erlaubte, und kannte kein Vergnügen als Sonntags und Feiertags, wenn die Sonne und die warme Sommerluft ihn lockten, einsam hinaus in das nahe Harlemer Holz zu wandern. Dort, unter den hohen herrlichen Laubgewölben, vergaß er Alles was sein Leben beengte; lagerte sich mit jener un- nennbaren Sonntagsfreude, welche die Kinder vor- nehmer Eltern selten kennen lernen, an irgend einem stillen Plätzchen in das grüne weiche Gras, zeichnete Bäume, Büsche, Blumen und Kräuter nach der Natur, und ergötzte sich dabei an dem Gezwitscher der kleinen Vögel und dem Festgesang zahlloser Nachtigallen, die noch alljährlich im Harlemer Holze ihre Wohnung aufschlagen. Wenn dann die Sonne sank, kehrte der junge Künstler mit berei- cherter Mappe wieder heim in seine unerfreuliche Wohnung, und war doch innerlich vergnügt, wie ein Prinz es nur immer seyn könnte.
Endlich im Jahre 1512 waren die drei sauern Lehrjahre überstanden; Schoreel, jetzt siebzehn Jahre alt, fühlte Kraft und Muth, sich ferner selbst durch die Welt zu helfen, und war klug genug,
erlaubte, und kannte kein Vergnügen als Sonntags und Feiertags, wenn die Sonne und die warme Sommerluft ihn lockten, einſam hinaus in das nahe Harlemer Holz zu wandern. Dort, unter den hohen herrlichen Laubgewölben, vergaß er Alles was ſein Leben beengte; lagerte ſich mit jener un- nennbaren Sonntagsfreude, welche die Kinder vor- nehmer Eltern ſelten kennen lernen, an irgend einem ſtillen Plätzchen in das grüne weiche Gras, zeichnete Bäume, Büſche, Blumen und Kräuter nach der Natur, und ergötzte ſich dabei an dem Gezwitſcher der kleinen Vögel und dem Feſtgeſang zahlloſer Nachtigallen, die noch alljährlich im Harlemer Holze ihre Wohnung aufſchlagen. Wenn dann die Sonne ſank, kehrte der junge Künſtler mit berei- cherter Mappe wieder heim in ſeine unerfreuliche Wohnung, und war doch innerlich vergnügt, wie ein Prinz es nur immer ſeyn könnte.
Endlich im Jahre 1512 waren die drei ſauern Lehrjahre überſtanden; Schoreel, jetzt ſiebzehn Jahre alt, fühlte Kraft und Muth, ſich ferner ſelbſt durch die Welt zu helfen, und war klug genug,
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erlaubte, und kannte kein Vergnügen als Sonntags
und Feiertags, wenn die Sonne und die warme
Sommerluft ihn lockten, einſam hinaus in das nahe
Harlemer Holz zu wandern. Dort, unter den
hohen herrlichen Laubgewölben, vergaß er Alles
was ſein Leben beengte; lagerte ſich mit jener un-
nennbaren Sonntagsfreude, welche die Kinder vor-
nehmer Eltern ſelten kennen lernen, an irgend einem
ſtillen Plätzchen in das grüne weiche Gras, zeichnete
Bäume, Büſche, Blumen und Kräuter nach der
Natur, und ergötzte ſich dabei an dem Gezwitſcher
der kleinen Vögel und dem Feſtgeſang zahlloſer
Nachtigallen, die noch alljährlich im Harlemer
Holze ihre Wohnung aufſchlagen. Wenn dann die
Sonne ſank, kehrte der junge Künſtler mit berei-
cherter Mappe wieder heim in ſeine unerfreuliche
Wohnung, und war doch innerlich vergnügt, wie
ein Prinz es nur immer ſeyn könnte.
Endlich im Jahre 1512 waren die drei ſauern
Lehrjahre überſtanden; Schoreel, jetzt ſiebzehn
Jahre alt, fühlte Kraft und Muth, ſich ferner
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/55>, abgerufen am 29.07.2024.
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