Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Mander. Nun faßte der Jtaliäner ihn recht ins
Auge, schrie dann wie toll: Laßt mir meinen Freund
los! nehmt den verdammten Strick ihm vom Halse!
gebt ihm seine Kleider wieder! und theilte dabei
rechts und links vom Rosse herab flache Klingenhiebe
unter die Wallonen aus, die zu Fuße dem Reuter
wenig anhaben konnten oder mochten. Alles geschah
wie er es befahl; gern hätte er auch Wagen, Pferde
und alles Übrige wieder erstatten lassen, aber das
Getümmel war groß, und er am Ende selbst froh,
als die Wallonen, ohne sich viel zu besinnen, mit
ihrer Beute davon jagten.

Nun gab es eine Erkennungsscene zwischen
Karl von Mander und seinem Befreier, der ehemals
im Dienste eines Kardinals gestanden hatte, bei
dem Karl von Mander als Maler aus und einge-
gangen war, und sich durch mancherlei kleine Ge-
schenke des Dieners Zuneigung erworben hatte, so
daß er bei ihm in gutem Andenken geblieben war.
Der Jtaliäner wollte seinen Schützling jetzt durchaus
ins Lager führen, um ihn nach überstandnem
Schrecken dort herrlich zu bewirthen, doch Karl von

Mander. Nun faßte der Jtaliäner ihn recht ins
Auge, ſchrie dann wie toll: Laßt mir meinen Freund
los! nehmt den verdammten Strick ihm vom Halſe!
gebt ihm ſeine Kleider wieder! und theilte dabei
rechts und links vom Roſſe herab flache Klingenhiebe
unter die Wallonen aus, die zu Fuße dem Reuter
wenig anhaben konnten oder mochten. Alles geſchah
wie er es befahl; gern hätte er auch Wagen, Pferde
und alles Übrige wieder erſtatten laſſen, aber das
Getümmel war groß, und er am Ende ſelbſt froh,
als die Wallonen, ohne ſich viel zu beſinnen, mit
ihrer Beute davon jagten.

Nun gab es eine Erkennungsſcene zwiſchen
Karl von Mander und ſeinem Befreier, der ehemals
im Dienſte eines Kardinals geſtanden hatte, bei
dem Karl von Mander als Maler aus und einge-
gangen war, und ſich durch mancherlei kleine Ge-
ſchenke des Dieners Zuneigung erworben hatte, ſo
daß er bei ihm in gutem Andenken geblieben war.
Der Jtaliäner wollte ſeinen Schützling jetzt durchaus
ins Lager führen, um ihn nach überſtandnem
Schrecken dort herrlich zu bewirthen, doch Karl von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0205" n="197"/>
Mander. Nun faßte der Jtaliäner ihn recht ins<lb/>
Auge, &#x017F;chrie dann wie toll: Laßt mir meinen Freund<lb/>
los! nehmt den verdammten Strick ihm vom Hal&#x017F;e!<lb/>
gebt ihm &#x017F;eine Kleider wieder! und theilte dabei<lb/>
rechts und links vom Ro&#x017F;&#x017F;e herab flache Klingenhiebe<lb/>
unter die Wallonen aus, die zu Fuße dem Reuter<lb/>
wenig anhaben konnten oder mochten. Alles ge&#x017F;chah<lb/>
wie er es befahl; gern hätte er auch Wagen, Pferde<lb/>
und alles Übrige wieder er&#x017F;tatten la&#x017F;&#x017F;en, aber das<lb/>
Getümmel war groß, und er am Ende &#x017F;elb&#x017F;t froh,<lb/>
als die Wallonen, ohne &#x017F;ich viel zu be&#x017F;innen, mit<lb/>
ihrer Beute davon jagten.</p><lb/>
        <p>Nun gab es eine Erkennungs&#x017F;cene zwi&#x017F;chen<lb/>
Karl von Mander und &#x017F;einem Befreier, der ehemals<lb/>
im Dien&#x017F;te eines Kardinals ge&#x017F;tanden hatte, bei<lb/>
dem Karl von Mander als Maler aus und einge-<lb/>
gangen war, und &#x017F;ich durch mancherlei kleine Ge-<lb/>
&#x017F;chenke des Dieners Zuneigung erworben hatte, &#x017F;o<lb/>
daß er bei ihm in gutem Andenken geblieben war.<lb/>
Der Jtaliäner wollte &#x017F;einen Schützling jetzt durchaus<lb/>
ins Lager führen, um ihn nach über&#x017F;tandnem<lb/>
Schrecken dort herrlich zu bewirthen, doch Karl von<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0205] Mander. Nun faßte der Jtaliäner ihn recht ins Auge, ſchrie dann wie toll: Laßt mir meinen Freund los! nehmt den verdammten Strick ihm vom Halſe! gebt ihm ſeine Kleider wieder! und theilte dabei rechts und links vom Roſſe herab flache Klingenhiebe unter die Wallonen aus, die zu Fuße dem Reuter wenig anhaben konnten oder mochten. Alles geſchah wie er es befahl; gern hätte er auch Wagen, Pferde und alles Übrige wieder erſtatten laſſen, aber das Getümmel war groß, und er am Ende ſelbſt froh, als die Wallonen, ohne ſich viel zu beſinnen, mit ihrer Beute davon jagten. Nun gab es eine Erkennungsſcene zwiſchen Karl von Mander und ſeinem Befreier, der ehemals im Dienſte eines Kardinals geſtanden hatte, bei dem Karl von Mander als Maler aus und einge- gangen war, und ſich durch mancherlei kleine Ge- ſchenke des Dieners Zuneigung erworben hatte, ſo daß er bei ihm in gutem Andenken geblieben war. Der Jtaliäner wollte ſeinen Schützling jetzt durchaus ins Lager führen, um ihn nach überſtandnem Schrecken dort herrlich zu bewirthen, doch Karl von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/205
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/205>, abgerufen am 25.11.2024.