Die Zahl der von Lukas von Leyden bis auf Sandrarts Zeiten gekommen Kupferstiche gibt dieser auf hundert zwei und siebzig Stücke an, die jedoch schon damals sehr schwer zusammen zu bringen waren, so daß man ein kleines Blatt, Abraham und Hagar, mit fünfhundert Gulden bezahlte. Sein in Kupfer gestochnes Bildniß des Kaisers Maximilian, welchen er während dessen Aufenthaltes in Leyden zeichnete, wird als das vortrefflichste gepriesen, welches der Meister in dieser Art hervorgebracht.
Von den Gemälden sind ebenfalls nur wenige bis auf unsere Tage gekommen, doch bewahrt die Boissereesche Sammlung von ihm ein köstliches großes Altarblatt, auf welchem sieben Figuren, fast nach alter byzantinischer Art neben einander in einer Reihe stehen. Bis zur Hälfte des Mittelbildes halten Engel einen Teppich mit goldnen Blumen durchwirkt; über ihn hinaus verliert sich der Blick in die blaue Ferne, man sieht das Meer mit seinen Jnseln und Klippen, und die stolz sich erhebenden Thürme einer großen Stadt; Alles liegt hell und
Die Zahl der von Lukas von Leyden bis auf Sandrarts Zeiten gekommen Kupferſtiche gibt dieſer auf hundert zwei und ſiebzig Stücke an, die jedoch ſchon damals ſehr ſchwer zuſammen zu bringen waren, ſo daß man ein kleines Blatt, Abraham und Hagar, mit fünfhundert Gulden bezahlte. Sein in Kupfer geſtochnes Bildniß des Kaiſers Maximilian, welchen er während deſſen Aufenthaltes in Leyden zeichnete, wird als das vortrefflichſte geprieſen, welches der Meiſter in dieſer Art hervorgebracht.
Von den Gemälden ſind ebenfalls nur wenige bis auf unſere Tage gekommen, doch bewahrt die Boiſſeréeſche Sammlung von ihm ein köſtliches großes Altarblatt, auf welchem ſieben Figuren, faſt nach alter byzantiniſcher Art neben einander in einer Reihe ſtehen. Bis zur Hälfte des Mittelbildes halten Engel einen Teppich mit goldnen Blumen durchwirkt; über ihn hinaus verliert ſich der Blick in die blaue Ferne, man ſieht das Meer mit ſeinen Jnſeln und Klippen, und die ſtolz ſich erhebenden Thürme einer großen Stadt; Alles liegt hell und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0030"n="20"/><p>Die Zahl der von Lukas von Leyden bis auf<lb/>
Sandrarts Zeiten gekommen Kupferſtiche gibt dieſer<lb/>
auf hundert zwei und ſiebzig Stücke an, die jedoch<lb/>ſchon damals ſehr ſchwer zuſammen zu bringen waren,<lb/>ſo daß man ein kleines Blatt, Abraham und Hagar,<lb/>
mit fünfhundert Gulden bezahlte. Sein in Kupfer<lb/>
geſtochnes Bildniß des Kaiſers Maximilian, welchen<lb/>
er während deſſen Aufenthaltes in Leyden zeichnete,<lb/>
wird als das vortrefflichſte geprieſen, welches der<lb/>
Meiſter in dieſer Art hervorgebracht.</p><lb/><p>Von den Gemälden ſind ebenfalls nur wenige<lb/>
bis auf unſere Tage gekommen, doch bewahrt die<lb/>
Boiſſer<hirendition="#aq">é</hi>eſche Sammlung von ihm ein köſtliches<lb/>
großes Altarblatt, auf welchem ſieben Figuren, faſt<lb/>
nach alter byzantiniſcher Art neben einander in einer<lb/>
Reihe ſtehen. Bis zur Hälfte des Mittelbildes<lb/>
halten Engel einen Teppich mit goldnen Blumen<lb/>
durchwirkt; über ihn hinaus verliert ſich der Blick<lb/>
in die blaue Ferne, man ſieht das Meer mit ſeinen<lb/>
Jnſeln und Klippen, und die ſtolz ſich erhebenden<lb/>
Thürme einer großen Stadt; Alles liegt hell und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[20/0030]
Die Zahl der von Lukas von Leyden bis auf
Sandrarts Zeiten gekommen Kupferſtiche gibt dieſer
auf hundert zwei und ſiebzig Stücke an, die jedoch
ſchon damals ſehr ſchwer zuſammen zu bringen waren,
ſo daß man ein kleines Blatt, Abraham und Hagar,
mit fünfhundert Gulden bezahlte. Sein in Kupfer
geſtochnes Bildniß des Kaiſers Maximilian, welchen
er während deſſen Aufenthaltes in Leyden zeichnete,
wird als das vortrefflichſte geprieſen, welches der
Meiſter in dieſer Art hervorgebracht.
Von den Gemälden ſind ebenfalls nur wenige
bis auf unſere Tage gekommen, doch bewahrt die
Boiſſeréeſche Sammlung von ihm ein köſtliches
großes Altarblatt, auf welchem ſieben Figuren, faſt
nach alter byzantiniſcher Art neben einander in einer
Reihe ſtehen. Bis zur Hälfte des Mittelbildes
halten Engel einen Teppich mit goldnen Blumen
durchwirkt; über ihn hinaus verliert ſich der Blick
in die blaue Ferne, man ſieht das Meer mit ſeinen
Jnſeln und Klippen, und die ſtolz ſich erhebenden
Thürme einer großen Stadt; Alles liegt hell und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/30>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.