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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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Auf dem rechten Flügelbilde steht der heilige
Jakob der ältere, mit der Keule, als bezeichnendem
Emblem seines Märtyrertodes, und ebenfalls mit
einem Buche; ein herrlicher geistreicher Kopf voll
lebendigen Ausdrucks; neben diesem die heilige
Christina; der Mühlstein neben ihr, ihr gewohntes
Emblem, ragt wirklich halb zum Bilde heraus. Auf
dem linken Flügelbilde steht Johannes der Evange-
list und blickt mit der Ruhe des über alles Jrdische
erhabnen Heiligen auf die Schlange, die unter
seinem Segensspruch aus dem Kelch' emporsteigt,
den er hält. Neben Johannes erblickt man die hei-
lige Margaretha. Schön, edel, mit entzückender
Freude sieht sie in Gestalt eines zornsprühenden Un-
geheuers den Urheber alles Bösen sich kraftlos unter
ihrem Fuße winden, der, wie die Legende er-
zählt, ihr in dieser Gestalt im Kerker erschien, um
die heilige Jungfrau zu schrecken. Die heitere Feier-
lichkeit, die ernste Pracht dieses Bildes läßt sich
durch Worte nicht darstellen, man steht davor, wie
vor einem lichterfüllten, heiligen Tempel. Die
technische Vollkommenheit desselben, die Schönheit

Auf dem rechten Flügelbilde ſteht der heilige
Jakob der ältere, mit der Keule, als bezeichnendem
Emblem ſeines Märtyrertodes, und ebenfalls mit
einem Buche; ein herrlicher geiſtreicher Kopf voll
lebendigen Ausdrucks; neben dieſem die heilige
Chriſtina; der Mühlſtein neben ihr, ihr gewohntes
Emblem, ragt wirklich halb zum Bilde heraus. Auf
dem linken Flügelbilde ſteht Johannes der Evange-
liſt und blickt mit der Ruhe des über alles Jrdiſche
erhabnen Heiligen auf die Schlange, die unter
ſeinem Segensſpruch aus dem Kelch’ emporſteigt,
den er hält. Neben Johannes erblickt man die hei-
lige Margaretha. Schön, edel, mit entzückender
Freude ſieht ſie in Geſtalt eines zornſprühenden Un-
geheuers den Urheber alles Böſen ſich kraftlos unter
ihrem Fuße winden, der, wie die Legende er-
zählt, ihr in dieſer Geſtalt im Kerker erſchien, um
die heilige Jungfrau zu ſchrecken. Die heitere Feier-
lichkeit, die ernſte Pracht dieſes Bildes läßt ſich
durch Worte nicht darſtellen, man ſteht davor, wie
vor einem lichterfüllten, heiligen Tempel. Die
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[22/0032] Auf dem rechten Flügelbilde ſteht der heilige Jakob der ältere, mit der Keule, als bezeichnendem Emblem ſeines Märtyrertodes, und ebenfalls mit einem Buche; ein herrlicher geiſtreicher Kopf voll lebendigen Ausdrucks; neben dieſem die heilige Chriſtina; der Mühlſtein neben ihr, ihr gewohntes Emblem, ragt wirklich halb zum Bilde heraus. Auf dem linken Flügelbilde ſteht Johannes der Evange- liſt und blickt mit der Ruhe des über alles Jrdiſche erhabnen Heiligen auf die Schlange, die unter ſeinem Segensſpruch aus dem Kelch’ emporſteigt, den er hält. Neben Johannes erblickt man die hei- lige Margaretha. Schön, edel, mit entzückender Freude ſieht ſie in Geſtalt eines zornſprühenden Un- geheuers den Urheber alles Böſen ſich kraftlos unter ihrem Fuße winden, der, wie die Legende er- zählt, ihr in dieſer Geſtalt im Kerker erſchien, um die heilige Jungfrau zu ſchrecken. Die heitere Feier- lichkeit, die ernſte Pracht dieſes Bildes läßt ſich durch Worte nicht darſtellen, man ſteht davor, wie vor einem lichterfüllten, heiligen Tempel. Die techniſche Vollkommenheit deſſelben, die Schönheit

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/32>, abgerufen am 24.11.2024.