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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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überließen, und, bei möglichster Treue im Dar-
stellen der Wirklichkeit, es nie unternahmen, die
Natur noch übertreffen zu wollen, liegt ja das Ge-
heimniß ihrer, mit dieser wetteifernden Größe.
Nichts aber steht ächter Kunst mehr entgegen als
Künstelei, Absichtlichkeit und oberflächliches Haschen
nach glänzendem Effekt.

Hemskerk begnügte sich nicht, nur in seinen Ge-
mälden diese Abirrung von der rechten Bahn immer
weiter zu verbreiten; er zeichnete auch viel, und
da er selbst weder in Holz schnitt, noch in Kupfer
stach, so wurden viele hundert Blätter nach seinen
Zeichnungen von andern Meistern, besonders von
einem, Namens Coornhardt, radirt, in Holz ge-
schnitten, und geätzt. Diese sind zum Theil bis
auf unsere Zeiten gekommen, und ganz im Geschmack
seiner spätern Gemälde; einzelne Lichtpunkte, welche
in diesen wie in jenen bezeugen was der Meister
vormals war, betrüben statt zu erfreuen, denn sie
erscheinen wie lichte Momente eines in trübem
Wahnsinn untergegangnen, einst hohen, edlen und
reichen Geistes.

überließen, und, bei möglichſter Treue im Dar-
ſtellen der Wirklichkeit, es nie unternahmen, die
Natur noch übertreffen zu wollen, liegt ja das Ge-
heimniß ihrer, mit dieſer wetteifernden Größe.
Nichts aber ſteht ächter Kunſt mehr entgegen als
Künſtelei, Abſichtlichkeit und oberflächliches Haſchen
nach glänzendem Effekt.

Hemskerk begnügte ſich nicht, nur in ſeinen Ge-
mälden dieſe Abirrung von der rechten Bahn immer
weiter zu verbreiten; er zeichnete auch viel, und
da er ſelbſt weder in Holz ſchnitt, noch in Kupfer
ſtach, ſo wurden viele hundert Blätter nach ſeinen
Zeichnungen von andern Meiſtern, beſonders von
einem, Namens Coornhardt, radirt, in Holz ge-
ſchnitten, und geätzt. Dieſe ſind zum Theil bis
auf unſere Zeiten gekommen, und ganz im Geſchmack
ſeiner ſpätern Gemälde; einzelne Lichtpunkte, welche
in dieſen wie in jenen bezeugen was der Meiſter
vormals war, betrüben ſtatt zu erfreuen, denn ſie
erſcheinen wie lichte Momente eines in trübem
Wahnſinn untergegangnen, einſt hohen, edlen und
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[157/0165] überließen, und, bei möglichſter Treue im Dar- ſtellen der Wirklichkeit, es nie unternahmen, die Natur noch übertreffen zu wollen, liegt ja das Ge- heimniß ihrer, mit dieſer wetteifernden Größe. Nichts aber ſteht ächter Kunſt mehr entgegen als Künſtelei, Abſichtlichkeit und oberflächliches Haſchen nach glänzendem Effekt. Hemskerk begnügte ſich nicht, nur in ſeinen Ge- mälden dieſe Abirrung von der rechten Bahn immer weiter zu verbreiten; er zeichnete auch viel, und da er ſelbſt weder in Holz ſchnitt, noch in Kupfer ſtach, ſo wurden viele hundert Blätter nach ſeinen Zeichnungen von andern Meiſtern, beſonders von einem, Namens Coornhardt, radirt, in Holz ge- ſchnitten, und geätzt. Dieſe ſind zum Theil bis auf unſere Zeiten gekommen, und ganz im Geſchmack ſeiner ſpätern Gemälde; einzelne Lichtpunkte, welche in dieſen wie in jenen bezeugen was der Meiſter vormals war, betrüben ſtatt zu erfreuen, denn ſie erſcheinen wie lichte Momente eines in trübem Wahnſinn untergegangnen, einſt hohen, edlen und reichen Geiſtes.

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/165>, abgerufen am 22.11.2024.