Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

seinem Pferde in den Fluß hinein; ihm folgten Wau-
pee und Bruno, die noch weniger als er die Furcht
kannten.

Als man am jenseitigen Ufer wohlbehalten ange-
langt war, hatte man nur noch ein paar Stunden
im Walde zurückzulegen und langte um die Zeit, wo
die Sonne am höchsten am Himmel stand, in der
Niederlassung an, welche aus etwa hundert kegelförmi-
gen Zelten bestand, die von gegerbten Thierfellen ge-
macht waren und am Saume des Waldes zerstreut
umherlagen. Hier wohnte nur ein Theil des Stam-
mes und etwa eine Meile weiter ein anderer; denn
um sich nicht gegenseitig in der Jagd zu beengen, hat-
ten sie sich getrennt.

Eine tiefe Stille herrschte in der Niederlassung.
Nur hie und da spielten einige Kinder von den Wig-
wams, die Mädchen mit Blumen und Früchten, die
Knaben, indem sie sich Pfeile und Bogen schnitzten,
um sich schon früh auf ihre kräftige Beschäftigung,
Krieg und Jagd, vorzubereiten. Die Squaws oder
Weiber waren in den Wigwams mit Zubereitung der
Speisen und der Felle beschäftigt, welche letztere ihnen
Kleidung und Wohnung gaben, und die Männer ent-
weder auf die Jagd oder auf den Fischfang am nahen
Creek ausgegangen.

Ohne ein Wort mehr zu sprechen, nahm Waupee

ſeinem Pferde in den Fluß hinein; ihm folgten Wau-
pee und Bruno, die noch weniger als er die Furcht
kannten.

Als man am jenſeitigen Ufer wohlbehalten ange-
langt war, hatte man nur noch ein paar Stunden
im Walde zurückzulegen und langte um die Zeit, wo
die Sonne am höchſten am Himmel ſtand, in der
Niederlaſſung an, welche aus etwa hundert kegelförmi-
gen Zelten beſtand, die von gegerbten Thierfellen ge-
macht waren und am Saume des Waldes zerſtreut
umherlagen. Hier wohnte nur ein Theil des Stam-
mes und etwa eine Meile weiter ein anderer; denn
um ſich nicht gegenſeitig in der Jagd zu beengen, hat-
ten ſie ſich getrennt.

Eine tiefe Stille herrſchte in der Niederlaſſung.
Nur hie und da ſpielten einige Kinder von den Wig-
wams, die Mädchen mit Blumen und Früchten, die
Knaben, indem ſie ſich Pfeile und Bogen ſchnitzten,
um ſich ſchon früh auf ihre kräftige Beſchäftigung,
Krieg und Jagd, vorzubereiten. Die Squaws oder
Weiber waren in den Wigwams mit Zubereitung der
Speiſen und der Felle beſchäftigt, welche letztere ihnen
Kleidung und Wohnung gaben, und die Männer ent-
weder auf die Jagd oder auf den Fiſchfang am nahen
Creek ausgegangen.

Ohne ein Wort mehr zu ſprechen, nahm Waupee

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="22"/>
&#x017F;einem Pferde in den Fluß hinein; ihm folgten Wau-<lb/>
pee und Bruno, die noch weniger als er die Furcht<lb/>
kannten.</p><lb/>
        <p>Als man am jen&#x017F;eitigen Ufer wohlbehalten ange-<lb/>
langt war, hatte man nur noch ein paar Stunden<lb/>
im Walde zurückzulegen und langte um die Zeit, wo<lb/>
die Sonne am höch&#x017F;ten am Himmel &#x017F;tand, in der<lb/>
Niederla&#x017F;&#x017F;ung an, welche aus etwa hundert kegelförmi-<lb/>
gen Zelten be&#x017F;tand, die von gegerbten Thierfellen ge-<lb/>
macht waren und am Saume des Waldes zer&#x017F;treut<lb/>
umherlagen. Hier wohnte nur ein Theil des Stam-<lb/>
mes und etwa eine Meile weiter ein anderer; denn<lb/>
um &#x017F;ich nicht gegen&#x017F;eitig in der Jagd zu beengen, hat-<lb/>
ten &#x017F;ie &#x017F;ich getrennt.</p><lb/>
        <p>Eine tiefe Stille herr&#x017F;chte in der Niederla&#x017F;&#x017F;ung.<lb/>
Nur hie und da &#x017F;pielten einige Kinder von den Wig-<lb/>
wams, die Mädchen mit Blumen und Früchten, die<lb/>
Knaben, indem &#x017F;ie &#x017F;ich Pfeile und Bogen &#x017F;chnitzten,<lb/>
um &#x017F;ich &#x017F;chon früh auf ihre kräftige Be&#x017F;chäftigung,<lb/>
Krieg und Jagd, vorzubereiten. Die Squaws oder<lb/>
Weiber waren in den Wigwams mit Zubereitung der<lb/>
Spei&#x017F;en und der Felle be&#x017F;chäftigt, welche letztere ihnen<lb/>
Kleidung und Wohnung gaben, und die Männer ent-<lb/>
weder auf die Jagd oder auf den Fi&#x017F;chfang am nahen<lb/>
Creek ausgegangen.</p><lb/>
        <p>Ohne ein Wort mehr zu &#x017F;prechen, nahm Waupee<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0030] ſeinem Pferde in den Fluß hinein; ihm folgten Wau- pee und Bruno, die noch weniger als er die Furcht kannten. Als man am jenſeitigen Ufer wohlbehalten ange- langt war, hatte man nur noch ein paar Stunden im Walde zurückzulegen und langte um die Zeit, wo die Sonne am höchſten am Himmel ſtand, in der Niederlaſſung an, welche aus etwa hundert kegelförmi- gen Zelten beſtand, die von gegerbten Thierfellen ge- macht waren und am Saume des Waldes zerſtreut umherlagen. Hier wohnte nur ein Theil des Stam- mes und etwa eine Meile weiter ein anderer; denn um ſich nicht gegenſeitig in der Jagd zu beengen, hat- ten ſie ſich getrennt. Eine tiefe Stille herrſchte in der Niederlaſſung. Nur hie und da ſpielten einige Kinder von den Wig- wams, die Mädchen mit Blumen und Früchten, die Knaben, indem ſie ſich Pfeile und Bogen ſchnitzten, um ſich ſchon früh auf ihre kräftige Beſchäftigung, Krieg und Jagd, vorzubereiten. Die Squaws oder Weiber waren in den Wigwams mit Zubereitung der Speiſen und der Felle beſchäftigt, welche letztere ihnen Kleidung und Wohnung gaben, und die Männer ent- weder auf die Jagd oder auf den Fiſchfang am nahen Creek ausgegangen. Ohne ein Wort mehr zu ſprechen, nahm Waupee

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/30
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/30>, abgerufen am 04.12.2024.