Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


Albrecht Dürers. Der ganze Aufsatz aber so
rührend und herzergreifend, daß ich mich nur mit
Mühe entschließen konnte, ihn, als doch nicht ganz
hieher gehörig, nur theilweise mitzutheilen.

"Jtem am Freytag nach Pfingsten im 1521
"Jahr kam mir Mähr gen Antorff, daß man Martin
"Luther so verrätherlich gefangen hätt, denn da
"ihm des Kaisers Karols Herold mit dem kaiser-
"lichen Geleit war zugeben, dem war er vertrauet,
"aber so bald ihn der Herold bracht bei Eisenach in
"ein unfreundlich Ort, sagt er dörfte sein nit mehr,
"und ritt von ihm. Alsbald waren zehn Pferd da,
"die führten verrätherlich den verkauften frommen,
"mit dem heiligen Geist erleuchteten Mann hinweg,
"der da war ein Nachfolger des wahren christ-
"lichen Glaubens, und lebt er noch oder haben
"sie ihn gemördert, das ich nit weiß, so hat er
"das gelitten um der christlichen Wahrheit willen,
"und um daß er gestraft hat das unchristliche
"Papstthum." -- -- --

"Und sonderlich ist mir noch das schwerest,
"daß uns Gott vielleicht noch unter ihrer falschen


Albrecht Dürers. Der ganze Aufſatz aber ſo
rührend und herzergreifend, daß ich mich nur mit
Mühe entſchließen konnte, ihn, als doch nicht ganz
hieher gehörig, nur theilweiſe mitzutheilen.

„Jtem am Freytag nach Pfingſten im 1521
„Jahr kam mir Mähr gen Antorff, daß man Martin
„Luther ſo verrätherlich gefangen hätt, denn da
„ihm des Kaiſers Karols Herold mit dem kaiſer-
„lichen Geleit war zugeben, dem war er vertrauet,
„aber ſo bald ihn der Herold bracht bei Eiſenach in
„ein unfreundlich Ort, ſagt er dörfte ſein nit mehr,
„und ritt von ihm. Alsbald waren zehn Pferd da,
„die führten verrätherlich den verkauften frommen,
„mit dem heiligen Geiſt erleuchteten Mann hinweg,
„der da war ein Nachfolger des wahren chriſt-
„lichen Glaubens, und lebt er noch oder haben
„ſie ihn gemördert, das ich nit weiß, ſo hat er
„das gelitten um der chriſtlichen Wahrheit willen,
„und um daß er geſtraft hat das unchriſtliche
„Papſtthum.“ — — —

„Und ſonderlich iſt mir noch das ſchwereſt,
„daß uns Gott vielleicht noch unter ihrer falſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0265" n="253"/><lb/>
Albrecht Dürers. Der ganze Auf&#x017F;atz aber &#x017F;o<lb/>
rührend und herzergreifend, daß ich mich nur mit<lb/>
Mühe ent&#x017F;chließen konnte, ihn, als doch nicht ganz<lb/>
hieher gehörig, nur theilwei&#x017F;e mitzutheilen.</p><lb/>
        <p>
          <cit>
            <quote>&#x201E;Jtem am Freytag nach Pfing&#x017F;ten im 1521<lb/>
&#x201E;Jahr kam mir Mähr gen Antorff, daß man Martin<lb/>
&#x201E;Luther &#x017F;o verrätherlich gefangen hätt, denn da<lb/>
&#x201E;ihm des Kai&#x017F;ers Karols Herold mit dem kai&#x017F;er-<lb/>
&#x201E;lichen Geleit war zugeben, dem war er vertrauet,<lb/>
&#x201E;aber &#x017F;o bald ihn der Herold bracht bei Ei&#x017F;enach in<lb/>
&#x201E;ein unfreundlich Ort, &#x017F;agt er dörfte &#x017F;ein nit mehr,<lb/>
&#x201E;und ritt von ihm. Alsbald waren zehn Pferd da,<lb/>
&#x201E;die führten verrätherlich den verkauften frommen,<lb/>
&#x201E;mit dem heiligen Gei&#x017F;t erleuchteten Mann hinweg,<lb/>
&#x201E;der da war ein Nachfolger des wahren chri&#x017F;t-<lb/>
&#x201E;lichen Glaubens, und lebt er noch oder haben<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie ihn gemördert, das ich nit weiß, &#x017F;o hat er<lb/>
&#x201E;das gelitten um der chri&#x017F;tlichen Wahrheit willen,<lb/>
&#x201E;und um daß er ge&#x017F;traft hat das unchri&#x017F;tliche<lb/>
&#x201E;Pap&#x017F;tthum.&#x201C; &#x2014; &#x2014; &#x2014;</quote>
          </cit>
        </p><lb/>
        <p>
          <cit>
            <quote>&#x201E;Und &#x017F;onderlich i&#x017F;t mir noch das &#x017F;chwere&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;daß uns Gott vielleicht noch unter ihrer fal&#x017F;chen<lb/></quote>
          </cit>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0265] Albrecht Dürers. Der ganze Aufſatz aber ſo rührend und herzergreifend, daß ich mich nur mit Mühe entſchließen konnte, ihn, als doch nicht ganz hieher gehörig, nur theilweiſe mitzutheilen. „Jtem am Freytag nach Pfingſten im 1521 „Jahr kam mir Mähr gen Antorff, daß man Martin „Luther ſo verrätherlich gefangen hätt, denn da „ihm des Kaiſers Karols Herold mit dem kaiſer- „lichen Geleit war zugeben, dem war er vertrauet, „aber ſo bald ihn der Herold bracht bei Eiſenach in „ein unfreundlich Ort, ſagt er dörfte ſein nit mehr, „und ritt von ihm. Alsbald waren zehn Pferd da, „die führten verrätherlich den verkauften frommen, „mit dem heiligen Geiſt erleuchteten Mann hinweg, „der da war ein Nachfolger des wahren chriſt- „lichen Glaubens, und lebt er noch oder haben „ſie ihn gemördert, das ich nit weiß, ſo hat er „das gelitten um der chriſtlichen Wahrheit willen, „und um daß er geſtraft hat das unchriſtliche „Papſtthum.“ — — — „Und ſonderlich iſt mir noch das ſchwereſt, „daß uns Gott vielleicht noch unter ihrer falſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/265
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/265>, abgerufen am 24.11.2024.