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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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neunjährigen Prinzen malte, und überall wegen
seiner großen Kunstfertigkeit Achtung und Bewun-
derung sich erwarb. Unter andern zeichnete er einst
im Beiseyn mehrerer Künstler den Kaiser Maximi-
lian mit einem Stück Kohle so sprechend ähnlich
auf die Wand hin, daß Alle, auch die welche den
Kaiser nur einmal gesehen, ihn sogleich wieder
erkannten. Diese durch unermüdeten Fleiß erworbne
Fertigkeit, jede von ihm aufgefaßte Jdee schnell in
die Wirklichkeit treten zu lassen, war überhaupt
eine der ausgezeichnetsten Eigenschaften Lukas Kra-
nachs. Bis in sein spätestes Alter verwendete er
daheim wie auf Reisen, beinahe jede Stunde seines
Lebens, auf Übung seiner Kunst. Was er einmal
gesehen, hielt seine Einbildungskraft auf immer
fest, und seine fertige Hand stellte es in unglaub-
lich kurzer Zeit auf die Tafel hin. Selbst wenn er
nicht malte beschäftigten Entwürfe zu künftigen
Arbeiten seinen Geist, daher ist die Zahl derselben
fast unübersehbar; sie beschränken sich nicht auf
Gemälde oder Zeichnungen; Lukas Kranach stach
auch in Kupfer, und man zählt daneben noch an

neunjährigen Prinzen malte, und überall wegen
ſeiner großen Kunſtfertigkeit Achtung und Bewun-
derung ſich erwarb. Unter andern zeichnete er einſt
im Beiſeyn mehrerer Künſtler den Kaiſer Maximi-
lian mit einem Stück Kohle ſo ſprechend ähnlich
auf die Wand hin, daß Alle, auch die welche den
Kaiſer nur einmal geſehen, ihn ſogleich wieder
erkannten. Dieſe durch unermüdeten Fleiß erworbne
Fertigkeit, jede von ihm aufgefaßte Jdee ſchnell in
die Wirklichkeit treten zu laſſen, war überhaupt
eine der ausgezeichnetſten Eigenſchaften Lukas Kra-
nachs. Bis in ſein ſpäteſtes Alter verwendete er
daheim wie auf Reiſen, beinahe jede Stunde ſeines
Lebens, auf Übung ſeiner Kunſt. Was er einmal
geſehen, hielt ſeine Einbildungskraft auf immer
feſt, und ſeine fertige Hand ſtellte es in unglaub-
lich kurzer Zeit auf die Tafel hin. Selbſt wenn er
nicht malte beſchäftigten Entwürfe zu künftigen
Arbeiten ſeinen Geiſt, daher iſt die Zahl derſelben
faſt unüberſehbar; ſie beſchränken ſich nicht auf
Gemälde oder Zeichnungen; Lukas Kranach ſtach
auch in Kupfer, und man zählt daneben noch an

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[112/0122] neunjährigen Prinzen malte, und überall wegen ſeiner großen Kunſtfertigkeit Achtung und Bewun- derung ſich erwarb. Unter andern zeichnete er einſt im Beiſeyn mehrerer Künſtler den Kaiſer Maximi- lian mit einem Stück Kohle ſo ſprechend ähnlich auf die Wand hin, daß Alle, auch die welche den Kaiſer nur einmal geſehen, ihn ſogleich wieder erkannten. Dieſe durch unermüdeten Fleiß erworbne Fertigkeit, jede von ihm aufgefaßte Jdee ſchnell in die Wirklichkeit treten zu laſſen, war überhaupt eine der ausgezeichnetſten Eigenſchaften Lukas Kra- nachs. Bis in ſein ſpäteſtes Alter verwendete er daheim wie auf Reiſen, beinahe jede Stunde ſeines Lebens, auf Übung ſeiner Kunſt. Was er einmal geſehen, hielt ſeine Einbildungskraft auf immer feſt, und ſeine fertige Hand ſtellte es in unglaub- lich kurzer Zeit auf die Tafel hin. Selbſt wenn er nicht malte beſchäftigten Entwürfe zu künftigen Arbeiten ſeinen Geiſt, daher iſt die Zahl derſelben faſt unüberſehbar; ſie beſchränken ſich nicht auf Gemälde oder Zeichnungen; Lukas Kranach ſtach auch in Kupfer, und man zählt daneben noch an

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/122>, abgerufen am 22.11.2024.