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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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ließen zuweilen bei festlichen Gelegenheiten allego-
rische Aufzüge, bei denen gesprochen ward, in ihren
Pallästen aufführen, während das Volk nur Possen-
spiele kannte, die um Fastnacht oder auf Jahrmärk-
ten, gewöhnlich unter freiem Himmel, auf breter-
nen Gerüsten dargestellt wurden, oder geistliche
Komödien, welche die Schüler unter der Leitung
der Geistlichkeit zuweilen in der Schule aufführten.
Jung und alt strömte daher aus der Umgegend zu-
sammen, als Karl von Mander eine Darstellung der
Sündfluth veranstaltete; der Beifall war unermeß-
lich, und man achtete es nicht, daß ein großer
Theil der Zuschauer, die sich dem Theater zu nahe
gedrängt, naß bis auf die Haut, sich eiligst zurück-
ziehen mußten. Denn um die Sache recht natür-
lich zu machen, hatte Karl von Mander eine Menge
Wasser mit Handpumpen in ein nahes Haus bringen
lassen, welches, als die Sündfluth hereinbrach, von
dort mit großer Gewalt auf das Theater herab-
stürzte. Vorher sah man, wie Noah seinen sündigen
Zeitgenossen Buße predigte, dann die Arche baute,
und sie mit den Seinen bezog. Man sah alle Thiere

ließen zuweilen bei feſtlichen Gelegenheiten allego-
riſche Aufzüge, bei denen geſprochen ward, in ihren
Palläſten aufführen, während das Volk nur Poſſen-
ſpiele kannte, die um Faſtnacht oder auf Jahrmärk-
ten, gewöhnlich unter freiem Himmel, auf breter-
nen Gerüſten dargeſtellt wurden, oder geiſtliche
Komödien, welche die Schüler unter der Leitung
der Geiſtlichkeit zuweilen in der Schule aufführten.
Jung und alt ſtrömte daher aus der Umgegend zu-
ſammen, als Karl von Mander eine Darſtellung der
Sündfluth veranſtaltete; der Beifall war unermeß-
lich, und man achtete es nicht, daß ein großer
Theil der Zuſchauer, die ſich dem Theater zu nahe
gedrängt, naß bis auf die Haut, ſich eiligſt zurück-
ziehen mußten. Denn um die Sache recht natür-
lich zu machen, hatte Karl von Mander eine Menge
Waſſer mit Handpumpen in ein nahes Haus bringen
laſſen, welches, als die Sündfluth hereinbrach, von
dort mit großer Gewalt auf das Theater herab-
ſtürzte. Vorher ſah man, wie Noah ſeinen ſündigen
Zeitgenoſſen Buße predigte, dann die Arche baute,
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[185/0193] ließen zuweilen bei feſtlichen Gelegenheiten allego- riſche Aufzüge, bei denen geſprochen ward, in ihren Palläſten aufführen, während das Volk nur Poſſen- ſpiele kannte, die um Faſtnacht oder auf Jahrmärk- ten, gewöhnlich unter freiem Himmel, auf breter- nen Gerüſten dargeſtellt wurden, oder geiſtliche Komödien, welche die Schüler unter der Leitung der Geiſtlichkeit zuweilen in der Schule aufführten. Jung und alt ſtrömte daher aus der Umgegend zu- ſammen, als Karl von Mander eine Darſtellung der Sündfluth veranſtaltete; der Beifall war unermeß- lich, und man achtete es nicht, daß ein großer Theil der Zuſchauer, die ſich dem Theater zu nahe gedrängt, naß bis auf die Haut, ſich eiligſt zurück- ziehen mußten. Denn um die Sache recht natür- lich zu machen, hatte Karl von Mander eine Menge Waſſer mit Handpumpen in ein nahes Haus bringen laſſen, welches, als die Sündfluth hereinbrach, von dort mit großer Gewalt auf das Theater herab- ſtürzte. Vorher ſah man, wie Noah ſeinen ſündigen Zeitgenoſſen Buße predigte, dann die Arche baute, und ſie mit den Seinen bezog. Man ſah alle Thiere

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/193>, abgerufen am 22.11.2024.