seiner Lehrjahre treu und fleißig der Übung seiner Kunst sich widmete, denn ohne dauernden ernsten Gebrauch aller Kräfte wird Keiner ein Meister wie Mabuse es ward. Auch ist die Geduld, die Treue, die Zierlichkeit, deren er bei Ausführung seiner Arbeiten sich befliß, gerade bei einem sonst so rast- losen Gemüth zwiefach bewundernswerth, und be- weis't daß dennoch innige Alles überwiegende Liebe zur Kunst der Grundton seines Wesens war.
Jn der ersten schönsten Blüthe seiner Jugend zog Mabuse nach Rom, um dort seine Bildung für die Kunst zu vollenden. Mit rühmlichem Eifer nahm er die großen italiänischen Meister sich zum Vorbilde, welche jene wunderreiche Zeit, zu der er selbst auch gehörte, verherrlichten. Sowohl ihre Werke, als der Anblick der uns gebliebnen plastischen Gebilde einer großen Vorzeit, erfüllten den für die Kunst glühenden Jüngling mit Bewun- derung. Höhere Wünsche stiegen in ihm auf, er wollte es den großen Meistern seiner ursprünglichen heimathlichen Schule nicht nur gleich thun, er wollte sie wo möglich noch übertreffen, und von der
ſeiner Lehrjahre treu und fleißig der Übung ſeiner Kunſt ſich widmete, denn ohne dauernden ernſten Gebrauch aller Kräfte wird Keiner ein Meiſter wie Mabuſe es ward. Auch iſt die Geduld, die Treue, die Zierlichkeit, deren er bei Ausführung ſeiner Arbeiten ſich befliß, gerade bei einem ſonſt ſo raſt- loſen Gemüth zwiefach bewundernswerth, und be- weiſ’t daß dennoch innige Alles überwiegende Liebe zur Kunſt der Grundton ſeines Weſens war.
Jn der erſten ſchönſten Blüthe ſeiner Jugend zog Mabuſe nach Rom, um dort ſeine Bildung für die Kunſt zu vollenden. Mit rühmlichem Eifer nahm er die großen italiäniſchen Meiſter ſich zum Vorbilde, welche jene wunderreiche Zeit, zu der er ſelbſt auch gehörte, verherrlichten. Sowohl ihre Werke, als der Anblick der uns gebliebnen plaſtiſchen Gebilde einer großen Vorzeit, erfüllten den für die Kunſt glühenden Jüngling mit Bewun- derung. Höhere Wünſche ſtiegen in ihm auf, er wollte es den großen Meiſtern ſeiner urſprünglichen heimathlichen Schule nicht nur gleich thun, er wollte ſie wo möglich noch übertreffen, und von der
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ſeiner Lehrjahre treu und fleißig der Übung ſeiner
Kunſt ſich widmete, denn ohne dauernden ernſten
Gebrauch aller Kräfte wird Keiner ein Meiſter wie
Mabuſe es ward. Auch iſt die Geduld, die Treue,
die Zierlichkeit, deren er bei Ausführung ſeiner
Arbeiten ſich befliß, gerade bei einem ſonſt ſo raſt-
loſen Gemüth zwiefach bewundernswerth, und be-
weiſ’t daß dennoch innige Alles überwiegende Liebe
zur Kunſt der Grundton ſeines Weſens war.
Jn der erſten ſchönſten Blüthe ſeiner Jugend
zog Mabuſe nach Rom, um dort ſeine Bildung für
die Kunſt zu vollenden. Mit rühmlichem Eifer
nahm er die großen italiäniſchen Meiſter ſich zum
Vorbilde, welche jene wunderreiche Zeit, zu der
er ſelbſt auch gehörte, verherrlichten. Sowohl
ihre Werke, als der Anblick der uns gebliebnen
plaſtiſchen Gebilde einer großen Vorzeit, erfüllten
den für die Kunſt glühenden Jüngling mit Bewun-
derung. Höhere Wünſche ſtiegen in ihm auf, er
wollte es den großen Meiſtern ſeiner urſprünglichen
heimathlichen Schule nicht nur gleich thun, er wollte
ſie wo möglich noch übertreffen, und von der
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/35>, abgerufen am 16.02.2025.
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