethauend, einen letzten Abſchied von<lb/> dem Geliebteſten zu nehmen, ſtand, als der Zug ſich<lb/> in Bewegung ſetzte, mit dem Rücken gegen den Wig-<lb/> wam gelehnt und bedeckte ſich das von Thränen über-<lb/> fluthete Antlitz mit beiden Händen.</p><lb/> <p>Ein unausſprechliches Mitleid mit der Armen er-<lb/> füllte Arnolds Herz und er mußte der eigenen theuren,<lb/> durch den Tod auf immer von ihm getrennten Mutter<lb/> lebhafter denn je gedenken. Er, der dem Zuge als<lb/> der Letzte gefolgt war, kehrte daher noch einmal um<lb/> und die eiskalte Hand <hi rendition="#g">Ria-weki’s</hi> — dies war der<lb/> Name des armen Weibes — ergreifend, ſagte er:</p><lb/> <p>— „Beruhige dich, Mutter! Wenn irgend mög-<lb/> lich, ſoll dir der Sohn gerettet werden.“</p><lb/> <p>— „So ſpricht mein Sohn, das gute Bleichge-<lb/> ſicht,“ ſchluchzte das Weib, „und ich weiß, daß er<lb/> halten wird, was er der armen Mutter White-hawks<lb/> verſprochen, ſofern er ſein Verſprechen halten kann;<lb/> aber ach! zu gering ſind die Gaben, die du zur Sühne<lb/> zu bieten haſt, und arm wie wir ſind, beſitzen wir<lb/> ſelbſt nichts, was die Chippewas nicht eben ſo gut<lb/> und vielleicht noch beſſer beſäßen und ſo mit Verach-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0038]
Die arme Mutter, welche es nicht gewagt hatte,
den vielleicht für immer von ihr ſcheidenden, einem
ſchauderhaften Tode entgegengehenden Sohn noch ein-
mal an ihr Herz zu ſchließen und, ſeine Wangen mit
ihren Thränen bethauend, einen letzten Abſchied von
dem Geliebteſten zu nehmen, ſtand, als der Zug ſich
in Bewegung ſetzte, mit dem Rücken gegen den Wig-
wam gelehnt und bedeckte ſich das von Thränen über-
fluthete Antlitz mit beiden Händen.
Ein unausſprechliches Mitleid mit der Armen er-
füllte Arnolds Herz und er mußte der eigenen theuren,
durch den Tod auf immer von ihm getrennten Mutter
lebhafter denn je gedenken. Er, der dem Zuge als
der Letzte gefolgt war, kehrte daher noch einmal um
und die eiskalte Hand Ria-weki’s — dies war der
Name des armen Weibes — ergreifend, ſagte er:
— „Beruhige dich, Mutter! Wenn irgend mög-
lich, ſoll dir der Sohn gerettet werden.“
— „So ſpricht mein Sohn, das gute Bleichge-
ſicht,“ ſchluchzte das Weib, „und ich weiß, daß er
halten wird, was er der armen Mutter White-hawks
verſprochen, ſofern er ſein Verſprechen halten kann;
aber ach! zu gering ſind die Gaben, die du zur Sühne
zu bieten haſt, und arm wie wir ſind, beſitzen wir
ſelbſt nichts, was die Chippewas nicht eben ſo gut
und vielleicht noch beſſer beſäßen und ſo mit Verach-
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