wie ein Vögelchen im Neste, unter den schützenden Flügeln seiner Mutter. Jn diesen Umgebungen verlebte Schoreel die glücklichen Tage seiner Jüng- lingszeit. Mit Lust und Gelingen arbeitete er für seinen Meister, unter dessen Aufsicht tägliches Zu- nehmen in der Kunst seinen Eifer belohnte, und der ihm dennoch nicht nur ein ganz anständiges Jahrgeld für seine Arbeiten zahlte, sondern ihm dabei auch noch die Freiheit ließ, in Nebenstunden für seine eigne Rechnung zu malen was er wollte. Viele gelungne Arbeiten gingen schon damals in diesen seinen freien Stunden unter des jungen Künstlers fleißigen Händen hervor und fanden bald Liebhaber, die nicht nur Schoreels frühen Ruhm begründeten, sondern auch gut bezahlten, was sie von ihm erkauf- ten, so daß er in kurzer Zeit sich eine nicht ganz unbedeutende Summe für die nächste Zukunft er- worben hatte.
Mit allen seinen Hausgenossen lebte Schoreel in Friede, Liebe und Vertrauen, vor Allem aber entstand zwischen ihm und dem schönen Töchterchen seines Meisters ein unbeschreiblich zartes Verhältniß.
II. Bd. 4
wie ein Vögelchen im Neſte, unter den ſchützenden Flügeln ſeiner Mutter. Jn dieſen Umgebungen verlebte Schoreel die glücklichen Tage ſeiner Jüng- lingszeit. Mit Luſt und Gelingen arbeitete er für ſeinen Meiſter, unter deſſen Aufſicht tägliches Zu- nehmen in der Kunſt ſeinen Eifer belohnte, und der ihm dennoch nicht nur ein ganz anſtändiges Jahrgeld für ſeine Arbeiten zahlte, ſondern ihm dabei auch noch die Freiheit ließ, in Nebenſtunden für ſeine eigne Rechnung zu malen was er wollte. Viele gelungne Arbeiten gingen ſchon damals in dieſen ſeinen freien Stunden unter des jungen Künſtlers fleißigen Händen hervor und fanden bald Liebhaber, die nicht nur Schoreels frühen Ruhm begründeten, ſondern auch gut bezahlten, was ſie von ihm erkauf- ten, ſo daß er in kurzer Zeit ſich eine nicht ganz unbedeutende Summe für die nächſte Zukunft er- worben hatte.
Mit allen ſeinen Hausgenoſſen lebte Schoreel in Friede, Liebe und Vertrauen, vor Allem aber entſtand zwiſchen ihm und dem ſchönen Töchterchen ſeines Meiſters ein unbeſchreiblich zartes Verhältniß.
II. Bd. 4
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wie ein Vögelchen im Neſte, unter den ſchützenden
Flügeln ſeiner Mutter. Jn dieſen Umgebungen
verlebte Schoreel die glücklichen Tage ſeiner Jüng-
lingszeit. Mit Luſt und Gelingen arbeitete er für
ſeinen Meiſter, unter deſſen Aufſicht tägliches Zu-
nehmen in der Kunſt ſeinen Eifer belohnte, und der
ihm dennoch nicht nur ein ganz anſtändiges Jahrgeld
für ſeine Arbeiten zahlte, ſondern ihm dabei auch
noch die Freiheit ließ, in Nebenſtunden für ſeine
eigne Rechnung zu malen was er wollte. Viele
gelungne Arbeiten gingen ſchon damals in dieſen
ſeinen freien Stunden unter des jungen Künſtlers
fleißigen Händen hervor und fanden bald Liebhaber,
die nicht nur Schoreels frühen Ruhm begründeten,
ſondern auch gut bezahlten, was ſie von ihm erkauf-
ten, ſo daß er in kurzer Zeit ſich eine nicht ganz
unbedeutende Summe für die nächſte Zukunft er-
worben hatte.
Mit allen ſeinen Hausgenoſſen lebte Schoreel
in Friede, Liebe und Vertrauen, vor Allem aber
entſtand zwiſchen ihm und dem ſchönen Töchterchen
ſeines Meiſters ein unbeſchreiblich zartes Verhältniß.
II. Bd. 4
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/59>, abgerufen am 16.02.2025.
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