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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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Von allen Seiten strömten Hemskerken Bestel-
lungen bedeutender Arbeiten für Kirchen, Palläste
und Sammlungen von Kunstfreunden zu; große
Summen, zum Theil auch lebenslängliche Leibren-
ten waren sein Lohn. Er brachte ganz ungewöhn-
liche Kunststücke und Verzierungen auf diesen seinen
Arbeiten an; so malte er zum Beispiel den polirten
Marmorboden einer Verkündigung für den Altar
einer Kirche in Harlem so aus, daß der darauf
stehende Engel Gabriel sich in diesem abspiegelte,
als stünde er auf klarem Eise. Ein reicher Kunst-
freund, Jakob Rauwaart, zog sogar zu ihm ins
Haus, und ließ sich unter die große Zahl seiner
Schüler aufnehmen. Dieser nämliche Freund zählte
ihm für eine Darstellung des jüngsten Gerichts
den Tisch so lange voll goldener Doppeldukaten, bis
Hemskerk selbst ausrief, es sey nun genug, was
gewiß sehr spät geschah, denn der Meister war
nichts weniger als uneigennützig oder freigebig.

Seine große Liebe zum Gelde verleitete ihn
sogar wenige Jahre nach dem Tode seiner ersten
jungen schönen Frau ein altes sehr häßliches,

Von allen Seiten ſtrömten Hemskerken Beſtel-
lungen bedeutender Arbeiten für Kirchen, Palläſte
und Sammlungen von Kunſtfreunden zu; große
Summen, zum Theil auch lebenslängliche Leibren-
ten waren ſein Lohn. Er brachte ganz ungewöhn-
liche Kunſtſtücke und Verzierungen auf dieſen ſeinen
Arbeiten an; ſo malte er zum Beiſpiel den polirten
Marmorboden einer Verkündigung für den Altar
einer Kirche in Harlem ſo aus, daß der darauf
ſtehende Engel Gabriel ſich in dieſem abſpiegelte,
als ſtünde er auf klarem Eiſe. Ein reicher Kunſt-
freund, Jakob Rauwaart, zog ſogar zu ihm ins
Haus, und ließ ſich unter die große Zahl ſeiner
Schüler aufnehmen. Dieſer nämliche Freund zählte
ihm für eine Darſtellung des jüngſten Gerichts
den Tiſch ſo lange voll goldener Doppeldukaten, bis
Hemskerk ſelbſt ausrief, es ſey nun genug, was
gewiß ſehr ſpät geſchah, denn der Meiſter war
nichts weniger als uneigennützig oder freigebig.

Seine große Liebe zum Gelde verleitete ihn
ſogar wenige Jahre nach dem Tode ſeiner erſten
jungen ſchönen Frau ein altes ſehr häßliches,

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[158/0166] Von allen Seiten ſtrömten Hemskerken Beſtel- lungen bedeutender Arbeiten für Kirchen, Palläſte und Sammlungen von Kunſtfreunden zu; große Summen, zum Theil auch lebenslängliche Leibren- ten waren ſein Lohn. Er brachte ganz ungewöhn- liche Kunſtſtücke und Verzierungen auf dieſen ſeinen Arbeiten an; ſo malte er zum Beiſpiel den polirten Marmorboden einer Verkündigung für den Altar einer Kirche in Harlem ſo aus, daß der darauf ſtehende Engel Gabriel ſich in dieſem abſpiegelte, als ſtünde er auf klarem Eiſe. Ein reicher Kunſt- freund, Jakob Rauwaart, zog ſogar zu ihm ins Haus, und ließ ſich unter die große Zahl ſeiner Schüler aufnehmen. Dieſer nämliche Freund zählte ihm für eine Darſtellung des jüngſten Gerichts den Tiſch ſo lange voll goldener Doppeldukaten, bis Hemskerk ſelbſt ausrief, es ſey nun genug, was gewiß ſehr ſpät geſchah, denn der Meiſter war nichts weniger als uneigennützig oder freigebig. Seine große Liebe zum Gelde verleitete ihn ſogar wenige Jahre nach dem Tode ſeiner erſten jungen ſchönen Frau ein altes ſehr häßliches,

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/166>, abgerufen am 22.11.2024.