sowohl Zeichnungen als Gemälde, er mit großem Aufwande von Mühe und Kosten sammlete. Dieser wünschte dem großen Meister ein würdiges Denk- mal an der Stätte, wo er begraben ward, zu setzen. Doch vergebens stellte er die mühsamsten Nachforschungen an, der durch Holbeins Staubge- geheiligte Ort bleibt ewig verborgen.
Holbeins Gemälde sind zu allgemein bekannt und bewundert, als daß ich hier viel zu ihrem Lobe oder zu ihrer Charakteristik sagen dürfte. Was er war, noch ehe er Basel verließ, beweis't sein Gemälde, auf welchem er in unaussprechlicher Anmuth und Hoheit die Madonna darstellte, zu ihren Füßen den Burgermeister von Basel, als Stifter des Gemäldes, neben seiner Hausfrau und seinen blühenden Söhnen und Töchtern. Wer kennt nicht dieses Bild als eines der herrlichsten Kleinode der Dresdner Gallerie, wenigstens aus Kupferstichen! Keines von Allen die ich in England von ihm sah, übertrifft dieses an Wahrheit, Aus- druck, und Ausführung. Als vollendeter Meister
ſowohl Zeichnungen als Gemälde, er mit großem Aufwande von Mühe und Koſten ſammlete. Dieſer wünſchte dem großen Meiſter ein würdiges Denk- mal an der Stätte, wo er begraben ward, zu ſetzen. Doch vergebens ſtellte er die mühſamſten Nachforſchungen an, der durch Holbeins Staubge- geheiligte Ort bleibt ewig verborgen.
Holbeins Gemälde ſind zu allgemein bekannt und bewundert, als daß ich hier viel zu ihrem Lobe oder zu ihrer Charakteriſtik ſagen dürfte. Was er war, noch ehe er Baſel verließ, beweiſ’t ſein Gemälde, auf welchem er in unausſprechlicher Anmuth und Hoheit die Madonna darſtellte, zu ihren Füßen den Burgermeiſter von Baſel, als Stifter des Gemäldes, neben ſeiner Hausfrau und ſeinen blühenden Söhnen und Töchtern. Wer kennt nicht dieſes Bild als eines der herrlichſten Kleinode der Dresdner Gallerie, wenigſtens aus Kupferſtichen! Keines von Allen die ich in England von ihm ſah, übertrifft dieſes an Wahrheit, Aus- druck, und Ausführung. Als vollendeter Meiſter
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ſowohl Zeichnungen als Gemälde, er mit großem
Aufwande von Mühe und Koſten ſammlete. Dieſer
wünſchte dem großen Meiſter ein würdiges Denk-
mal an der Stätte, wo er begraben ward, zu
ſetzen. Doch vergebens ſtellte er die mühſamſten
Nachforſchungen an, der durch Holbeins Staubge-
geheiligte Ort bleibt ewig verborgen.
Holbeins Gemälde ſind zu allgemein bekannt
und bewundert, als daß ich hier viel zu ihrem
Lobe oder zu ihrer Charakteriſtik ſagen dürfte.
Was er war, noch ehe er Baſel verließ, beweiſ’t
ſein Gemälde, auf welchem er in unausſprechlicher
Anmuth und Hoheit die Madonna darſtellte, zu
ihren Füßen den Burgermeiſter von Baſel, als
Stifter des Gemäldes, neben ſeiner Hausfrau
und ſeinen blühenden Söhnen und Töchtern. Wer
kennt nicht dieſes Bild als eines der herrlichſten
Kleinode der Dresdner Gallerie, wenigſtens aus
Kupferſtichen! Keines von Allen die ich in England
von ihm ſah, übertrifft dieſes an Wahrheit, Aus-
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/116>, abgerufen am 16.02.2025.
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