gleichsam wie lebend darzustellen, so daß der Kar- dinal Granvella ihn vor allen Andern dem Kaiser Karl dem fünften empfahl, als dieser einen geschick- ten Maler wegen des Porträts der ersten Braut seines Sohnes Philipp, der Prinzessin Marie von Portugall, nach Lissabon senden wollte.
Anton Moro kam glücklich in Lissabon an, ward ehrenvoll empfangen, herrlich bewirthet, und malte nicht nur die Prinzessin, sondern auch ihre Eltern zur allgemeinen Zufriedenheit. Außer sechshundert Dukaten, welche Kaiser Karl dem Maler für diese drei Porträte gab, ward er noch vom König von Portugall mit kostbaren Geschenken überhäuft, und das portugiesische Volk ließ dem glücklichen Maler noch obendrein eine schwere goldne Ehrenkette, tausend Gulden an Werth, überreichen. Nächst- dem malte er noch viele Vornehme des Lissaboner Hofes, erhielt für jedes Bild hundert Dukaten, für manches noch obendrein reiche Geschenke an goldnen Ketten und anderen Kleinodien, und kam auf diese Weise, überhäuft mit Ehrenbezeigungen und beladen mit Reichthümern, bei seinem Kaiser
gleichſam wie lebend darzuſtellen, ſo daß der Kar- dinal Granvella ihn vor allen Andern dem Kaiſer Karl dem fünften empfahl, als dieſer einen geſchick- ten Maler wegen des Porträts der erſten Braut ſeines Sohnes Philipp, der Prinzeſſin Marie von Portugall, nach Liſſabon ſenden wollte.
Anton Moro kam glücklich in Liſſabon an, ward ehrenvoll empfangen, herrlich bewirthet, und malte nicht nur die Prinzeſſin, ſondern auch ihre Eltern zur allgemeinen Zufriedenheit. Außer ſechshundert Dukaten, welche Kaiſer Karl dem Maler für dieſe drei Porträte gab, ward er noch vom König von Portugall mit koſtbaren Geſchenken überhäuft, und das portugieſiſche Volk ließ dem glücklichen Maler noch obendrein eine ſchwere goldne Ehrenkette, tauſend Gulden an Werth, überreichen. Nächſt- dem malte er noch viele Vornehme des Liſſaboner Hofes, erhielt für jedes Bild hundert Dukaten, für manches noch obendrein reiche Geſchenke an goldnen Ketten und anderen Kleinodien, und kam auf dieſe Weiſe, überhäuft mit Ehrenbezeigungen und beladen mit Reichthümern, bei ſeinem Kaiſer
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gleichſam wie lebend darzuſtellen, ſo daß der Kar-
dinal Granvella ihn vor allen Andern dem Kaiſer
Karl dem fünften empfahl, als dieſer einen geſchick-
ten Maler wegen des Porträts der erſten Braut
ſeines Sohnes Philipp, der Prinzeſſin Marie von
Portugall, nach Liſſabon ſenden wollte.
Anton Moro kam glücklich in Liſſabon an, ward
ehrenvoll empfangen, herrlich bewirthet, und malte
nicht nur die Prinzeſſin, ſondern auch ihre Eltern
zur allgemeinen Zufriedenheit. Außer ſechshundert
Dukaten, welche Kaiſer Karl dem Maler für dieſe
drei Porträte gab, ward er noch vom König von
Portugall mit koſtbaren Geſchenken überhäuft, und
das portugieſiſche Volk ließ dem glücklichen Maler
noch obendrein eine ſchwere goldne Ehrenkette,
tauſend Gulden an Werth, überreichen. Nächſt-
dem malte er noch viele Vornehme des Liſſaboner
Hofes, erhielt für jedes Bild hundert Dukaten,
für manches noch obendrein reiche Geſchenke an
goldnen Ketten und anderen Kleinodien, und kam
auf dieſe Weiſe, überhäuft mit Ehrenbezeigungen
und beladen mit Reichthümern, bei ſeinem Kaiſer
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/172>, abgerufen am 16.02.2025.
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