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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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Nach Vollendung seiner Wanderjahre kehrte er
zurück ins Vaterland, wo er bald darauf in Wit-
tenberg sich häuslich niederließ. Er hatte die von
Johann van Eyck auf die Meister der altdeut-
schen Schule vererbte Behandlung der Farben,
und überhaupt alle technischen Vorzüge derselben,
in sofern sie auf die Führung des Pinsels Bezug
haben, sich zu eigen gemacht, und übte von nun
an seine Kunst, zur Freude und Bewunderung
seiner Mitbürger, unter denen sein edler Geist,
seine seltne Güte bei großer Festigkeit des Charak-
ters ihm allgemeine Achtung und Liebe erwarben.

Seine Frau, mit der er sich bald nach seiner
Zurückkunft aus den Niederlanden verheirathete,
hieß Barbara, und war die Tochter eines Bürger-
meisters von Gotha, Namens Brengbier. Gegen
die gewöhnliche Art der Maler, hatte er sich bei
der Wahl einer Gattin nicht durch den Glanz
äußerer Schönheit leiten lassen. Man sagt, seine
Barbara sey so wenig hübsch gewesen, daß er sich
nie entschließen mochte sie so zu malen, daß man ihr
Gesicht sehen konnte; dennoch lebte er mit ihr in

Nach Vollendung ſeiner Wanderjahre kehrte er
zurück ins Vaterland, wo er bald darauf in Wit-
tenberg ſich häuslich niederließ. Er hatte die von
Johann van Eyck auf die Meiſter der altdeut-
ſchen Schule vererbte Behandlung der Farben,
und überhaupt alle techniſchen Vorzüge derſelben,
in ſofern ſie auf die Führung des Pinſels Bezug
haben, ſich zu eigen gemacht, und übte von nun
an ſeine Kunſt, zur Freude und Bewunderung
ſeiner Mitbürger, unter denen ſein edler Geiſt,
ſeine ſeltne Güte bei großer Feſtigkeit des Charak-
ters ihm allgemeine Achtung und Liebe erwarben.

Seine Frau, mit der er ſich bald nach ſeiner
Zurückkunft aus den Niederlanden verheirathete,
hieß Barbara, und war die Tochter eines Bürger-
meiſters von Gotha, Namens Brengbier. Gegen
die gewöhnliche Art der Maler, hatte er ſich bei
der Wahl einer Gattin nicht durch den Glanz
äußerer Schönheit leiten laſſen. Man ſagt, ſeine
Barbara ſey ſo wenig hübſch geweſen, daß er ſich
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Geſicht ſehen konnte; dennoch lebte er mit ihr in

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[110/0120] Nach Vollendung ſeiner Wanderjahre kehrte er zurück ins Vaterland, wo er bald darauf in Wit- tenberg ſich häuslich niederließ. Er hatte die von Johann van Eyck auf die Meiſter der altdeut- ſchen Schule vererbte Behandlung der Farben, und überhaupt alle techniſchen Vorzüge derſelben, in ſofern ſie auf die Führung des Pinſels Bezug haben, ſich zu eigen gemacht, und übte von nun an ſeine Kunſt, zur Freude und Bewunderung ſeiner Mitbürger, unter denen ſein edler Geiſt, ſeine ſeltne Güte bei großer Feſtigkeit des Charak- ters ihm allgemeine Achtung und Liebe erwarben. Seine Frau, mit der er ſich bald nach ſeiner Zurückkunft aus den Niederlanden verheirathete, hieß Barbara, und war die Tochter eines Bürger- meiſters von Gotha, Namens Brengbier. Gegen die gewöhnliche Art der Maler, hatte er ſich bei der Wahl einer Gattin nicht durch den Glanz äußerer Schönheit leiten laſſen. Man ſagt, ſeine Barbara ſey ſo wenig hübſch geweſen, daß er ſich nie entſchließen mochte ſie ſo zu malen, daß man ihr Geſicht ſehen konnte; dennoch lebte er mit ihr in

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/120>, abgerufen am 24.11.2024.