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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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auch zur möglichsten Benutzung seines kurzen Aufent-
halts, indem er ihm Gelegenheit schaffte, auch hier
vieles Merkwürdige nach der Natur zu zeichnen.
Und so langte Schoreel, beladen mit Vorarbeiten
für die Zukunft, nach einer sehr glücklichen Reise
endlich wieder in Venedig an.

Seine erste Sorge war hier, das Bild, das
er auf dem Schiffe gemalt, zurück nach Jerusalem
an seinen dortigen geistlichen Freund abzusenden.
Es langte wohlbehalten an und erhielt einen sehr
ehrenvollen Platz an der durch die Geburt des Hei-
lands geheiligten Stätte; viele Reisende haben es
dort gesehen und wahrscheinlich befindet es sich
noch in diesem Augenblick am nämlichen Orte.

Von Venedig reißte Schoreel bald nach seiner
Ankunft wieder ab, um jetzt Jtalien kennen zu
lernen. Er besuchte die für seine Kunst bedeutend-
sten Städte dieses Landes und gelangte endlich
nach Rom. Welchen Eindruck der Anblick dieser
Königin der Städte auf ein Gemüth wie das seine
machen mußte, läßt sich besser empfinden, als be-
schreiben. Raphaels hoher Geist hatte sich, viel-

auch zur möglichſten Benutzung ſeines kurzen Aufent-
halts, indem er ihm Gelegenheit ſchaffte, auch hier
vieles Merkwürdige nach der Natur zu zeichnen.
Und ſo langte Schoreel, beladen mit Vorarbeiten
für die Zukunft, nach einer ſehr glücklichen Reiſe
endlich wieder in Venedig an.

Seine erſte Sorge war hier, das Bild, das
er auf dem Schiffe gemalt, zurück nach Jeruſalem
an ſeinen dortigen geiſtlichen Freund abzuſenden.
Es langte wohlbehalten an und erhielt einen ſehr
ehrenvollen Platz an der durch die Geburt des Hei-
lands geheiligten Stätte; viele Reiſende haben es
dort geſehen und wahrſcheinlich befindet es ſich
noch in dieſem Augenblick am nämlichen Orte.

Von Venedig reißte Schoreel bald nach ſeiner
Ankunft wieder ab, um jetzt Jtalien kennen zu
lernen. Er beſuchte die für ſeine Kunſt bedeutend-
ſten Städte dieſes Landes und gelangte endlich
nach Rom. Welchen Eindruck der Anblick dieſer
Königin der Städte auf ein Gemüth wie das ſeine
machen mußte, läßt ſich beſſer empfinden, als be-
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[62/0072] auch zur möglichſten Benutzung ſeines kurzen Aufent- halts, indem er ihm Gelegenheit ſchaffte, auch hier vieles Merkwürdige nach der Natur zu zeichnen. Und ſo langte Schoreel, beladen mit Vorarbeiten für die Zukunft, nach einer ſehr glücklichen Reiſe endlich wieder in Venedig an. Seine erſte Sorge war hier, das Bild, das er auf dem Schiffe gemalt, zurück nach Jeruſalem an ſeinen dortigen geiſtlichen Freund abzuſenden. Es langte wohlbehalten an und erhielt einen ſehr ehrenvollen Platz an der durch die Geburt des Hei- lands geheiligten Stätte; viele Reiſende haben es dort geſehen und wahrſcheinlich befindet es ſich noch in dieſem Augenblick am nämlichen Orte. Von Venedig reißte Schoreel bald nach ſeiner Ankunft wieder ab, um jetzt Jtalien kennen zu lernen. Er beſuchte die für ſeine Kunſt bedeutend- ſten Städte dieſes Landes und gelangte endlich nach Rom. Welchen Eindruck der Anblick dieſer Königin der Städte auf ein Gemüth wie das ſeine machen mußte, läßt ſich beſſer empfinden, als be- ſchreiben. Raphaels hoher Geiſt hatte ſich, viel-

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/72>, abgerufen am 22.11.2024.