denen er in früheren Zeiten viele Wohlthaten erwiesen hatte. Auch die Seinen wurden bei Freunden un- tergebracht, und so waren alle einstweilen wieder in Ruhe und Sicherheit.
Karl von Mander erhielt ein Altarblatt zu malen, das ihm fünf und zwanzig Pfund flämisch einbrachte; seine Frau beschenkte ihn im Laufe des Jahres mit einem zweiten Kinde, und er wäre gewiß bei seiner heitern Gemüthsart in dieser be- schränkten Lage völlig zufrieden geblieben, wenn nicht die Pest, diese furchtbare Begleiterin des Krieges, ihn von neuem aus seinem Zufluchtsort vertrieben hätte. Jeder Tag zählte neue Opfer dieses entsetzlichsten aller Übel, Karl von Manders in Courtray verheirathete Schwester mit allen den Jhrigen gehörte unter die ersten, welche den Unter- gang fanden, und so blieb diesem nichts übrig, als Frau und Kinder durch schleunige Flucht zu retten. Mit einigem Gepäcke und wenigem Gelde wanderten sie aus den Thoren der unglücklichen Stadt, um sich nach Brügge zu begeben; seine Frau trug, in warme Decken eingehüllt, ihr neugebornes Kind, doch sie
denen er in früheren Zeiten viele Wohlthaten erwieſen hatte. Auch die Seinen wurden bei Freunden un- tergebracht, und ſo waren alle einſtweilen wieder in Ruhe und Sicherheit.
Karl von Mander erhielt ein Altarblatt zu malen, das ihm fünf und zwanzig Pfund flämiſch einbrachte; ſeine Frau beſchenkte ihn im Laufe des Jahres mit einem zweiten Kinde, und er wäre gewiß bei ſeiner heitern Gemüthsart in dieſer be- ſchränkten Lage völlig zufrieden geblieben, wenn nicht die Peſt, dieſe furchtbare Begleiterin des Krieges, ihn von neuem aus ſeinem Zufluchtsort vertrieben hätte. Jeder Tag zählte neue Opfer dieſes entſetzlichſten aller Übel, Karl von Manders in Courtray verheirathete Schweſter mit allen den Jhrigen gehörte unter die erſten, welche den Unter- gang fanden, und ſo blieb dieſem nichts übrig, als Frau und Kinder durch ſchleunige Flucht zu retten. Mit einigem Gepäcke und wenigem Gelde wanderten ſie aus den Thoren der unglücklichen Stadt, um ſich nach Brügge zu begeben; ſeine Frau trug, in warme Decken eingehüllt, ihr neugebornes Kind, doch ſie
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[199/0207]
denen er in früheren Zeiten viele Wohlthaten erwieſen
hatte. Auch die Seinen wurden bei Freunden un-
tergebracht, und ſo waren alle einſtweilen wieder
in Ruhe und Sicherheit.
Karl von Mander erhielt ein Altarblatt zu
malen, das ihm fünf und zwanzig Pfund flämiſch
einbrachte; ſeine Frau beſchenkte ihn im Laufe des
Jahres mit einem zweiten Kinde, und er wäre
gewiß bei ſeiner heitern Gemüthsart in dieſer be-
ſchränkten Lage völlig zufrieden geblieben, wenn
nicht die Peſt, dieſe furchtbare Begleiterin des
Krieges, ihn von neuem aus ſeinem Zufluchtsort
vertrieben hätte. Jeder Tag zählte neue Opfer
dieſes entſetzlichſten aller Übel, Karl von Manders
in Courtray verheirathete Schweſter mit allen den
Jhrigen gehörte unter die erſten, welche den Unter-
gang fanden, und ſo blieb dieſem nichts übrig, als
Frau und Kinder durch ſchleunige Flucht zu retten.
Mit einigem Gepäcke und wenigem Gelde wanderten
ſie aus den Thoren der unglücklichen Stadt, um ſich
nach Brügge zu begeben; ſeine Frau trug, in warme
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/207>, abgerufen am 16.02.2025.
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