sey, würdig und ehrenvoll um die Hand der Tochter seines Meisters zu werben.
Meister Jakob Cornelis war ein zu verstän- diger Mann, als daß er, so lieb und nützlich Schoreel ihm auch war, nicht diesem Entschluß hätte beistimmen sollen, und so reißte dieser dann endlich mit schwerem Herzen ab, begleitet von den Se- genswünschen des Vaters und den bittern Thränen seines lieblichen Mädchens.
Der allgemeine Ruf, welcher Johann von Mabuse als einen der ersten damals lebenden Meister verkündete, zog den lehrbegierigen Jüngling zuerst nach Utrecht, wo jener im Dienste des dor- tigen Bischofs, Philipp von Burgund, lebte. Ma- buse empfing den jungen Schoreel auf das freund- lichste, wies ihm eine Wohnung in seinem Hause an, öffnete ihm seine Werkstatt, und Beide begannen eifrig mit einander zu arbeiten. An der Staffelei ging Alles vortrefflich, aber nicht weiter. Das wüste Leben des Meisters konnte dem edlen, an strenge Sitte gewöhnten Jüngling nicht gefallen. Bald mußte er Mabusen zu seinen Trinkgelagen be-
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ſey, würdig und ehrenvoll um die Hand der Tochter ſeines Meiſters zu werben.
Meiſter Jakob Cornelis war ein zu verſtän- diger Mann, als daß er, ſo lieb und nützlich Schoreel ihm auch war, nicht dieſem Entſchluß hätte beiſtimmen ſollen, und ſo reißte dieſer dann endlich mit ſchwerem Herzen ab, begleitet von den Se- genswünſchen des Vaters und den bittern Thränen ſeines lieblichen Mädchens.
Der allgemeine Ruf, welcher Johann von Mabuſe als einen der erſten damals lebenden Meiſter verkündete, zog den lehrbegierigen Jüngling zuerſt nach Utrecht, wo jener im Dienſte des dor- tigen Biſchofs, Philipp von Burgund, lebte. Ma- buſe empfing den jungen Schoreel auf das freund- lichſte, wies ihm eine Wohnung in ſeinem Hauſe an, öffnete ihm ſeine Werkſtatt, und Beide begannen eifrig mit einander zu arbeiten. An der Staffelei ging Alles vortrefflich, aber nicht weiter. Das wüſte Leben des Meiſters konnte dem edlen, an ſtrenge Sitte gewöhnten Jüngling nicht gefallen. Bald mußte er Mabuſen zu ſeinen Trinkgelagen be-
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ſey, würdig und ehrenvoll um die Hand der Tochter
ſeines Meiſters zu werben.
Meiſter Jakob Cornelis war ein zu verſtän-
diger Mann, als daß er, ſo lieb und nützlich
Schoreel ihm auch war, nicht dieſem Entſchluß hätte
beiſtimmen ſollen, und ſo reißte dieſer dann endlich
mit ſchwerem Herzen ab, begleitet von den Se-
genswünſchen des Vaters und den bittern Thränen
ſeines lieblichen Mädchens.
Der allgemeine Ruf, welcher Johann von
Mabuſe als einen der erſten damals lebenden
Meiſter verkündete, zog den lehrbegierigen Jüngling
zuerſt nach Utrecht, wo jener im Dienſte des dor-
tigen Biſchofs, Philipp von Burgund, lebte. Ma-
buſe empfing den jungen Schoreel auf das freund-
lichſte, wies ihm eine Wohnung in ſeinem Hauſe an,
öffnete ihm ſeine Werkſtatt, und Beide begannen
eifrig mit einander zu arbeiten. An der Staffelei
ging Alles vortrefflich, aber nicht weiter. Das
wüſte Leben des Meiſters konnte dem edlen, an
ſtrenge Sitte gewöhnten Jüngling nicht gefallen.
Bald mußte er Mabuſen zu ſeinen Trinkgelagen be-
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/61>, abgerufen am 16.02.2025.
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